Erfolgreiche Kooperation für den Wiesenvogelschutz
Erfolgsformel in den Engerhafer Meeden soll vermehrt Anwendung finden



Jakobus Müller (Bioland-Meedehof), Dorothea Buchholz (Untere Naturschutzbehörde Landkreis Aurich) und Michael Steven (Ökologische NABU-Station Ostfriesland). - Foto: Jannek Meyer
6. Juni 2018 - Das Treffen war auf Anregung von Bioland-Bauer Jakobus Müller aus Engerhafe zustande gekommen und fand auf der von ihm bewirtschafteten Landkreis-Fläche statt. Die Naturschutzvertreter zeigten sich beeindruckt von dem enormen Vogelreichtum auf der etwa neun Hektar großen Fläche. Empfangen wurden sie unter anderem von den Rufen von sechs Kiebitz-, drei Uferschnepfen- und zwei Rotschenkelpaaren, die zurzeit noch nicht flügge Küken führten. Dazu gesellten sich vier in den Weiden brütende Singvogel- und fünf Entenarten.
Als Erfolgsrezept habe sich im Kern die Formel „Wasser – Weidehaltung – Weidepflege“ erwiesen, so Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland. Eine im Frühjahr erhöhte Wasserstandshaltung mit flachen Wiesenblänken mache die Fläche attraktiv für die Ansiedlung von Uferschnepfen, Kiebitzen, Rotschenkeln und Bekassinen. Die hohen Bodenwasserstände sorgten aber auch für ein verzögertes Einsetzen des Vegetationswachstums, so dass sich die Küken der Wiesenvögel auch im Mai noch problemlos durch die Vegetation bewegen könnten und zugleich bis in den Juni hinein stocherfähige Böden vorfänden.
Der zweite Erfolgsfaktor sei die bereits im Frühjahr einsetzende und dann bis zum Ende der Vegetationsperiode anhaltende Weidehaltung. Eine an die Aufwuchsmenge angepassten Besatzdichte sorge für strukturreiche, blütenreiche und insbesondere durch den Dung der Tiere für Wiesenvögel nahrungsreiche Flächen. Zudem scheine von der Beweidung ein gewisser Schutz vor Feinden auszugehen. „Die Beweidung schafft kleinräumige Wechsel lang- und kurzrasiger Bereiche in der Weide“, sagte Steven. „Dies sorgt für Deckung für die Küken in unmittelbarer Nähe zu den Nahrungsflächen, so dass die Küken von Greifvögeln und Krähen weniger leicht entdeckt werden können.“ Auch scheine es dem Fuchs deutlich schwerer zu fallen, ungestört in den Weiden herumzuschnüffeln, so dass mehr Wiesenvogelgelege und –küken übrig blieben.
Der dritte wesentliche Erfolgsfaktor ist die zuverlässige Weidepflege zum Ende der Vegetationsperiode. Denn eine hohe Attraktivität für die Wiesenvögel haben die Flächen nur dann, wenn die Vegetation zu Beginn der Vegetationsperiode kurz wie eine Rasenfläche ist. Damit die Weidepflege gut gelingt, ist die Regulierbarkeit der erhöhten Wasserstandshaltung wichtig, da sonst die Befahrbarkeit zu stark eingeschränkt wird. Jakobus Müller betonte: „Biolandbau und Weidehaltung gehören für uns eng zusammen.“
Dorothea Buchholz, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich, sieht in dem erfolgreichen Miteinander ein nachahmenswertes Beispiel für weitere dem Wiesenvogelschutz dienende Naturschutzflächen. Sie würdigte die Bereitschaft der Bewirtschafter des Bioland-Meedehofes, sich kreativ an wirksamen Lösungen des Wiesenvogelschutzes zu beteiligen, die erhöhte Wasserstandshaltung sicherzustellen und die nach landwirtschaftlichen Maßstäben nicht ideal nutzbare Fläche zu beweiden. „Die Zuverlässigkeit und das Engagement der Landwirte sind das A und O für die erfolgreiche Umsetzung der Schutzziele“, so Buchholz.
Das positive Beispiel auf noch vergleichsweise kleiner Fläche in den Engerhafer Meeden mache Mut, dass das manchmal unerreichbar erscheinende Ziel eines erfolgreichen Wiesenvogelschutzes doch zu erreichen sei. Für die weitere Entwicklung der wichtigen Wiesenvogelschutzgebiete im Landkreis Aurich wünsche sie sich mehr solcher Kooperationen, so Dorothea Buchholz weiter.
Hintergrund der Aktivitäten im Wiesenvogelschutz seitens der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland ist eine bereits 2016 begonnene Förderung des NABU Niedersachsen, Träger der Ökologischen Station, durch das Land Niedersachsen für die Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung, die zwischen dem NABU Niedersachsen und den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden geschlossen wurde. Die Arbeitspläne der Ökologischen Station werden einvernehmlich abgestimmt.