Exkursionen ins Gelbbauchunken-Gebiet


NAJU Bad Nenndorf ist begeistert: „Amphibienwetter“ bei der Exkursion in den Steinbruch Liekwegen

Klatschnass, na und? Die Naturschutzjugend ließ sich vom Wetter nicht die gute Laune verderben. - Foto: Andrea Goike
23. August 2017- Christian Höppner, Mitarbeiter im NABU-Projekt Gelbbauchunke, zeigte der Naturschutzjugend-Gruppe Bad Nenndorf am 12. August den Lebensraum Steinbruch. Am diesem Augustnachmittag hatte die Naturschutzjugend (NAJU) aus Bad Nenndorf richtig tolles Wetter - aus der Sicht einer Amphibie. „Kröten und Unken lieben lauwarmen Dauerregen, die Kinder leider nicht“, prognostizierte Andrea Goike, die die Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren seit langem betreut. Doch mit dieser Vermutung lag sie völlig falsch! Im Steinbruch Liekwegen wurde die Gruppe von Christian Höppner geführt. Er arbeitet für das Projekt "Stärkung und Vernetzung der Gelbbauchunke" des NABU Niedersachsen und kennt den Steinbruch wie seine Westentasche. Ausgestattet mit Keschern und Eimern machte sich die Gruppe also bei durchdringendem Dauerregen auf den Weg - und aus den geplanten anderthalb Stunden Exkursionszeit wurden kurzerhand drei!
Im Naturschutzgebiet "Alter Steinbruch Liekwegen" wimmelt und springt es auf 22 Hektar in über 300 Tümpeln und Kleingewässern. Da wurden nicht nur die kleinen Froschlurche mit der markanten gelb-gefleckten Bauchseite gefunden, sondern auch Kreuzkröten, deren Augen einen wunderschönen Grünton aufweisen und die mit ihrem hellen Rückenstrich unverwechselbar sind. Für viele Kinder ist das Keschern auch heute noch eine beglückende Naturerfahrung.
Außerdem konnten die Amphibien in all ihren Entwicklungsstadien beobachtet werden, denn neben den Kaulquappen wurden auch Metamorphlinge sowie juvenile und ausgewachsene Tiere gefunden.
Später war den Besuchern dann auch noch ein weiteres Glückserlebnis vergönnt: Die ganzjährig und fast wild im Steinbruch lebenden Soraya-Pferde, zwei Stuten und ein Wallach, kamen neugierig heran. Da hieß es: ganz still stehenbleiben. Denn erst wenn die Tiere sich von selbst nähern, darf man sie sanft streicheln. „Ein ganz besonderer Vertrauensbeweis“, freute sich Höppner, der auch schon erlebt hat, dass die Tiere lieber in Ruhe gelassen werden wollten. Die Kinder behielten trotz des Wetters klitschnass und vergnügt ihre gute Laune und freuen sich nun schon auf die nächste NABU-Aktion, die am kommenden Wochenende stattfindet: eine Fledermaus-Exkursion, bei der natürlich auch Erwachsene teilnehmen können.
Und vielleicht werden dann noch mehr Teilnehmer dabei sein, denn zur Zeit wirbt der NABU in Schaumburg in einer Aktion um mehr Mitglieder und Aktive.
Wer möchte, kann sich auf der Homepage des NABU Nenndorf über Termine und Aktivitäten informieren: www.nabu-sgnenndorf.de .
Auf den Spuren der Gelbbauchunke im Steinbruch

Trotz Regens waren die kleinen Gelbbauchunken-Forscher bester Dinge. - Foto: Ilona Jentschke
09. Juni 2017 - Ein sonniger Vormittag. Doch pünktlich um 15 Uhr öffnete der Himmel seine Pforten. Dauerregen. Es wurde schon mit einem Ausfall der Exkursion gerechnet. Doch die gut und wetterfest eingepackten Kinder stürmten ab 15 Uhr 30 pünktlich das Natur- und Umweltzentrum der NABU-Gruppe Rinteln und waren trotz Starkregens und keiner Aussicht auf blauem Himmel voller Tatendrang.
In Gummistiefeln, Regenhosen und -jacken trotzten fünf Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren mit ihren Eltern und den beiden Leiterinnen der NAJU-Gruppe Rinteln, Christine Land und Britta Raabe, den Regengüssen. Sie waren voller Energie und Freude mit Eimer und Kescher dabei, den Lebensraum Steinbruch unter der Führung von Ilona Jentschke zu entdecken. Nach knapp 30-minütiger Autofahrt startete die Exkursion im Steinbruch Liekwegen. Mit dem Betreten eines Naturschutzgebietes lernten die Kinder spielerisch die Verhaltensregeln: auf den Wegen bleiben, Hunde anleinen, nicht zelten und lagern, keine Pflanzen abpflücken, keine Tiere stören und rein gar nichts mit nach Hause nehmen – außer der Erinnerung an einen erlebnisreichen Tag. „Die Tiere, die hier leben, sind sehr selten“, erzählt Ilona Jentschke, NABU-Mitarbeiterin im Projekt Gelbbauchunke, „und sie würden sich zu Hause bei euch im Gartenteich nicht wohlfühlen und schließlich sterben.“
Die Lebewesen hier benötigen tatsächlich eben diese karge Landschaft, wie sie der Steinbruch ihnen bietet. Die Strukturvielfalt hat die Artenvielfalt noch während des Abbaus in den Steinbruch gelockt und beheimatet hier allein nun über 300 Pflanzenarten. Die kleinen Forscher sind beim „Tümpeln“ selbst auf Entdeckungsreise an den Schautümpeln und schnell waren drei der vier heimischen Molcharten im Eimer versammelt. Zudem fanden Wasserläufer, Ruderwanze und Rückenschwimmer viel Aufmerksamkeit.
„Komisches Tier“, sagte ein sechsjähriges Mädchen, „das Insekt hat ja auch nur vier Beine, so wie wir. Dem fehlen ja zwei.“ Bei genauem Hinsehen in der Becherlupe fiel den Kindern aber auf, dass vorne am Kopf zwei kleine kurze Beine den Fühlern bei der Arbeit halfen. „Na dann passt das ja doch“, schmunzelte sie.
„Fühlt sich ja an wie eine Gurke.“ „Aber wo sind denn nun diese seltenen Gurken mit dem gelben Bauch?“, wollte ein Junge wissen. Und da wurde die Gelbbauchunke auch schon von Britta Raabe gefangen: ein schönes, ausgewachsenes Weibchen mit dickem, gelb-schwarz gefleckten Bauch. „So klein sind die Gelbbauchunken?“, die Mütter waren überrascht. „Mit seinen 5,5 cm Größe sind sie tatsächlich ausgewachsen“, weiß Ilona Jentschke. Die Kinder waren entzückt von dem weichen Bauch und der gurkigen Oberseite und blickten in die herzförmigen Pupillen dieser, in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten, Amphibienart. Die drei Sorraia-Pferde als Landschafts- und Tümpelpfleger wurden beim Rundgang ebenso bei ihrer wichtigen Arbeit besichtigt. „Die sind ja wunderschön“, bemerkte ein kleiner blonder Junge, „warum haben die diesen schwarzen Streifen auf dem Rücken?“ Christine Lund hat die Antwort sehr schnell parat: „das ist der Aalstrich, weil wir hier doch Wildpferde haben.“ Es wurden mit Raupen, Schmetterlingen, Heuschrecken und Ameisen bei der ca. zweistündigen Entdeckungstour insgesamt 17 verschiedene Tierarten gesehen und erkannt.
Die Kinder waren so aufmerksam, dass sie als kleine „Tümpelgucker“ sogar die kleinen, kugeligen Eier der Gelbbauchunke im flachen Wasser entdeckten. „Sehr schön“, freute sich Ilona Jentschke, „hier ist Nachwuchs auf dem Weg, nun muss es nur noch ausreichend regnen, damit die schlüpfenden Kaulquappen auch die Metamorphose beenden können.“
Ach ja, der Regen. Der hat von den Teilnehmern unbemerkt einfach aufgehört. Das „Tümpeln“ und Entdecken hat den kleinen Forschertrupp so eingenommen, dass dieser Wetterumschwung ohne Kommentar einfach stattgefunden hat.
Text: Ilona Jentschke
Jahrestreffen der Projektgruppe: Exkursion zum Standortübungsplatz Brander Wald

Gruppenfoto der PAG-Gelbbauchunke - Foto: Christian Höppner
21. Dezember 2016 -Projektleiter Thomas Kutter zeigte sich beim Jahrestreffen der Projektgruppe zufrieden mit dem Stand des NABU-Projektes "Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland". Fünf NABU-Landesverbände haben sich für das Projekt "Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland" zusammengeschlossen. Die Projektgruppe PAG-Gelbbauchunke hielt ihr jährliches Projektpartnertreffen diesmal am 15. Dezember in Aachen ab. Gegenstand der Veranstaltung waren der aktuelle Stand der Maßnahmenumsetzung im Projekt sowie die Planung bis zum Projektende im Jahr 2018.
Auf dem Programm stand an diesem Tag auch eine Exkursion zum Standortübungsplatz Brander Wald unter Leitung von Dr. Manfred Aletsee, Geschäftsführer und Stationsleiter der NABU-Naturschutzstation Aachen. Das Besondere im Exkursionsgebiet ist, dass hier Lebensräume für die Gelbbauchunke mit Unterstützung der Bundeswehr angelegt und gepflegt werden.
Der Projektleiter für den NABU Niedersachsen, Thomas Kutter, zeigte sich zufrieden mit dem Projekttreffen und dem Stand des Projekts: „Unser Treffen hat deutlich gemacht, dass ein Vorhaben von der Dimension des Gelbbauchunkenprojektes mehr ist als die Summe seiner Teile.“
Zahlreiche Kooperationen, Verträge, Partnerschaften und ein mögliches EU-Folgevorhaben sind bislang aus dem Projekt erwachsen. Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten des Umweltamtes der Stadt Aachen statt, wofür sich die PAG-Gelbbauchunke herzlich bedankt.
Kinder entlassen Gelbbauchunken-Kaulquappen in die Natur

Der stillgelegte Teil des Kalk-Steinbruchs Segelhorst, wo sich die Gelbbauchunken-Habitate befinden, ist normalerweise für Besucher nicht zugänglich. - Foto: Ilona Jentschke
04. Juli 2016 - Am 2. Juli führten die beiden Mitarbeiter des Gelbbauchunken-Projekts Ilona Jentschke und Christian Höppner vom NABU Niedersachsen über 20 Interessierte in das neu hergerichtete Gelbbauchunken-Habitat im stillgelegten Teil des Steinbruchs Segelhorst. Die Exkursion fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe des ‚natour.NAH-Zentrums Schillathöhle‘ in Kooperation mit dem Abbaubetrieb Norddeutsche Naturstein GmbH (NNG) und dem Landkreis Hameln-Pyrmont statt.
Die Exkursionsteilnehmer, ganz besonders die Kinder, waren begeistert, kleine Kaulquappen aus der Nachzucht in die Freiheit zu entlassen und an der Begründung dieser neuen Population teilzuhaben. Sie lernten diesen für Amphibien wertvollen Lebensraum kennen und blickten direkt in die herzförmigen Pupillen des kleinen Froschlurchs, der hier einen optimalen Sekundärlebensraum vorfindet.
Im Steinbruch Segelhorst, am Fuße der Felskante auf der Grubensohle, wurden im Winter 2014/15 in Zusammenarbeit mit der NNG Tümpel als Lebensraum für die in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke hergerichtet. Insgesamt sind 120 temporäre Kleinstgewässer mit Bagger und Radlader angelegt worden. Das Besondere dabei: Es gelang selbst im "nackten" Fels Tümpel anzulegen, die jetzt bereits von Gelbbauchunken besiedelt sind. Zudem wurde insgesamt die Strukturvielfalt verbessert.
„Die Gelbbauchunken kommen nicht von ungefähr, hier befindet sich eines der vier Wiederansiedlungsgebiete des NABU“, berichtet Ilona Jentschke. Die Wiederansiedlung ist dafür fachlich geprüft und genehmigt worden, sie wird im Rahmen des bundesweit aktiven NABU-Gelbbauchunken-Projekts ‚Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland‘ umgesetzt. Auch dieses Jahr wird die Ansiedlung aus der projektinternen Nachzucht fortgeführt, um im Nördlichen Weserbergland die bestehenden kleinen Populationen zu vernetzen und die Gelbbauchunke-Bestände in einen besseren Erhaltungszustand zu überführen.
Kleinstgewässer, Pfützen und matschige Wegesränder leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Gerade für die Gelbbauchunke sind diese Lebensräume von elementarer Bedeutung. Davon konnten sich die Exkursionsteilnehmer beim Blick in die Tümpel überzeugen. Und auch der Uhu machte sich ein Bild von der Exkursionsgruppe in seinem neu gestalteten Nahrungsbiotop. Allerdings gejagt von Rabenkrähen, die seinen Besuch nicht so erbaulich fanden.
NDR-Reportage über das Gelbbauchunken-Projek

NDR-Dreharbeiten, die Reportage lief in der Reihe "NaturNah". - Foto: Christian Höppner
5. November 2015 - Leitart der Reportage ist die Gelbbauchunke. Regisseurin Claudia Grimm begleitete das Gelbbauchunken-Team des NABU Niedersachsen an fünf Drehtagen bei der Arbeit. Das Ergebnis stellt verschiedene Aktionen im Rahmen des Projektes „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ vor. Dieses Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Umweltministeriums im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV) für die Dauer von sechs Jahren gefördert.
Frostig war es als die Dreharbeiten bei den praktischen Artenschutzmaßnahmen mit schwerem Gerät im Winter begannen. Doch insgesamt war das Wetter den Dreharbeiten rund um die Themen Steinbruch und Gelbbauchunke wohlgesonnen. So konnten in verschiedenen Steinbrüchen, die vom Gelbbauchunken-Projekt des NABU Niedersachsen betreut werden, schöne Sequenzen aufgenommen werden. „Wir erwarten mit Spannung das Ergebnis“, betont Ilona Jentschke, Projektmitarbeiterin des NABU Niedersachsen, „es wurden viele Projektaktionen aufgenommen und wir sind jetzt natürlich gespannt auf den Zusammenschnitt, den wir auch erst beim offiziellen Sendetermin zum ersten Mal sehen“.
Ein wichtiger Teil der Reportage ist der Steinbruch Liekwegen, der ehrenamtlich durch den NABU Nienstädt betreut wird. Hier ist es zum Einen die Artenvielfalt, die sogar internationale Amphibienexperten zum Staunen bringt, zum Anderen die hier seit dem Jahr 2011 mit Wildpferden stattfindende ganzjährige Beweidung, welche Erholungssuchende anlockt und begeistert.
Besonders im Fokus stehen in der Reportage die im Rahmen des NABU Gelbbauchunken-Projekts neu für den seltenen Froschlurch vorbereiteten Steinbrüche im Nördlichen Weserbergland. Nach der Anlage von Biotopen in Kooperation mit der Norddeutschen Naturstein AG, wurden hier teilweise Gelbbauchunken wiederangesiedelt. Dies ist nötig, um die Vernetzung der letzten Vorkommen im ehemaligen Verbreitungsgebiet überhaupt zu ermöglichen, da mittlerweile viele Barrieren existieren, welche die Tiere aus eigener Kraft nicht mehr überwinden können. „Die ersten Ergebnisse der Wiederansiedlung sind sehr vielversprechend. Bereits nach gut einem Jahr in ihrer neuen – alten Heimat haben sich die Unken selbst weiter fortgepflanzt“, erläutert Christian Höppner, Projektmitarbeiter vom NABU Niedersachsen.
Weitere Projektaktionen wie die Bewertung der Maßnahmen und die Bestandserfassung in den Sommermonaten – der Aktivitätszeit der Gelbbauchunke – wurden von Regisseurin Claudia Grimm und dem NDR-Kamerateam begleitet. Besondere Szenen konnten zudem bei einer Exkursion sowie durch den Einsatz einer Unterwasserkamera und einer Drohne aufgenommen werden. Die Reportage bietet zudem einen Einblick hinter die Kulissen der projektbegleitenden Wiederansiedlungszucht.