Naturnahe Forstwirtschaft statt Insektizide!
Niedersächsische Naturschutzverbände überbringen Forderung an Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast



Wald von oben. - Foto: Helge May
2. Mai 2018 - Am Montag, den 23. April, gab es zu diesem Anlass ein Treffen zwischen den drei Verbänden und der Ministerin. Zu Beginn des Gesprächs betonten alle Seiten, dass ihnen an einer guten Zusammenarbeit sehr viel liege. Mittelpunkt des Gesprächs waren die Einsätzen von Insektenvernichtungsmitteln in niedersächsischen Wäldern: Aufgrund von Massenvermehrungen sogenannter Schadinsekten werden immer wieder die gleichen Flächen, insbesondere im Gartower Forst im Landkreis Lüchow-Dannenberg, von Hubschraubern aus mit sogenannten nicht-selektiven Insektengiften wie „KARATE® FORST flüssig“ besprüht.
Diese Form des „Pflanzenschutzes“ tötet jedoch Schädlinge und Nützlinge gleichermaßen. Der Nahrungspyramide im Wald-Ökosystem wird so die Basis entzogen und ein labiler Wald hinterlassen. Die Schadinsekten erholen sich dann rasch, die „Nützlinge“ dagegen langsam bis gar nicht. Der nächste „Schädlingsbefall“ tritt deshalb umso schneller und heftiger auf. Die Maßnahme, den Insekten durch das Besprühen mit Insektenvernichtungsmittel zu Leibe zu rücken, die überdies vom Land aus Steuergeldern subventioniert werden, erweist sich also langfristig als sinnlos.
Nach europäischem Recht sind regelmäßige Pestizid-Einsätze aus der Luft überdies gar nicht zulässig. Die einhellige Forderung der Verbände lautet deshalb: Ein solches Vorgehen wegen seiner prekären Konsequenzen nicht mehr zu genehmigen. Nicht nur vor dem Hintergrund des beschleunigten Artensterbens insbesondere bei Insekten und Vögeln ist das Begiften von Waldflächen aus der Luft abzulehnen, sondern auch deshalb, weil die flächig ausgebrachten Gifte aus der Familie der Pyrethroide (Nervengifte) durch Verdriftung nachweislich eine Gesundheitsgefährdung für Menschen nach sich ziehen.
Bei den betroffenen Gebieten im Landkreis Lüchow-Dannenberg handelt es sich in der Regel um Waldgrenzstandorte, die schwierig zu bewirtschaften sind. Gemeinsames Ziel ist es, geeignete waldbauliche Maßnahmen zu finden, um die dort häufig erfolgte Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mittels Luftfahrzeugen abzulösen. Thematisiert wurden in diesem Zusammenhang in Frage kommende Baumarten und Förderprogramme. Die Vertreter der Naturschutzverbände verwiesen auf aussagekräftige Studien, welche zeigten, dass durch die Förderung heimischer Laubbäume eine Wiederherstellung der natürlichen biologischen Vielfalt zu erreichen sei. Diese bewirke nachweislich eine starke Verminderung der Häufigkeit und Intensität von Insektenbefällen.
Die Ministerin kündigte an, das Gespräch zu diesem Thema in einer größeren Runde mit weiteren Akteuren, insbesondere auch den Waldbesitzern, fortzusetzen. Dies wurde allseitig begrüßt.