Das Adonisröschen leuchtet in der Artenvielfalt auf dem Schutzacker. - Foto: Petra Sittig
Schutzacker
Erster „Acker für die Vielfalt“ eingeweiht


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Gemeinsam wird die Informationstafel Schutzacker Hattendorf von (vlnr) von Bürgermeister Thomas Priemer, Gemeinde Auetal, Rolf Wittmann, NABU Auetal, Dr. Thomas von Elsen, Projektleiter Universität Kassel-Witzenhausen und Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen, enthüllt. - Foto: Petra Sittig
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Die ehrenamtlich Aktiven vom NABU Auetal betreuen und beobachten das Projekt langfristig. Vlnr: Gisela Wittmann, Dorothea Ocker, Rolf Wittmann, Gerhard Meier, Stefan Vollmer. - Foto: Petra Sittig
08. Juni 2010 - Anlässlich der feierlichen Einweihung unterstrichen Dr. Thomas von Elsen, Dr. Holger Buschmann und Ursula Müller-Krahtz die regionale, landesweite und auch sogar bundesweite Bedeutung für den langfristigen Schutz von Ackerwildkräutern und die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft.
Projektträger des bundesweiten, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Vorhabens sind die Georg-August-Universität Göttingen und die Universität Kassel-Witzenhausen sowie der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL). In Niedersachsen wird das Projekt Hattendorf fachlich vom NABU Niedersachsen und NABU Auetal begleitet. Im Rahmen des Projektes „100 Äcker für die Vielfalt“ sollen noch weitere Standorte in das bundesweit aufzubauende System von Schutzäckern eingebracht werden. Dr. Thomas van Elsen, Projektleiter, Universität Kassel-Witzenhausen, stellte in seinem Beitrag den gravierenden Rückgang der Ackerwildkräuter durch Flächenintensivierung bzw. Brachfallen dar. „Ein Drittel der Ackerwildkräuter stehen mittlerweile auf der Roten Liste mindestens eines Bundeslandes in Deutschland. Hier in Hattendorf finden sich unter den rund 150 Pflanzenarten insgesamt 25 Rote Liste Arten“, führte er aus. „Niedersachsen ist nach Bayern, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen nun das vierte Bundesland, in dem 'Äcker für die Vielfalt' ausgezeichnet werden“, gratulierte er den Anwesenden.
In Zusammenarbeit der Projektpartner wurden spezielle langjährige Nutzungsvereinbarungen entwickelt, welche darauf abzielen, die gefährdeten Ackerwildkräuter zu erhalten und zu fördern (unter anderem Verzicht auf Unkrautbekämpfung, Vorgaben zu Ansaat- und Erntezeitpunkten). Zielarten sind insbesondere die Arten der Roten Liste. Einige Arten, wie der Gezähnte Leindotter, die Saat-Kuhnelke und der Ackermeier, können in Niedersachsen nur an diesem Standort in Hattendorf auf Äckern beobachtet werden.
Die Schutzäcker sollen ein aus botanischer Sicht herausragendes Arteninventar aufweisen bzw. mittelfristig entwickeln. Ursula Müller-Krahtz, Dezernentin Landkreis Schaumburg, freute sich, dass der erste niedersächsische Schutzacker im Landkreis Schaumburg eingeweiht wurde und stellte die Bedeutung für den Naturschutz in der Region heraus. „Der Landkreis wird dieses herausragende Projekt in Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen.“
Dr. Thomas von Elsen, Projektleiter, Universität Kassel-Witzenhausen, unterstrich: „Die Bewirtschaftung der Schutzäcker, die in enger Zusammenarbeit mit regional ansässigen Landwirten und Naturschutzverbänden erfolgen soll, geben dem langfristigen Ansatz zum Schutz selten werdender Ackerwildkräuter auch eine langfristige Umsetzungschance. Für die langfristige Einrichtung entsprechender Schutzackerflächen sind individuelle Lösungen gefragt, aber auch das Engagement von Behörden, regionalen Ämtern und Vereinen. Die sachgerechte Auswahl der Flächen, die Optimierung der Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen und die Motivierung der Landwirte stehen im Mittelpunkt des Projektes.“

Blauer Gauchheil - Foto: Stefan Meyer
Dr. Holger Buschmann erklärte: „Interessierte Landwirte und Flächeneigentümer können sich an den NABU Niedersachsen wenden, denn es sollen noch viel mehr 'Äcker für die Vielfalt' in Niedersachsen werden.“ Das Land Niedersachsen sei gefordert insbesondere Schutzäcker als einen Baustein zur Artenvielfalt in seine noch zu erstellende, ressortübergreifende Biodiversitätsstrategie aufzunehmen und sich aktiv in das bundesweite Projekt einzubringen.
Der Schutzacker Hattendorf war bereits zwischen 1983 und 1992 Feldflorareservat, fiel anschließend brach und wurde illegal als Brenn- und Schuttabladeplatz genutzt. Im Jahr 2007 wurde die Fläche der Gemeinde Auetal dem NABU Auetal zur Nutzung überlassen und seitdem von einem regional ansässigen Landwirt im Auftrag des NABU als Schutzacker bewirtschaftet.
NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann dankte für die Unterstützung der Gemeinde Auetal, dem NABU-Kreisverband Schaumburg und insbesondere dem NABU Auetal, in erster Linie Gisela und Rolf Wittmann und Stefan Vollmer, sowie den weiteren ehrenamtlich Tätigen für ihren intensiven Einsatz, ohne die diese Arche Noah nicht hätte erhalten werden können. „Dank der gemeinsamen Bemühungen wurde damit dieser erste 'Acker für die Vielfalt' im Internationalen Jahr der Biodiversität im niedersächsischen Hattendorf Realität und es wäre erfreulich, wenn noch viele Schutzäcker in Niedersachsen für Kornblume, Mohn und Kamille folgen würden.“
„Das Ziel müssen nicht 100 Äcker bundesweit, sondern mindestens 100 Äcker niedersachsenweit sein“ appellierten Dr. Thomas van Elsen und Dr. Holger Buschmann an die Anwesenden und an niedersächsische Landwirte sowie das Land Niedersachsen, alles in ihrer Zuständigkeit Mögliche für den Schutz der Ackerwildkräuter zu tun.
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