Niedersachsen ist Spatzenland
Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel 2014


4. Juni 2014 - Seit 12 Jahren beobachten und zählen niedersachsenweit Naturinteressierte die Vogelwelt. Jetzt liegen nicht nur die Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel 2014 vor, sondern die Zahlen erlauben auch einen längeren Rückblick auf Entwicklungen und Trends. Für Niedersachsen steht auf jeden Fall fest, dass der ,Dreckspatz' auch in diesem Jahr wieder das Rennen gemacht hat: Während Berlin die Hauptstadt der Spatzen ist, ist Niedersachsen ,das Spatzenland', um andere Arten muss mann sich aber Gedanken machen.
Bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel wurden in Niedersachsen knapp 108.000 Vögel in über 2.800 Gärten beobachtet. Im gesamten Bundesland beteiligten sich 5.000 Naturfreunde an der Mitmachaktion im Namen der Bürgerwissenschaft („Citizen Science“). Am Spatz kommt in Niedersachsen keiner vorbei. Auch bei der zwölften Auflage der NABU-Vogelzählung, der ,Stunde der Gartenvögel' in Niedersachsen, liegt der Seriensieger Haussperling erneut vor allen anderen Arten mit landesweit über fünf beobachteten Exemplaren pro Garten.
Auf den weiteren Spitzenplätzen hat sich nicht viel getan: Die vier bisherigen Spitzenreiter Haussperling, Amsel, Kohl- und Blaumeise aus dem Jahr 2013 bleiben auch in diesem Jahr auf dem Siegertreppchen. Ihre Bestände bleiben fast unverändert.
Nach zehn Aktionsjahren bundesweit zeigen sich nun erste langfristige Trends auch für Niedersachsen: „Immer mehr Vogelarten zieht es aus der freien Landschaft in Dörfer und Städte“, erklärt Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen. Am Beispiel des Feldsperlings lasse sich beobachten, dass typische Feldvögel vermehrt im Siedlungsbereich auftauchten. Dies deute darauf hin, dass ihre Lebensbedingungen in der Agrarlandschaft immer schlechter würden.
Der ländliche Vetter des Haussperlings nimmt im Agrarland ab, in Städten und Dörfern dagegen konstant zu. Lag der Feldsperling im Jahr 2006 mit durchschnittlich 0,21 gezählten Vögeln pro Garten auf Platz 22 der am häufigsten beobachteten Vögel in Niedersachsen, so steigerte er sich bis 2014 kontinuierlich auf Platz 11 mit durchschnittlich 1,05 gezählten Vögeln pro Garten. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung von Gärten und Parks als Rückzugsgebiete für die Natur. „Um den Feldvögeln im Siedlungsbereich zu helfen, sollten alle Naturfreunde ihre Gärten naturnah gestalten und auf den Einsatz von Giften verzichten“, so Dr. Buschmann. Naturnahe Gärten stellten wichtige Lebensräume für viele Vogelarten dar, die in der ausgeräumten Agrarlandschaft kaum noch ein Auskommen fänden.
Mit Besorgnis beobachtet der NABU Niedersachsen den anhaltenden Negativtrend bei den Mehl- und Rauchschwalben. In diesem Jahr belegen die hübschen Segler mit dem gegabelten Schwanz nur Platz 18. Im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 14 Prozent (bezogen auf beobachtete Vögel/je Garten). Bei den Mehlschwalben (Platz 13) beträgt der Rückgang landesweit sogar 19 Prozent. Um unseren heimischen Schwalben unter die Flügel zu greifen hat der NABU Niedersachsen die Aktion „Schwalben willkommen!“ ins Leben gerufen. Naturfreunde, die aktiv Mehl- und Rauchschwalben unterstützen, bzw. die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten, wie z.B. bekotete Fassaden tolerieren, erhalten vom NABU als Dank eine Urkunde und eine Plakette für die Hauswand.
Vor dem Hintergrund der immer wieder aufflammenden Diskussion um den zigtausendfachen Abschuss von Rabenvögeln, hat der NABU die Zählergebnisse bei Rabenkrähe und Elster besonders aufmerksam beobachtet. „Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass diese Vögel ,überhand nehmen' und deshalb der Abschuss notwendig sei: Die diesjährige ,Stunde der Gartenvögel' zeigt einmal mehr, dass das ein Mythos ist. Die gemeldeten Beobachtungen pro Garten von Elster und Rabenkrähe sind über die Jahre stabil, wenn auch die absoluten Meldungen bei der Rabenkrähe für dieses Jahr etwas gestiegen sind“, erklärt der NABU. Dass sich Elstern und Krähen in unseren Siedlungen wohl fühlen, führt der NABU auf das Angeboten zurück, dass sie dort erwartet: hohe Fichten und Birken als Brutplätze sowie kurz geschorene Rasenflächen, Komposthäufen und Abfälle als Nahrungsquellen machen Siedlungen für diese Vogelarten besonders attraktiv.
Der NABU Niedersachsen bedankt sich bei allen Teilnehmern der Gartenvogelzählung!
Übersichtskarte der Ergebnisse