Sandstürme sind hausgemachte Probleme
Ausräumung der Landschaft fördert Verwehungen



Weizenanbau in ausgeräumter Landschaft - Foto: Ingo Ludwichowski
20. März 2018 - Am 17. März traten auf der A 27 im Cuxland zum wiederholten Mal starke Sandverwehungen auf, die den Verkehr auf der Autobahn zwei Tage lang lahmlegten. Erst wenige Wochen zuvor musste der Streckenbereich schon einmal wegen eines Sandsturmes gesperrt werden. Nun fordern viele Betroffene Aufklärung und Gegenmaßnahmen – was dabei meistens nicht berücksichtigt wird: die gefährlichen Sandstürme sind hausgemacht!
In vielen Landschaftsteilen fehlt es im Vorfeld von Straßen und Schienenwegen an ausreichend dicht gestalteten Hindernissen für die Sandmassen. Die Landschaft ist ausgeräumt, denn die Knicks und Feldhecken, die die Funktion von natürlichen Auffangzäunen wahrnehmen könnten, sind vielfach degeneriert oder gar nicht mehr vorhanden.
Der NABU Niedersachsen fordert, dass sich die Landesregierung der Problematik annimmt und die Bewirtschafter der landwirtschaftlich genutzten Flächen für erosionsmindernde Maßnahmen stärker sensibilisiert, um die Landschaft wieder verstärkt mit natürlichen Strukturen auszustatten. Damit kann auch das hausgemachte Problem der Sandstürme abgemildert werden.
Auffallend ist die Häufung von Sandstürmen in agrarindustriell geprägten Landschaften, die gerade in Niedersachsen weit verbreitet sind. Ihre großflächigen, offenen Schläge sind anfällig für Winderosion und verlieren einen Großteil ihres Bodenvolumens in Form der auftretenden Sandstürme. Dagegen fallen Sandverwehungen in strukturreichen Landschaften mit einem höheren Wald- und Knickanteil schwächer aus – mit der Folge, dass auch bei stärkerem Wind wie in den vergangenen Tagen der Boden länger erhalten bleibt und Gefahren für den Verkehr gar nicht erst auftreten. Ereignisse wie jenes 2011 in Mecklenburg-Vorpommern, bei dem durch einen Sandsturm in Verkehrsunfällen acht Menschen starben und 130 verletzt worden sind, müssen unbedingt verhindert werden.
In der Pflicht stehen aber auch die Landwirte. Zwar mögen die Äcker wegen der ergiebigen Niederschläge und der zuletzt erneut ausgeprägten Kältephase nicht wie ursprünglich geplant frühzeitig bestellt worden sein, gerade in solchen Situation aber müssen die Ackerflächen durch Mulchsaat oder ähnlichem vor Winderosion geschützt werden. Besonders hilfreich sind Maßnahmen wie erosionsmindernde Bewirtschaftung ohne Pflug, standortspezifische Bodenbearbeitung, Zwischenfrüchte, Winterbegrünung und Schutzstreifen sind nur einige Möglichkeiten.
Aktuell fördert das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Anlage von Hecken für den Wildtier- und Vogelschutz mit 2.600 Euro pro Hektar zuzüglich der Pflanzkosten mittels der Agrarumweltmaßnahmen.