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Schildkrötenkinder erwachen aus der Winterstarre


13. März 2014 - Die Sonne kitzelt den kleinen Europäischen Sumpfschildkröten an der Nase. Erstmals erwachen die Europäischen Sumpfschildkröten aus dem gemeinsamen Projekt mit dem NABU Niedersachsen aus der Winterstarre im Kühlschrank.
Bevor es in den Winterschlaf ging, stand in den ersten Tagen Fasten auf dem Programm. Nach zirka einer Woche wurde die kalte Jahreszeit eingeleitet, um langsam und behutsam über mehrere Tage die Temperatur bis auf fünf Grad Celsius runter zu fahren. Der Winter wird im SEA LIFE Hannover mittels eines Kühlschranks nachgestellt, in dem die Tiere in diesem Jahr erstmalig schlafen durften. Der Winterschlaf von mehreren Monaten gehört zum natürlichen Jahresrhythmus der Tiere und ist für ein gesundes Leben in freier Natur unerlässlich. „Ziehmutter“ Heike Zinke im SEA LIFE Hannover überprüft während der kalten Phase täglich das Gewicht und den Allgemeinzustand der fünf jungen Sumpfschildkröten – auch „Emys orbicularis orbicularis“ genannt.
Streng genommen ist der Schildkröten-Winterschlaf eine Winterstarre. Bei einem Winterschlaf senken echte Winterschläfer wie Igel, Fledermäuse, Siebenschläfer und Murmeltiere ihre Körpertemperatur und ihren Herzschlag stark ab. Winterschlaf bedeutet aber nicht Tiefschlaf. Zwischendurch wachen die Tiere auch auf, um beispielsweise ihre Schlafposition zu ändern. Gefressen wird in dieser Zeit jedoch nicht. In eine Winterstarre hingegen fallen Fische, Frösche, Eidechsen, Schildkröten und Insekten bei fallenden Temperaturen allein durch ihren Biorhythmus. Nichts außer einem Temperaturanstieg kann sie aus diesem Tiefschlaf wecken.
Genauso behutsam wie die Tiere für den Schlaf abgekühlt wurden, fuhr Heike Zinke vor knapp einer Woche die Temperaturen des Kühlschranks im SEA LIFE Hannover langsam wieder hoch. Das zärtliche Wecken der Tiere sorgt für die Anregung des Kreislaufs. Kaum blinzelten die Fünflinge der Frühlingssonne entgegen, freuten sie sich schon über ihren Frühstückshappen in Form von roten Mückenlarven, der ihnen von ihrer Pflegerin gereicht wurde. Schließlich macht ein langer und ausgiebiger Schlaf besonders hungrig.
„Die vom Aussterben bedrohten Tiere gehören zur einzigen europäischen Schildkrötenart mit natürlichem Vorkommen in Deutschland“, erklärt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Im Rahmen einer gemeinsamen Schutzmaßnahme zwischen dem NABU Niedersachsen und dem SEA LIFE Hannover werden die kleinen Emys vom Schlupf an in dem Großaquarium gepflegt und verbringen dort die ersten Jahre ihres Lebens. Anschließend werden Sie im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde (bei Gifhorn) auf die Freiheit vorbereitet, und in geeigneten Gebieten ausgewildert, wenn sie eine Größe von zehn Zentimetern erreicht haben. Bis die Tiere ausgewachsen sind, dauert es noch ca. 10 bis 15 Jahre. Sie erreichen dann eine Größe von bis zu 23 Zentimetern.
Die ausgeschlafenen Sumpfschildkröten sind nun wieder zurück in ihrem zu Hause und können täglich ab 10 Uhr bestaunt werden.