Auch der Anbau von Biomasse kann vielfältig und nachhaltig sein - Foto: Uwe Baumert
Nachhaltiger Maisanbau
Biogasforum bringt neue Broschüre heraus


26. Juli 2012 - Schon seit Ende der 1990er Jahre engagiert sich der Deinstedter Uwe Baumert für Erneuerbare Energien, mittlerweile gilt er weit über Deutschlands Grenzen hinaus als gefragter Experte. Jetzt hat der Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) und frisch gebackene Bundesverdienstkreuzträger maßgeblich an der Erstellung eines neuen Faltblattes des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums mitgearbeitet. Thema: „Maisanbau – Mehr Vielfalt durch Alternativen und Blühstreifen“.
„Erneuerbare Energien sind nicht von Haus aus nachhaltig. Auch hier führt Maßlosigkeit zu einem Umweltdebakel“, warnte Baumert schon 2002, noch vor Beginn des absoluten Biogas Booms, mit Blick auf den steigenden Maisanbau.
Der Vorsitzende des NABU-Kreisverbandes Bremervörde-Zeven, dessen mittlerweile verstorbene Frau Angelika den Begriff „Vermaisung“ prägte, erhielt dafür Anerkennung auf der NABU-Bundesdelegiertentagung in Saarbrücken, aber viel Schelte aus den eigenen Reihen.
Zehn Jahre später ist Uwe Baumert stellvertretender NABU-Landesvorsitzender, Mitglied im Biogasforum am Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung. Darüber hinaus arbeitet der 69-Jährige an Universitäten und Regierungskommissionen im Bereich Bioenergie mit. „Mich freut es, dass ich als NABU-Aktiver Anstöße gebe und einen Beitrag leiste für die Energiewende sowohl bei uns im Landkreis als auch in Niedersachsen.“
Das jetzt vorgestellte Faltblatt der Niedersächsischen Landesregierung soll Biogasbetreibern und Landwirten ohne erhobenen Zeigefinger einen Weg aufzeigen, wie der Anstieg des Maises an der Ackerfläche – in zehn Jahren von 20 auf 33 Prozent – gestoppt und im Idealfall umgekehrt werden kann.
Das Faltblatt zeigt einerseits die Folgen des vermehrten Maisanbaus auf: negative Auswirkungen auf Landschaftsbild, aber auch die Artenvielfalt. Anderseits verteufelt die Broschüre den Maisanbau nicht pauschal. Zitat: „Mais ist als Futterpflanze und Rohstoff für Biogasanlagen von herausragendem Wert für die niedersächsische Landwirtschaft“. Mais müsse jedoch nachhaltig angebaut werden – mit Mulchsaat zur Minimierung der Wind- und Wassererosion, mit verringertem Reihenabstand für optimale Standraumverteilung und mit Grasuntersaaten für zur Verringerung der Nitratauswaschung.
Zudem sollte der Mais konsequent in die Fruchtfolge integriert werden und auf einen konsequenten Anbau von Winterzwischenfrüchten beziehungsweise Winterungen nach Mais zur ganzjährigen Begrünung der Ackerflächen geachtet werden. Eine Gülledüngung sollte zeitnah erfolgen – vor der Aussaat des Maises sowie mit emissionsarmen Ausbringtechniken und zeitnaher Einarbeitung oder Gülle-Injektion.
„Unser Faltblatt soll Landwirten und Biogasbetreibern aber auch Alternativen aufzeigen, die sie am Ende der Rechnung nicht mal Geld kosten würden“, erläutert Baumert. Das erstellte Papier nenne andere Pflanzenarten mit guter Effizienz für die Biogaserzeugung: Getreidesilage und Gräser, den Mischanbau von Getreide mit blühenden Hülsenfrüchten oder den Anbau von Zuckerrüben, der sich aufgrund der höheren Flächeneffizienz der Pflanze und verbesserter Verfahrenskette bereits merklich gesteigert habe.
Alternativen wie Blühpflanzen lieferten in Biogasanlagen im Vergleich zum Mais zwar nur 70 Prozent der Energie, verursachten beim Anbau aber weniger Kosten aufgrund des geringeren Arbeitsaufwandes und niedrigerem Bedarf an Pflanzenschutz, erklärt der Deinstedter auf BZ-Nachfrage. Diese Erfahrung hätten im Landkreis Rotenburg im vergangenen Jahr bereits drei Landwirte auf jeweils rund 30 Hektar großen Flächen gemacht. Dieses Jahr wollten diese die Flächen vergrößern.
Nomen est Omen: Nicht zuletzt macht die Broschüre „Maisanbau – Mehr Vielfalt durch Alternativen und Blühstreifen“ Werbung für passende Begleitstrukturen des Maisanbaus. Sie gibt Tipps, wie Blühstreifen am Rand von Maisfeldern fachgerecht angelegt werden und rät zu Schneisen in Maisschlägen für eine Aufwertung des Landschaftsbildes sowie mehr Lebensraum für die Fauna.
Und nicht ganz zufällig, verrät Baumert, nenne die Broschüre in diesem Zusammenhang unter anderem zwei Vorzeigeprojekte aus der Region: die Bremervörder Landvolkinitiative „Bunte Felder“ sowie das Projekt „Blüh- und Huderstreifen“ der Jägerschaften im Landkreis Rotenburg.
Das Faltblatt „Maisanbau – Mehr Vielfalt durch Alternativen und Blühstreifen“ ist kostenfrei zu beziehen beim ML: theo.luehrs@ml-niedersachsen.de
Abdruck mit freundlicher Genehmigung durch die Redaktion der Bremervörder Zeitung und Redakteur Stefan Algermissen.