Workshops,Tagungen und Seminare im Rahmen des Gelbbauchunken-Projekts
Fachlicher Austausch und Weiterbildung


Gelbbauchunken-Projekt verfestigt Kontakte bei internationaler Tagung

Exkursionsgebiet Maasdruien - Foto: Ilona Jentschke
20. Juni 2017 - Die Wiederansiedlung von Amphibien war Thema der Internationalen Tagung in Nuland, Niederlande, am Wochenende des 16. und 17. Juni 2017. Das ‚Natuurbalans - Limes Divergens BV, Adviesbureau voor natuur & landschap‘ organisierte das ‚Grenslandsymposium Herintroductie Amfibieën‘ und fand 120 interessierte Teilnehmer.
Christian Höppner, NABU-Projektmitarbeiter im Projekt Gelbbauchunke der Region Nördliches Weserbergland, wurde für einen Vortrag eingeladen. Er zeigte Beispiele aus den vier Wiederansiedlungsgebieten der Region. Elf Vorträge über Erfahrungen in der Wiederansiedlung von Knoblauchkröte, Geburtshelferkröte, Laubfrosch und Gelbbauchunken gaben eine gute Grundlage für die angeregte Diskussion am Abend.
Am Samstag wurden drei Projektgebiete besucht und Laubfrösche und Knoblauchkröte aufgespürt. Letztere bewohnt u.a. die Teiche des Golfplatzes ‚Landgoed Bleijenbeek‘ und lebt dort unbeeindruckt von den Golfern. Der Austausch mit den internationalen Kollegen ergab, dass die Hauptamtlichen in den Niederlanden von unzähligen Ehrenamtlichen beim Monitoring unterstützt werden und eine breite Öffentlichkeit in verschiedenen Projekten involviert ist.
NABU Niedersachsen richtet Bauleitseminar für die Gelbbauchunke aus

Die Teilnehmer des Bauleitseminars. - Foto: Kathy Büscher - Foto: Kathy Büscher
07. Februar 2017 - Die Gelbbauchunke gehört mit einer maximalen Größe von nur 5 Zentimetern zu den kleinsten Amphibien Deutschlands. Um sie in oder am Gewässer zu entdecken, muss man schon sehr genau hinschauen und Geduld haben, denn der kleine Froschlurch ist sehr schreckhaft und gut getarnt. Mit seiner bräunlichen Oberseite kann sich die Unke sehr gut in ihrem Lebensraum verstecken. Ihren gelb-schwarzen Bauch zeigt sie nur bei großer Gefahr.
So faszinierend die Ökologie des unauffälligen Amphibiums auch ist, genauso gefährdet ist diese jedoch auch. Um der streng geschützten Art unter die Arme zu greifen, haben die Mitarbeiter des Gelbbauchunken-Projektes jüngst ein Bauleit-Seminar angeboten. Der theoretische Teil der Veranstaltung fand im Rintelner Natur- und Umweltschutzzentrum statt, wo die beiden Projektmitarbeiter Ilona Jentschke und Bruno Scheel viel Wissenswertes vermitteln konnten. Denn Tümpel ist nicht gleich Tümpel, nicht jedes Gewässer ist für die Gelbbauchunke geeignet.
Unterschiede zwischen Laich- und Nahrungsgewässer
„Es gibt zwei verschiedene Arten von Kleingewässern, die die Gelbbauchunke als Habitat aufsucht“, weiß Scheel, der seit vielen Jahren im Landkreis Schaumburg und darüber hinaus mit seinen Artenschutzmaßnahmen dafür gesorgt hat, dass die Populationen gestärkt werden konnten. „Laichgewässer benötigen eine geringe Wassertiefe, da sie nur temporär Wasser führen und keine Vegetation aufweisen sollten. Außerdem müssen sie sonnenbeschienen sein“, erklärt er den über 20 Zuhörern, die nicht nur aus Rinteln und Minden anreisten, sondern sogar aus Aachen und München, um sich im Anlegen von Kleingewässern für die Gelbbauchunke schulen zu lassen.
Ohne Wasser können Fische und Molche, die den Laich der kleinen Unke zum Fressen gernhaben, nicht überleben. „Anders verhält es sich bei den Aufenthalts- und Nahrungsgewässern, wo durchaus Vegetation und ganzjährig Wasser vorhanden sein darf“, ergänzt Scheel.
Unken brauchen Pfützen und Tümpel
Nach dem theoretischen Teil führte der praktische Teil die Teilnehmer mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde Minden-Lübbecke in das Naturschutzgebiet „Holzhauser Mark“ in Porta Westfalica, um sich vor Ort ein Bild der Artenschutzmaßnahmen zu machen. Im ersten Schritt wurde die ehemalige Grubensohle gemäß dem Landschaftsplan von zahlreichen Bäumen befreit, die das Gelände zu stark beschattet haben. Rohboden wurde geschaffen und auch einige Kleingewässer angelegt, die Wasser führen.
Mit der Baggerschaufel wird gerade ein flaches Gewässer ausgehoben. Die Seminarteilnehmer dokumentieren die Maßnahmen mit ihren Kameras. „Jetzt muss der Boden noch gut verdichtet werden, damit das Kleingewässer das Wasser auch hält“, erklärt Scheel und zeigt auf den herannahenden Bagger, der mit einer Rüttelplatte den Untergrund nach unten presst. Ein Rundgang durch das Naturschutzgebiet veranschaulichte außerdem die Bedeutung von Radspuren, denn durch die ständige Benutzung mit schweren Fahrzeugen wird der Boden ebenfalls verdichtet, es sammelt sich Oberflächenwasser und ist so für die Gelbbauchunke ein wichtiger Lebensraum.
Mit vielen Eindrücken und praktischen Tipps zur Anlage von Amphibienkleingewässern im Gepäck fuhren die Teilnehmer des Seminares nach Hause, um in ihrer Region ebenfalls für geeignete Biotope für die kleine Gelbbauchunke und Co. zu sorgen. Denn leider sind in unserer aufgeräumten Kulturlandschaft Pfützen sehr selten geworden und damit sind viele Amphibien auf die Rote Liste gewandert.
Workshop in Luxemburg zur Gelbbauchunke

Exkursion während des Workshops zur Gelbbauchunke - Foto: Simone Schneider
02. März 2016 - Der NABU Niedersachsen hat am 29. Februar einen Workshop über „Praxiserfahrung zur Wiederansiedlung und Stärkung von Gelbbauchunken-Populationen“ im Regionalen Biodiversitätszentrum SICONA in Luxemburg durchgeführt. Etwa zehn Luxemburger Amphibienexperten der Biologischen Station SICONA, des Nationalmuseums für Naturgeschichte und der Naturverwaltung freuten sich über den fachlichen Austausch mit dem NABU. Derzeit existieren in Luxemburg lediglich drei stark voneinander isolierte Vorkommen. Die Populationen bestehen nur noch aus Einzeltieren. Bei der Gebietsakquise geschaffene „Locktümpel“ wurden zuletzt auch in verschollenen Vorkommen nicht mehr zur Reproduktion genutzt. Folglich ist die Gelbbauchunke sehr selten und wird in Luxemburg als „stark gefährdet“ eingestuft. Es besteht also Handlungsbedarf. Daher hat sich die Biologische Station SICONA aufgemacht und kürzlich ein Gelbbauchunken-Projekt initiiert. Die bestehenden Vorkommen sollen durch geeignete Maßnahmen vor Ort in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum für Naturgeschichte und der Naturverwaltung gestärkt werden. Des Weiteren sollen Wiederansiedlungen in geeigneten Habitaten stattfinden, um die Art zu fördern. Dazu werden von der Biologischen Station SICONA neue Gewässer angelegt und Gelbbauchunken aufgezogen.
Um den Projektstart zu erleichtern, wurde der Kontakt zum bundesweit laufenden Gelbbauchunken-Projekt „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ des NABU Niedersachsen, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz, hergestellt. Die Projektmitarbeiter Bruno Scheel und Christian Höppner gaben im Rahmen des Workshops die derzeit bekannten Best-Practice-Maßnahmen und Erfahrungen aus der Praxis weiter. Vorträge zu den Aktionen des Gelbbauchunken-Projekts, besonderen Kniffen bei der Gestaltung von Gelbbauchunken-Tümpeln, zur Wiederansiedlung und der begleitenden Zucht wurden am Nachmittag mit einer Exkursion in ein potentielles Wiederansiedlungsgebiet abgerundet. „Die praktische Umsetzung von Maßnahmen für diese Art, die spezielle Lebensraumansprüche hat, ist sehr wichtig“, betonte Bruno Scheel.
Dr. Simone Schneider, Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung, freut sich sehr über die Kooperation und sagte: „Wir sehen positiv in die Zukunft der Gelbbauchunke. Mit diesem Wiederansiedlungsprojekt können wir etwas für die Art erreichen. Dabei wollen wir in Zukunft auch weiterhin die Zusammenarbeit und den fachlichen Austausch mit den Kollegen vom NABU suchen.“