Extreme Trockenheit in Niedersachsen
NABU-Forderung: Mehr Klimaschutz durch Agrarwende



Die Vermaisung ist ein großes Problem in Niedersachsen. - Foto: Uwe Baumert
23. April 2020- „Höchste Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Bundeslandes, brennende Moore westlich der Weser und mickernder Weizen sowie kleine Staubtornados über Äckern“, fasst Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, die aktuelle Situation zusammen. Auch wenn ein trockener April noch keinen Klimawandel macht, findet Buschmann die immer schnelleren Abfolge der Klimaextreme bedenklich. „Da muss jeder aufwachen. Es ist ein Zeichen dafür, dass der galoppierende, menschengemachte Klimawandel noch mehr Fahrt aufnimmt und gerade auch in Niedersachsen sein verheerendes Werk fortsetzt!“
Wenn sich Voraussagen von Meteorologen bewahrheiten, steht Niedersachsen und ganz Europa ein drittes besonders heißes Jahr in Folge bevor – mit schlimmen Auswirkungen. „Dies droht dann wieder zahlreiche Menschenleben zu kosten, das darf nicht ausgeblendet werden“, mahnt der NABU-Landesvorsitzende. „Wir sind in rasantem Tempo dabei, unsere Lebensgrundlage zu zerstören: Eine deutliche Zunahme an starken Stürmen, Starkregenereignisse mit großen Schäden und Opfern und Dürreperioden werden zur Normalität auch zwischen Borkum und dem Eichsfeld werden, und die Küste wird es besonders stark treffen. Zusammen mit dem messbar immer schneller steigenden Meeresspiegel bedrohen die Stürme die Küstenlinie und werden sie, wenn nicht sofort gegengesteuert wird, langfristig unbewohnbar machen.“
Klimaschutz muss Priorität erhalten
Daher fordert der NABU Niedersachsen von der Landesregierung einen echten, nachhaltigen und ehrlichen Klimaschutz, der absolute Priorität haben muss. „Es geht um die Überlebenssicherung von Mensch und Natur!“, so der Landesvorsitzende. „In der gegenwärtigen Corona-Krise wurden praktisch über Nacht Milliarden bereitgestellt. Das war gut und richtig. Aber: Was ist mit der Klimakrise? Was ist mit der gleichermaßen das Leben auf unserer Erde bedrohenden Krise des Artensterbens, des unwiederbringlichen Verschwindens in Jahrmillionen entstandener Arten und des Zusammenbrechens der Ökosysteme? Dafür finden sich im Etat nur Brosamen! Dies wird nach wie vor nicht ernst genommen!“
Zum Klimaschutz gehört neben der erforderlichen Verkehrswende, Energieeinsparung und dem Ersetzen fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien auch ganz dringend eine Agrarwende. Denn gerade durch den Umbruch von Böden, die Wandlung von Grünland in Äcker, vor allem lebensfeindliche Maiswüsten, in denen weder Lerche noch Kiebitz, weder Aurorafalter noch Sumpfdotterblume eine Heimat finden, werden große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid freigesetzt. Oft werden sogar moorige oder anmoorige Böden aufgebrochen – ein Vergehen erster Güte gegen den Klimaschutz.
Eine konsequente Agararwende ist überfällig
„Und dies alles im unheilvollen Zusammenwirken mit der Massentierhaltung, die für enorme Güllemengen, überdüngte Böden und Grundwasserbelastung ebenso steht wie für hohe Mengen freigesetzten Methans, das besonders klimaschädigend wirkt. Und dann brüstet sich sogar mancher in unserem Agrarland Nummer 1, dass er Schweineohren und –schwänze aus ebendieser Massentierhaltung, nach China exportiert oder Hühnerfleisch nach Afrika – nachdem die Tiere mit Soja aus Regenwaldregionen aufgezogen worden sind“, empört sich Buschmann.
All dies schreit nach einer längst überfälligen Agrarwende, denn gerade auch durch diesen ‚Transporttourismus‘ werden Pandemien begünstigt. NABU-Landesvorsitzende mahnt die niedersächsische Landesregierung, vor diesen Zusammenhängen nicht die Augen zu verschließen, sondern Mittel für die Förderung des ökologischen Landbaus sowie Naturschutzmaßnahmen in ausreichender Höhe bereitzustellen. „Das wäre ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die Richtung, den Klimawandel einzudämmen, das Artensterben zu begrenzen, sowie bäuerlichen, ökologisch wirtschaftenden Betrieben eine Chance zu geben und ein klein wenig dem Transportwahnsinn entgegenzutreten.“
Die Funktionsträger in der Landwirtschaft müssten erkennen, dass sie zugleich Opfer und Mitverursacher der verheerenden Entwicklungen seien. Höchste Zeit für eine wirkliche Agrarwende!
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