Greenpeace Energy: NABU sieht Befürchtungen bestätigt
Planet Energy handelt mit dem Verkauf der Rechte an den Windrädern unverantwortlich



Auenlandschaft Hohenrode - Foto: Kathy Büscher
10. September 2018 - Wie jüngst bekannt wurde, will Planet Energy, eine Tochterfirma von Greenpeace Energy, die Rechte an den Windkraftanlagen in Westendorf an die Kieler Firma getproject verkaufen. „Noch vor wenigen Wochen wurde man nicht müde zu betonen, dass es sich bei den Verkaufsabsichten um Gerüchte handeln würde“, betont Dr. Nick Büscher, Vorsitzender des NABU Rinteln und stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Nun habe sich der Investor Planet Energy wohl doch entschlossen, der Öffentlichkeit reinen Wein einzuschenken.
Büscher betont, dass sich der Investor hier unverantwortlich verhalte, da man, wenn man es ernst mit der Aufgabe des Projektes gemeint hätte, auf den Verkauf der Rechte an den umstrittenen Windrädern in Westendorf verzichtet hätte. „So entsteht nun der Eindruck, dass sich der Verursacher aus der Verantwortung stehlen will. Unsere Befürchtungen bestätigen sich.“ Die noch nicht gebauten Windkraftanlagen sind für den NABU jedoch nach wie vor mit den Namen Greenpeace Energy und Planet Energy verbunden, die vermutlich aufgrund des Imageschadens und der ernsthaften artenschutzfachlichen Bedenken nun einen Rückzieher machen.
NABU-Klage bleibt bestehen
Es sei laut NABU naiv zu glauben, dass mit dem Wechsel des Investors eine Kehrtwende eingeläutet worden sei: „Es ist nach wie vor das Gerichtsverfahren gegen die Genehmigungsbehörde anhängig und auch der neue Investor muss sich mit dem Naturschutz vor Ort auseinandersetzen“, sagt Büscher. An der Sachlage hat sich nichts geändert: Mit der Auenlandschaft Hohenrode und dem im Wesertal brütenden Seeadler sprechen wichtige Gründe gegen die Realisierung des Projekts.
Den neuen Investor getproject warnt Büscher vor Optimismus: „Wir werden uns auch mit einem neuen Projektierer kritisch auseinandersetzen.“ Man hofft beim NABU auf Einsicht, dass dieses Projekt weder wirtschaftlich, noch aus Sicht des Natur- und Artenschutzes sinnvoll umgesetzt werden könnte. Denn selbst wenn die Windkraftanlagen gebaut würden, drohen lange Abschaltzeiten, falls Seeadler und Fischadler im Umkreis brüten, was sehr wahrscheinlich ist. Man solle auch nicht glauben, dass sich die Menschen im Wesertal mit einem Bürgerwindparkprojekt kaufen ließen, dafür sei der Standort „verbrannte Erde“. Nach wie vor gilt es das Windkraftprojekt in Westendorf zu verhindern und sich auf für den Artenschutz weniger bedenkliche Projekte zu konzentrieren.
Stiehlt sich Greenpeace Energy aus der Verantwortung?
Investor beabsichtigt anscheinend umstrittene Windkraftanlagen weiterzuverkaufen

Seeadler in Hohenrode - Foto: Kathy Büscher
29. Juni 2018 - Wegen einer drohenden Gefahr für die heimische Tierwelt lehnt der NABU den Bau des Windkraftprojekts in Westendorf ab. Trotz des derzeit laufenden Mediationsverfahren halten Greenpeace Energy und Planet Energy an dem Bau der Anlagen fest. Dabei bleibt der Investor einige wichtige Antworten schuldig.
So behauptet Greenpeace Energy, dass man das Risiko für den im Wesertal heimisch gewordenen Seeadler als derart gering einschätze und mit einem Gutachten abgesichert habe, dass man guten Gewissens die beiden Windkraftanlagen bauen lassen werde, zumal diese beiden Windkraftanlagen im Wesertal ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende seien.
„Wir schätzen die Gefahr für die heimische Tierwelt als auch die Bedeutung für die Energiewende komplett anderes ein“, führt Dr. Nick Büscher aus, stellvertretender Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Sowohl der Standort in einer wenig windhöffigen Gegend als auch in einem sensiblen Naturraum machten diesen Bereich für die Windenergienutzung indiskutabel.
Projekt wird mit dem Namen Greenpeace Energy verbunden bleiben
Und anscheinend ist Greenpeace Energy sich der Sache auch nicht mehr so sicher. Dazu Büscher: „An den NABU ist von mehreren Seiten und unabhängig voneinander herangetragen worden, dass die Windkraftanlagen in Westendorf Dritten zum Kauf angeboten sein sollen. Wenn dies stimmen sollte, macht sich Greenpeace Energy völlig unglaubwürdig!“
Beim NABU Niedersachsen fragt man sich, ob sich der Investor aus der Verantwortung stehlen, es vermeiden will, zur Rechenschaft gezogen zu werden, wenn eines Tages ein toter Seeadler unter den Anlagen in Westendorf liegt. Greenpeace Energy beteuert, man wolle langfristig und nachhaltig im Wesertal investieren. Für den NABU scheint hier genau das Umgekehrte der Fall zu sein: „Man forciert den Anlagenbau, um die Windkraftanlagen mit Gewinn verkaufen zu können und hinterher nichts mehr damit zu tun haben zu müssen“, kritisiert Büscher. „Dies ist alles andere als nachhaltig!“ Mit dem Verkauf der Anlagen gebe man jede Möglichkeit der Einflussnahme und damit auch jede Gestaltungsmöglichkeit ab.
Geht es also darum das schlechte Gewissen zu beruhigen? Der NABU Niedersachsen verweist auf das Verursacherprinzip und die Verantwortung des Investors, sodass dieses fragwürdige Projekt auch nach einem möglichen Verkauf der Anlagen mit dem Namen Greenpeace Energy verbunden bleiben werde. Büscher sieht nur eine Lösung: „Wir appellieren an das ökologische Gewissen des Investors, dieses Projekt im Wesertal sofort zu beenden. Er muss jetzt die Reißleine ziehen, bevor auch der letzte Rest an Glaubwürdigkeit verspielt wird.“ Seitens des NABU hofft man auf ein Einlenken im Sinne von Mensch und Natur, um zukünftig mit weniger umstrittenen Projekten die Energiewende zu gestalten.
NABU kritisiert Windkraftplanungen im Weserbergland
18. März 2016 - Der NABU Niedersachsen kritisiert die Planungen der Windkraftanlagen in der Gemarkung Westendorf-Deckbergen (Landkreis Schaumburg) von Planet Energy GmbH, einer Tochter der Genossenschaft Greenpeace Energy eG. Die geplante Lage im Lebensraum des Seeadlers ist unter Artenschutzgesichtspunkten eine Katastrophe, da von den Anlagen ein signifikantes Kollisionsrisiko ausgehen kann.
Neben der stetig steigenden Zahl an Rast- und Gastvögeln in den Wintermonaten – darunter Krickenten, aber auch fluchtsensible Arten wie Schellenten sowie Gänse- und Zwergsäger – ist das Seeadlerpaar ein besonderes Highlight der Auenlandschaft Hohenrode. „Es handelt sich hierbei um das erste Seeadler-Brutpaar in der Mittelgebirgsregion in Deutschland“, erläutert Dr. Nick Büscher, 1. Stellvertretender NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen. Die Seeadler benötigen besonderen Schutz, um auch weiterhin erfolgreich brüten zu können.
Bestätigt wird diese Einschätzung auch von behördlicher Seite, womit auf eine kürzlich bekannt gewordene Stellungnahme der Staatlichen Vogelschutzwarte (NLWKN) verwiesen wird. Darüber hinaus sei es sehr wahrscheinlich, dass die seltenen Seeadler sich über kurz oder lang einen anderen geeigneteren Brutplatz im Wesertal suchen werden. Falls dies doch geschehen sollte, würden sie sich höchstens unweit des Hauptnahrungsgewässers ansiedeln, unweit der Auenlandschaft.
Der Landkreis Schaumburg muss nun handeln und den Antrag zur Genehmigung der Anlagen ablehnen. „Jede andere Entscheidung wäre aus unserer Sicht höchst verwunderlich und naturschutzfachlich nicht haltbar“, so Dr. Nick Büscher.
Durch den Landkreis Schaumburg ist eine Beteiligung der Öffentlichkeit bei diesem Genehmigungsverfahren abgelehnt worden. In diesem Fall haben somit die Träger öffentlicher Belange, darunter auch der NABU Niedersachsen, keinerlei Klagerecht. „Das ist in keinster Weise hinnehmbar, da der Bau der Großanlage einen unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung der Hohenroder Auenlandschaft hätte“, so Dr. Nick Büscher weiter.
Widerspruch gegen die Entscheidung des Landkreises Schaumburg
Der NABU hat Widerspruch gegen die Entscheidung des Landkreises Schaumburg eingelegt, den NABU im laufenden Verfahren nicht zu beteiligen. Falls man beim Landkreis nicht einlenken wird, ist man dazu gezwungen, die Verfahrensbeteiligung einzuklagen, um im Zweifelsfall in der Sache klageberechtigt zu sein. „Derzeit sehen wir eine sachgerechte Abwägung nicht als gegeben an und werden uns die Klageoption vorbehalten, um handlungsfähig zu bleiben“, betonte Dr. Nick Büscher. Dies ist man den NABU-Mitgliedern wie auch dem im Wesertal brütenden Seeadlerpaar schuldig.
Nicht nachvollziehbar ist für den NABU Niedersachsen die Entscheidung des Investors Planet Energy GmbH, wider besseres Wissen an dem Projekt festzuhalten. „Anscheinend stehen die privatwirtschaftlichen Interessen über den Interessen des Artenschutzes. So kann eine naturverträgliche Energiewende jedenfalls nicht gelingen“, macht Dr. Nick Büscher deutlich.
Um eine Gefährdung von Vogelarten auszuschließen, müssen Windkraftanlagen bestimmte Abstände zu Vogelhorsten einhalten. Trotz aller Bekenntnisse ist wiederholt festzustellen, dass Naturschutzbelange nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt und auch höchst kritische Projekte realisiert werden. Der NABU befürwortet den naturverträglichen Ausbau der Windkraft, bemängelt jedoch immer wieder gravierende Versäumnisse bei der Wahl der Standorte und Umsetzung einzelner Projekte. Das ‚Helgoländer Papier‘ ermöglicht Windkraftplanern von vornherein kritische Standorte auszuschließen, um spätere Bauverzögerungen oder Fehlinvestitionen zu vermeiden und trägt damit zu einer größeren Planungssicherheit und einer Beschleunigung der Energiewende bei.