Kuckuckslichtnelken auf 22 Flächen nachgewiesen
NABU-Projekt entwickelt artenreiche Grünlandflächen



Kuckuckslichtnelken - Foto: Walter Bleeker
21. Februar 2017 - Artenreiche Grünlandflächen haben eine herausragende Bedeutung für den Gewässer-, Boden- und Klimaschutz. Zudem sind sie Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Von den in Deutschland gefährdeten Arten der Farn- und Blütenpflanzen haben etwa 40 Prozent ihren Verbreitungsschwerpunkt im Grünland.
In den letzten Jahren ist es zu einem dramatischen Rückgang von artenreichen Grünlandflächen gekommen. Neben dem Verlust von Grünlandflächen an sich ist zusätzlich von einer massiven Qualitätsverschlechterung der bestehenden Grünlandflächen hinsichtlich ihrer Biodiversität auszugehen. Mittels des NABU-Projektes "Kuckuckslichtnelke und Co." konnten nun knapp 130 Grünlandflächen erfasst und bewertet werden.
„Es konnte durch die Erfassung nachgewiesen werden, dass auf insgesamt 22 Flächen die Kuckuckslichtnelke vorkommt“, erklärt NABU-Projektleiter Dr. Walter Bleeker. „Auch konnten insgesamt 43 Arten erfasst werden, die laut der letzten Fassung der Roten Liste Niedersachsens mit einer Gefährdungskategorie belegt sind.“ Die Kuckuckslichtnelke gilt dabei als eine Zielart des Projektes, welche stellvertretend für artenreiche Grünlandflächen steht. „Im NABU-Projekt unterstützen wir unsere Gruppen bei der Kartierung und Bewertung von Grünlandflächen bis hin zur Beratung bei der Auswahl geeigneter Saatgutmischungen“, so Dr. Walter Bleeker weiter.
Die Geschichte und das Schicksal artenreicher Grünlandflächen sind eng verwoben mit historischen und aktuellen Entwicklungen in der Landwirtschaft. Früher wie heute dienen Grünlandflächen als Weide oder zur Futterproduktion für die Vorratshaltung. Eine Nutzung als Streu spielt heute kaum noch eine Rolle. Insbesondere Veränderungen in der Vorratshaltung (Grassilage statt Heu) und erhöhte Ansprüche an die Quantität des Aufwuchses haben sich in den letzten Jahren negativ auf die Artenvielfalt von Grünlandflächen ausgewirkt.
Dazu kommt ein erhöhter Flächenbedarf im Zuge der Umstellung zahlreicher Betriebe auf Biomasseproduktion. Aufgrund dieser Veränderungen werden Naturschutz und Tourismus verstärkt zum Nutzungszweck artenreicher Wiesen und Weiden. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Aufwuchs artenreicher Grünlandflächen ein abwechslungsreiches und gesundes Tierfutter darstellt.
Entwicklung artenreicher Grünlandflächen in Niedersachsen
128 Grünlandflächen seit 2015 erfasst und bewertet

Wiesenhummel an Kuckuckslichtnelke - Foto: Michael Steven
06. Februar 2017 Das Projekt "Kuckuckslichtnelke und Co" zieht Bilanz: Die 2015 begonnene Erfassung und Bewertung von Grünlandflächen des NABU wurde fortgesetzt und bis Ende 2016 weitgehend abgeschlossen. Insgesamt haben bislang 28 NABU-Gruppen mit 128 Grünlandflächen am Projekt teilgenommen. Von allen Flächen wurden Artenlisten erstellt sowie GPS-Koordinaten und weitere Parameter (Pflegezustand, Boden) erfasst.
Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse mit den Flächeneigentümern
Eine erste Beratung und Diskussion der Ergebnisse erfolgte häufig bereits während der gemeinsamen Begehung mit den Flächeneigentümern bzw. den Flächenbetreuern. Im weiteren Verlauf wurden dann Flächensteckbriefe erstellt. Diese beinhalten die Einschätzung durch den Projektleiter Dr. Walter Bleeker hinsichtlich des Biotoptyps lt. Niedersächsischem Schlüssel für Biotoptypen, eine Auflistung der wichtigsten Arten, Vorschläge für den Zielbiotoptyp sowie Pflege- und Entwicklungsempfehlungen.
Bislang wurden an 15 Gruppen insgesamt 42 Flächensteckbriefe verschickt. Flächensteckbriefe wurden vor allem von Flächen erstellt, für die bislang noch keine Daten zu Pflanzenvorkommen existierten. Diese können von den Gruppen zur weiteren internen Diskussion aber auch zur Darstellung und Dokumentation ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit und gegenüber Behörden genutzt werden. Zu späteren Zeitpunkten können die in den Steckbriefen präsentierten Daten für ein Monitoring oder für eine Erfolgskontrolle wieder herangezogen werden. Die Gesamtschau der Daten gibt einen Überblick über die auf den Flächen des NABU vorkommenden gefährdeten Pflanzenarten und die Bedeutung der Flächen für den Botanischen Artenschutz in Niedersachsen.
Endgültige Festlegung der teilnehmenden Gruppen und Flächen
Aus den Steckbriefen sowie aus weiteren individuellen Rückmeldungen und Diskussionen vor Ort ergeben sich Vorschläge für konkrete Maßnahmen. Die Maßnahmenvorschläge umfassen eine breite Palette wie die Anlage von Blänken, die Wiederaufnahme einer Bewirtschaftung, die Umstellung der Bewirtschaftung, Vorschläge für das Ansiedeln gebietsheimischer Pflanzenarten aus nächster Umgebung per Hand, die Entfernung von Gehölzen und Baumstümpfen, das Freistellen besonders gefährdeter Pflanzenarten, eine Erhöhung des Artenreichtums durch Frässaat in bestehendes Grünland bis zur kompletten Neuanlage von Grünland.
Maßnahmen wie die Anlage von Blänken, die Wiederaufnahme oder Umstellung einer Bewirtschaftung oder das Entfernen von Gehölzen werden nicht über das Projekt finanziert, es findet aber eine fachliche Begleitung statt. Projektmittel fließen vor allem in Maßnahmen, bei denen es unmittelbar um die Neuanlage oder Aufwertung von Flächen geht. Ein Teil der Maßnahmen wurde in Zusammenarbeit mit anderen Projektes des NABU Niedersachsen durchgeführt (Niedersächsische BINGO-Umweltstiftung: Hummelschutz in Niedersachsen, Libellen; EU-LIFE: AMPHIKULT-Projekt).
Durchführung von Maßnahmen
Die Planung und Umsetzung von Maßnahmen war zentraler Projektinhalt im Jahr 2016. Insgesamt wurden 27 einzelne Maßnahmen in das Projekt aufgenommen. Diese umfassen sowohl vom Projekt finanzierte Maßnahmen als auch solche Maßnahmen, die aus dem Projekt fachlich begleitet, aber von anderer Stelle finanziert wurden. So wurde beispielsweise in mehreren Fällen die Umstellung der Bewirtschaftung einzelner Flächen angeraten (NABU Isernhagen, NABU Stuhr, NABU Wolfenbüttel, NABU Bremervörde) und dann von der Gruppe mit eigenen Mitteln oder in Absprache mit Flächennutzern umgesetzt.
Zwölf Maßnahmen wurden direkt mit Projektmitteln unterstützt, insbesondere durch den Ankauf von gebietsheimischem Saatgut. Die Mischungen wurden je nach Lage der Projektfläche und Bodenbeschaffenheit individuell zusammengestellt und zum Teil mit Handaufsammlungen ergänzt. Die umfangreichste Maßnahme wurde bereits im Spätsommer 2015 in Raden umgesetzt. Dort konnte auf einer ehemaligen Ackerfläche 4 Hektar artenreiches Grünland etabliert werden. Die Fläche hat sich im weiteren Verlauf sehr gut entwickelt und es konnte im Sommer 2016 eine Beweidung eingerichtet werden.
Weitere umfangreichere Maßnahmen umfassen die Teil-Neuanlage einer Streuobstwiese des NABU Dassel, die Begrünung einer Rodungsfläche des NABU Uelzen und die versuchsweise Etablierung eines artenreichen Grünlandbestands auf einem ehemaligen Moorstandort des NABU Beverstedt. Die Maßnahmen in Uelzen und Beverstedt mussten aufgrund des trockenen Spätsommers ins Frühjahr 2017 verschoben werden.
Am 4. März und 27. Oktober 2016 wurde das Projekt in gut besuchten Abendvorträgen „Artenreiches Grünland in Niedersachsen“ des NABU Isernhagen und des NABU Goslar vorgestellt.
mehr über das Projekt:
Das von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderte Projekt ermöglicht es NABU-Gruppen, Grünlandflächen zu optimieren und mittels zertifiziertem Regiosaatgut neue artenreiche Grünlandflächen anzulegen.
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