NABU unterstützt ‚Hoffnungsträger Blühpflanzen‘
„Vermaisung gestoppt - Energiepflanzen ausgebremst!“



Die aktuelle Richtlinie im Niedersächsischen/Bremer Agrarumweltprogramm enthält Fördermaßnahmen für einjährige und mehrjährige Blühstreifen. - Foto: Uwe Baumert
26. März 2015 - Neue Biogasanlagen werden kaum noch gebaut. Zahlreiche Anlagenhersteller sind insolvent. Die Maisanbaufläche stagniert auf dem hohen Niveau des Jahres 2012. Die Vermaisung ist gestoppt und damit fatalerweise auch das große Interesse an vielen alternativen Energiepflanzen für die Biogaserzeugung. Der NABU Niedersachsen ist überzeugt, dass das derzeit gültige Erneuerbare Energiegesetz (EEG) dafür ursächlich ist, denn der Bonus für nachwachsende Rohstoffe ist für Neuanlagen gestrichen worden.
Der NABU Niedersachsen fordert daher, sinnvolle Alternativen wie Wildblumen- und Wildkräutermischungen, Sonnenblume, Winterwicke mit Wintererbse und Bohne sowie Buchweizen verstärkt zu nutzen, um ihre Zukunftsaussichten zu verbessern und Absatzchancen für Saatgutfirmen zu erhöhen.
Der NABU-Energieexperte Uwe Baumert sieht einen Lichtblick: „Hoffnungsträger sind die Agrarumweltmaßnahmen (AUM) in Niedersachsen und Bremen mit den Programmen zur Förderung von Blühpflanzen in Form von Blühstreifen und die vielen regionalen Initiativen mit ihren eigenen Programmen zur Abwechslung auf dem Acker und damit einer Erhöhung der Artenvielfalt.“
Die aktuelle Richtlinie im Niedersächsischen/Bremer Agrarumweltprogramm enthält Fördermaßnahmen für einjährige und mehrjährige Blühstreifen. Die Landwirte nehmen diese Möglichkeiten mit attraktiver finanzieller Ausstattung hervorragend an. Nach NABU-Recherche übersteigen die Antragszahlen des Jahres 2014 mit Verpflichtungsbeginn ab Januar 2015 alle Erwartungen. Etwa 4.730 Antragsteller wollen knapp 20.000 Hektar einsäen, dagegen erhielten im Vergleich zur letzten Förderperiode nur rund 860 Antragsteller für 9.700 Hektar eine Förderprämie.
Landwirtschaftsminister Christian Meyer und seinem Team zollt der NABU Niedersachsen Anerkennung für dieses Programm und auch die Ausgestaltung, die für den Artenschutz ein deutlicher Fortschritt ist. So sind Nutzung und Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemittel untersagt und zudem ist auf mindestens 30 Prozent der Fläche eine Winterruhe einzuhalten.
„Diesen positiven Ansatz müssen wir gemeinsam über die nächsten Jahre weiter entwickeln mit dem Ziel, gebietsheimische Wildkräuter und Blühpflanzen mit hoher genetischer Bandbreite auf den Acker zu bekommen“, bietet der NABU-Experte Uwe Baumert seine Unterstützung an. Der NABU ist ehrenamtlich bereits seit Jahren in Niedersachsen in verschiedenen Beiräten zu Energiepflanzen- und Blühpflanzen auf Regierungsebene, aber auch bei Landvolk und Jägern engagiert.
Die Ziele des NABU Niedersachsen bei Blühpflanzen sind
- Natur zum Vorbild nehmen: Artenzusammensetzung nach Vorkommen und Dominanzverhältnissen in der regionalen Landschaft
- Vernetzung vieler kleinerer Blühstreifen und Blühflächen statt vereinzelter Inselflächen
- Strukturreiche Blühstreifen mit Sommer- und Wintereffekten zum Wohle von Mensch, Tier und Umwelt im abwechslungsreichen Landschaftsbild
Hintergrund:
Durch Begleitstrukturen wie Säume/Krautsäume, Feldraine und das Anlegen von Blühstreifen an Feldrändern oder Schneisen wird dem Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen für viele wild lebende Tiere entgegengewirkt und eine ökologische Aufwertung der Landschaft, des Landschaftsbildes erreicht. Bei der Auswahl der Blühmischung ist darauf zu achten, dass diese standortangepasst ist. Im Idealfall sind es Samen gebietseigener Wildblumen aus gesicherter Herkunft.
Solche Wildsaatgutmischungen werden in Deutschland u. a. angeboten von Saatgutfirmen wie Rieger-Hofmann und Zeller; haben aber auch ihren Preis. Wenn allerdings die Blühmischungen langfristig sehr gut nachgefragt werden, ist mit kontinuierlichem Angebot und auch geringeren Preisen zu rechnen.
In Niedersachsen/Bremen gibt es neben den Blühstreifen im Agrarumweltprogramm (AUM) regionale Blühstreifeninitiativen in Kooperation von Landwirten, Biogasbetreibern, Unteren Naturschutzbehörden, Jägerschaft und Naturschutzverbänden. Beispielhaft seien hier genannt "Farbe ins Feld" der Biogasbetreiber; "Bunte Felder" des Landvolkverbandes sowie "Blüh- und Huderstreifen" der Jägerschaft mit über 120 Hektar allein im Landkreis Rotenburg-Wümme. Auch hier arbeitet der NABU seit Jahren mit.
Der Maisanbau
Die Maisanbaufläche in Deutschland lag im Jahr 2014 bei rund 2,6 Mio. Hektar für Futtermittel und Biogasanlagen:
Gesamt | davon Körnermais | Silomais |
---|---|---|
2.573.900 (Deutschland) | 481.300 | 2.092.600 | 603.800 (Niedersachsen) | 80.900 | 603.800 |
Quellen: Stat. Bundesamt, Deutsches Maiskontor
Für Biogasanlagen bleibt Mais mit bisher unerreichter Methanausbeute und Vertrautheit der Landwirte mit der Pflanze die produktivste Kultur. Andere Energiepflanzen, insbesondere Wildpflanzenmischungen und Durchwachsene Silphie waren in den letzten Jahren auf dem Weg, dem Mais Paroli zu bieten. Sie verlieren durch die Änderungen im EEG zurzeit an Attraktivität und auch Interesse an Weiterentwicklungen beim Saatgut, denn als Nutzer kommen nur die Biogasaltanlagen und jetzt als Hoffnungsträger Landwirte in Betracht, die bei AUM (Agrarumweltmaßnahmen) teilnehmen.