Gefiederte Bewohner halten Einzug
Jugendliche bauen Brutstube für bedrohte Vogelart



Für die Kinderstube der Flussseeschwalben montierten die jungen Männer ihre selbst entwickelte Brutplattform am Leeraner Seeufer im Windelkampsweg. - Foto: Theodor Prenting
24. Mai 2012 -
Der Prototyp konnte noch rechtzeitig auf dem See am Windelkampsweg in Leer zu Wasser gelassen werden. „In diesen Tagen kehren die Seeschwalben in ihre Brutgebiete zurück“, berichtete Ihno Völker vom Naturschutzbund (NABU) Leer.
Gemeinsam haben der NABU Niedersachsen und die Handwerkskammer für Ostfriesland das Pilotprojekt angeschoben, um die Vogelart im Binnenland wieder anzusiedeln. „Die Flussseeschwalben brüteten früher bevorzugt auf Kiesbänken in größeren, sich frei durch die Landschaft schlängelnden Flüssen“, erklärte Dr. Winfried Daunicht, Artenschutzreferent für Küstenvögel im NABU Niedersachsen. „Da diese Lebensräume heutzutage kaum mehr zu finden sind, nehmen die Vögel gerne künstliche Kiesinseln als Ersatzbrutplatz an. Den Koloniebrütern reichen schon wenige Quadratmeter, um 10 bis 30 Brutpaaren eine Heimstatt zu bieten.“
Unter Leitung von Theodor Prenting, Sozialpädagoge der Handwerkskammer, und Harald Stromann, Maschinenbaumeister der Kreisvolkshochschule (KVHS) in Aurich, entwarfen neun Jugendliche in der Kreativwerkstatt „Metall, Holz und Farbe“ das 25 Quadratmeter große Brutfloß in den Räumen der KVHS. Alle jungen Männer nehmen an dem Programm „Aktivierungshilfe“ des Jobcenters in Aurich teil, um wieder Fuß in der Berufswelt zu fassen. Zeichnen, Schweißen, Tackern und Bohren stand auf dem Programm. Nach mehreren Monaten Tüftelarbeit hatten sie den ersten Prototypen wassertauglich konstruiert. „Die Jungfernfahrt war ein echtes Erfolgserlebnis für das Team“, berichtet Prenting, der mit seiner Arbeit bereits einige 16- bis 25-Jährige in Anstellungen vermitteln konnte.
Für den endgültigen Standort des ersten schwimmenden Floßes sorgte die Feuerwehr des Landkreises. Sie verankerte die künstliche Brutinsel in sicherem Abstand zum Ufer. Zwei weitere Brutplattformen, gefördert mit Zuschüssen der Bingo-Stiftung, werden in den nächsten Wochen auf anderen Gewässern installiert.