Vogelschutzprojekte
Bilanz Brutjahr 2012


22. Oktober 2012 -
Die Inseln einer Kleipütte im Friedrichsgroden und auch die Leyhörninsel wurden wieder ‚säblertauglich’ hergerichtet. Zunächst wurde auf schonende Art die Vegetation der Inseln entfernt. Mit dem dabei angefallenen Bodenmaterial wurden weitere Flachwasserbereiche geschaffen, die den Säbelschnäblern und anderen Limikolen als zusätzliche Nahrungsflächen zur Verfügung stehen. Um den Küken den Weg ins Deichvorland zu erleichtern, wurden stellenweise die Ufer von Inseln und Pütte abgeflacht. Mit nachwachsender, von Gänsen und Kühen durch Beweidung kurz gehaltener, Vegetation sollen die Inseln noch attraktiver werden.
Von der Nationalparkverwaltung aufgestellte Infotafeln und Schilder sollen radelnde Touristen in der Region über die durchgeführten Maßnahmen informieren und dazu anhalten, die Vögel beim Queren ins Vorland nicht zu stören, also nicht im Bereich zwischen Pütte und Deichvorland anzuhalten. Säbelschnäbler sind beim Führen ihrer Jungen naturgemäß sehr vorsichtig und scheuen sich, ihren Nachwuchs unter Beobachtung oder gar im Verkehr über Wege und Deich zu leiten.
Nahrungsgewässer für Schwarzstörche
Im Auetal (Landkreis Schaumburg), einem Gebiet, in dem mehrere Schwarzstörche schon seit Jahren auch brütend vorkommen, sind zwei weitere Nahrungsgewässer angelegt worden. Bereits vor Fertigstellung der Maßnahme haben sich Amphibien in einem der Tümpel erfolgreich fortgepflanzt. Schwarzstörche ernähren sich bis zu 50 Prozent von Amphibien, so dass diese Gewässer eine wichtige Überlebensvoraussetzung für den Schwarzstorch bilden. Die Schaffung zahlreicher so genannter Trittsteinbiotope unterstützt die Ausbreitung und den Erhalt der Schwarzstörche und ihrer Nahrungsorganismen über eine möglichst engmaschige Vernetzung solcher Biotope.
Nachwuchs bei den Sandregenpfeifern
Auch andere Maßnahmen zeigen erste Erfolge. In der Krummhörn führen einige Sandregenpfeiferpaare wieder Junge, auch das einzige Brutpaar des Seeregenpfeifers am Festland in der Leybucht freut sich über Nachwuchs: drei Jungen schlüpften aus dem Gelege. Um den Lebensraum für die Vögel zu verbessern, wurden erhöhte Schilfflächen nahe der Wasserkante für flutsichere Brutplätze angelegt. Gelegeschutzkörbe aus Draht sichern außerdem die Neststandorte vor räuberischem Besuch. Informationsschilder weisen auf das Brutgebiet hin. Radfahrer, Spaziergänger und Angler werden ausdrücklich gebeten, diesen Bereich ohne Halt zügig zu durchqueren und die Wege nicht zu verlassen.
Nistkästen für Schellenten
Für die Schellente wurden bereits im vergangenen Jahr insgesamt zwölf Nistkästen an vier Standorten in den Landkreisen Celle und Uelzen montiert. Örtliche NABU-Gruppen überprüfen den Bruterfolg. Auch die Knäkente bekommt neue Lebensräume. Im unmittelbaren Überschwemmungsbereich der Ilmenau und in den Allerdreckwiesen wurden jeweils flussnah Flachgewässer angelegt. Dort können sich jetzt für die Knäkente geeignete Wasserpflanzengesellschaften entwickeln.
Lebensraum für den Drosselrohrsänger
Ende August erfolgte die Anlage eines Stillgewässers im Amt Neuhaus. Auf einer vom Biosphärenreservat ‚Niedersächsische Elbtalaue’ verwalteten Fläche wurde ein Gewässer angelegt, das die Ausbreitung des dickhalmigen Schilfes als Lebensraum für den Drosselrohrsänger fördern soll. Die Art kommt in Niedersachsen mit weniger als 50 Brutpaaren vor und fast 70 Prozent der Reviere befinden sich in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg, insbesondere in den ehemaligen Überschwemmungsbereichen der Elbe. Das angelegte Gewässer soll dabei als ‚Trittstein’ dienen, welcher dem Drosselrohrsänger einerseits Nahrung bietet und andererseits ermöglicht, angrenzende Habitate leichter zu erreichen.

Flussseeschwalbe - Foto: Frank Derer
Heimat für die Flussseeschwalbe
In Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des NABU Leer wurde eine neue Heimat für die Flussseeschwalbe geschaffen. Zehn Flöße auf dem Soltborger Kolk dienen als Nisthilfen zur Ansiedlung dieser seltenen Art, da natürliche Nistmöglichkeiten heute fehlen. Seeschwalben waren früher in Ostfriesland weit verbreitet, zählen aber heute zu den gefährdeten Brutvogelarten in Deutschland und sind in Niedersachsen laut Roter Liste stark gefährdet. Neben weiteren landesweiten Standorten im ehemaligen Brutgebiet der Art, ist der Soltborger Kolk ein besonders geeignetes Gewässer für die Wiederansiedlung. Im Flachwasser wimmelt es von kleinen Fischen, und auch das Libellenvorkommen im Sommer ist optimal.
Bruthilfen für Fischadler
Nach 45-jähriger Abwesenheit wurde im Jahr 1991 wieder ein Brutnachweis des Fischadlers in Niedersachsen erbracht. Seitdem hat sich der Bestand auf aktuell elf Paare ausgeweitet. Diese Entwicklung ist dem Engagement von Naturschützern zu verdanken, die den Adlern durch den Bau von künstlichen Nisthilfen erst die Wiederbesiedlung von Teilen ihres ursprünglichen Refugiums ermöglichten. Fischadler bevorzugen als Brutplatz aus dem übrigen Bestand hervorragende Bäume, deren Spitzen stark geneigt oder geknickt ausgebildet sein müssen, um so als Plattform zum Bau der Horste dienen zu können.
Sehr zur Freude aller Beteiligten konnten zwei Altadler mit drei flüggen Jungvögeln beobachtet werden, die vermutlich in einem der Projekthorste ausgebrütet wurden. Für den Seeadler war dies dann im Jahr 1997 möglich, heute brüten wieder 26 Paare bei uns. In enger Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN), die mit NABU Niedersachsen eng kooperiert, wurden landesweit unterstützende Maßnahmen umgesetzt, um die Ausbreitung beider hochgradig gefährdeter Arten in Niedersachsen weiter voranzutreiben.