Gelbbauchunken-Abschlusstagung (vlnr.: Dr. Holger Buschmann, Prof. Dr. Beate Jessel, Thomas Kutter). - Foto: Mareike Sonnenschein
NABU-Vorzeigeprojekt zur Rettung der Gelbbauchunke
NABU und Partner feiern Gelbbauchunken-Projektabschluss


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Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz: "Ein ganz besonderes Projekt." - Foto Mareike Sonnenschein
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Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz: "Ich danke dem NABU und den beteiligten Grundstückseigentümern und Landnutzern." - Foto: Mareike Sonnenschein
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Gut besucht: Die Abschlussveranstaltung in Hannover des Projekts "Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland" - Foto: Mareike Sonnenschein
7. Januar 2018 - Die Zusammenarbeit zwischen Fachbehörden, Unteren Naturschutz- und Landschaftsbehörden, Gemeinden, Verbänden, Forstverwaltung, privaten Flächeneigentümern, der Rohstoffindustrie und die Verzahnung von haupt- und ehrenamtlichem Naturschutz hat dieses Projekt mit Leben gefüllt. Gefördert wurde das Projekt im "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.
Das Projekt "Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland" hat durch die umgesetzten Schutzmaßnahmen für die Gelbbauchunke einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt geleistet. Denn neben der Gelbbauchunke profitieren noch viele weitere Arten von der Entwicklung neuer Lebensräume. Durch den überregionalen Ansatz konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die nun auch in anderen Regionen Deutschlands als Modell genutzt werden können.
Dazu wurden zahlreiche Flächen offen gehalten, Büsche entfernt sowie Winterquartiere geschaffen. Einige Flächen werden nun dauerhaft beweidet. Als Trittsteine angelegte Tümpel verbinden die Gelbbauchunkenhabitate nun miteinander. Die Gelbbauchunke ist gerade in Deutschland eine besonders schützenswerte Art. Bei uns befindet sich ein bedeutender Teil ihrer Weltpopulation, ebenso ihre nördliche Verbreitungsgrenze.
Trotz messbarer Erfolge in den Projektgebieten darf nicht darüber hinweggesehen werden, dass die Art, wie viele andere Arten auch, bundesweit stark gefährdet und in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sogar vom Aussterben bedroht ist. Einzelne Populationen und Standorte der Art sind dabei besonders stark gefährdet. Andere Standorte scheinen dauerhaft gesichert. In Deutschland würde die Art ohne Artenschutzmaßnahmen weitgehend verschwinden.

Gelbbauchunke - Foto: Bruno Scheel
Die 2,6 Millionen Euro Fördermittel sind gut angelegt
Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, erklärt: „Das Projekt des NABU Niedersachsen zur Gelbbauchunke ist ein ganz besonderes. Es war 2012 nicht nur eines der ersten Projekte, die im Bundesprogramm Biologische Vielfalt über mehrere Bundesländer hinweg in die Förderung gegangen sind. Es zeigt auch anschaulich, dass Arten, deren ursprüngliche Lebensräume durch menschliche Aktivitäten zerstört wurden, nun auf den Menschen und von ihm geschaffene Ersatzlebensräume angewiesen sind, um dauerhaft überleben zu können. Das Projekt war zweigleisig konzipiert: Einerseits wurden wertvolle Primärlebensräume renaturiert und andererseits Ersatzlebensräume optimiert sowie langfristig gesichert. Die Fördermittel des Bundes in Höhe von 2,6 Millionen Euro sind hier also sehr gut angelegt.“
Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, betont: „Unsere Amphibienvorkommen sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Um eine biologische Vielfalt zu erhalten sind wir aufgerufen, die Lebensräume von betroffenen Arten zu bewahren, bzw. zu verbessern. Daher danke ich ganz herzlich dem NABU und seinen Mitgliedern sowie allen beteiligten Grundstückseigentümern und Landnutzern, die maßgeblich durch ihr Engagement zum Erfolg des deutschlandweiten Projektes zur „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen“ beigetragen haben. Besonders wichtig ist mir in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass gerade die Gelbbauchunke zeigt, dass wirtschaftliche Entwicklung und Artenschutz kein Widerspruch sein muss. Die meisten niedersächsischen Gelbbauchunkenvorkommen sind in Steinbrüchen und Bodenabbaugebieten zu finden. Durch den laufenden Abbaubetrieb entstehen immer wieder neue Laich- und Entwicklungshabitate, die dieser hoch bedrohten Art zugutekommen.“
Viele wissenschaftliche Erkenntnisse durch das Projekt
Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, bedankt sich bei allen Akteuren für die gelungene Zusammenarbeit und schaut freudig in die Zukunft: „Der langfristige Schutz der Gelbbauchunke ist eine gesellschaftliche Aufgabe und nur im Zusammenspiel mit verlässlichen Akteuren möglich. Daher startet nun direkt nach Abschluss dieses erfolgreichen Projektes ein neues EU-LIFE-Projekt unter Trägerschaft des NABU Niedersachsen. Die Erfahrungen, die wir bisher gesammelt haben, können wir nun gut darin einbringen.“
Neben der Maßnahmenumsetzung wurden im Projektzeitraum neun Universitäts-Abschlussarbeiten zu diesem Thema betreut und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Genetik der Gelbbauchunke sowie zum Befall und der Behandlung durch den Chytrid-Pilz gewonnen. Diese sind gerade für künftige Vorhaben zur Wiederansiedlung von Gelbbauchunken von höchstem Wert. Sie liefern einen zentralen Baustein zu einem bundesweiten Verständnis der Art.
Mehr über das Projekt:
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