Grünschnitt und Strauchwerk als Chance für Tiere
Renaissance des Kompostierens



Am Komposthaufen - Foto: NABU/Sebastian Hennigs
30. März 2020- „Der gewohnte, schnelle Entsorgungsweg durch die Fahrt zur Annahmestelle ist derzeit versperrt. Hinzu kommt, dass die traditionellen Osterfeuer auch abgesagt sind – dort wurden große Mengen Äste und Strauchwerk entsorgt. Das stellt viele Gartenbesitzer, die gerade jetzt viel Zeit mit Gartenarbeiten verbringen, vor Probleme“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen.
Eine Entwicklung, die der NABU Niedersachsen auch als „Chance für die Natur“ sieht, wie Rüdiger Wohlers betont: „Osterfeuer können für viele Kleintiere zur Todesfalle werden, wenn sie zu früh und dicht aufgeschichtet werden, weil die Tiere darin Unterschlupf und Brutraum sehen. Dieser vermeintlich sichere Ort, in dem das Rotkehlchen nistet, Spitzmaus und Igel ein willkommenes Versteck finden und sich zahllose Insekten niederlassen, wird dann zum Scheiterhaufen, in dem sie verbrennen. Dieses Thema fällt in diesem Jahr weg. Aber natürlich bleiben viele Äste und Sträucher aus Baumpflege und den Ausastungen vor der Brutsaison übrig.“
Nun lasse sich aus der Not eine Tugend machen. „Äste und Strauchwerk können im Garten an geeigneter Stelle – möglichst nicht in Senken, in denen sich Wasser sammeln kann – aufgeschichtet werden zu einer ‚Rotkehlchen- und Spitzmausburg‘“, erläutert Rüdiger Wohlers. Die Burg sollte mit grobem Material am Boden begonnen werden, in dem sich ausreichend Hohlräume befinden, und dann mit feinerem Deckmaterial nach oben fortgesetzt werden. Bald schon könnten sich Rotkehlchen, Heckenbraunelle oder Zaunkönig einstellen. Auch viele andere Vogelarten können darin Unterschlupf finden, ebenso Kleinsäuger wie Igel, Spitzmaus oder sogar Mauswiesel und natürlich viele Insektenarten.
Feinerer Grünschnitt kann, stark zerkleinert und gemischt mit gröberen Teilen aus zerkleinerten Zweigen und Ästen, zu „wertvollem grünem Gold“ für den Nährstoffhaushalt der Gartenbeete gemacht werden, indem man ihn als dünne Mulchschicht direkt auf die Gartenbeete aufträgt. Das stärkt auch die Bodendurchfeuchtung.
Grün- oder Astschnitt auf keinen Fall in der freien Landschaft entsorgen
„Das Wegkippen von Gartenabfällen in Wälder, Parkränder, an Wegraine oder auf Felder schadet der Natur sehr: Hier werden Nährstoffe auf eigentlich nährstoffarme Böden gebracht, insbesondere im Wald. Das stört die dortige Artenvielfalt. Außerdem gelangen so exotische Zuchtpflanzen als Samen oder Pflanzenteile in diesen Lebensraums, die sich in der freien Natur rasend ausbreiten und oft kaum mehr eingedämmt werden können. Sie bedrohen die heimische Tier- und Pflanzenwelt und können Wildtieren, die sie fressen, zum Verhängnis werden“, mahnt Wohlers. Illegale Entsorgung von Grünschnitt in die Natur ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit empfindlichen Bußgeldern geahndet werden.
Wenn es gar nicht anders geht, weil die Grüngutmengen zu groß werden, und weder eine Kompostierung noch die Nutzung als Brut- und Unterschlupfhaufen in Frage kommt, bleibe letztendlich nur die Einlagerung in engmaschigen Drahtkörben oder Säcken. „Aber vielleicht erlebt die Eigenkompostierung ja nun eine echte Renaissance in unseren Gärten“, sagt Rüdiger Wohlers. Vielen Anfragen, die den NABU derzeit erreichen, lege dies nahe. „Der Wert von Kompost wird wieder erkannt, und es gibt auch ein großes Interesse der Menschen, Natur in Gärten und Kleingärten einzuladen, etwa durch die Schaffung von Brut- und Unterschlupfhaufen.“ Den NABU freut‘s. Ebenso wie Igel, Spitzmaus, Rotkehlchen, Kleinen Fuchs, Admiral und Co.
Info-Broschüre
Informationen zum naturnahen Gärtnern hält der NABU bereit gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins: NABU Niedersachsen, Stichwort „Naturnaher Garten“, Alleestr. 36. 30167 Hannover. Darin enthalt sind die Broschüre „Gartenlust“ und eine ausführliche, 30-seitige Bauplansammlung zu Nisthilfen aller Art.