Deutsch-schweizer Expertentreffen
Informationsaustausch zur Europäischen Sumpfschildkröte



Projektleiterin Dr. Martina Meeske vom NABU Niedersachsen (Bildmitte) zeigte den Teilnehmern das erste Auswilderungsgewässer. - Foto: Bernd Breitfeld
21. März 2015 - Die eintägige Veranstaltung fand an der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) in Winzlar statt. Dr. Holger Buschmann, NABU Landesvorsitzender, freute sich in seiner Begrüßung über die rege Teilnahme und hob die Wichtigkeit des Wissensaustausches hervor, um die Sumpfschildkröte in Deutschland zu erhalten und in Niedersachsen wieder heimisch werden zu lassen.
Am Vormittag wurden Vorträge zu verschiedenen Themen aus den Schutz- und Wiederansiedlungsprojekten in Deutschland und in der Schweiz gehalten. Zu Beginn führte Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ÖSSM, in das Wiederansiedlungsgebiet im Naturschutzgebiet ‚Meerbruchswiesen‘ ein. Er hatte bereits im Vorfeld der Wiederansiedlung die Eignung des Lebensraumes für Sumpfschildkröten am Steinhuder Meer in einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz bewertet.
Informationen zum niedersächsischen Projekt des NABU wurden von der Projektleiterin Dr. Martina Meeske hinsichtlich der ersten Auswilderungsergebnisse 2014 und von dem Projektmitarbeiter Kai-Olaf Krüger hinsichtlich der Aufzuchtmethoden der Auswilderungstiere im NABU Artenschutzzentrum Leiferde gegeben. Danach folgten Berichte aus den langjährigen Schutzprojekten in Nordostdeutschland von Dr. Norbert Schneeweiß (Naturstation Rhinluch) und in Hessen von Dr. Matthias Kuprian (Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz). Die Wiederansiedlung in Rheinland-Pfalz wurde von Walter Gramlich (NABU Rheinland-Pfalz) vorgestellt. Der Vortragsteil endete mit der Präsentation der drei Wiederansiedlungsprojekte in der Schweiz von Dr. Sylvain Ursenbacher (Universität Basel).
Nach der Mittagspause besuchten die 15 Teilnehmer das Wiederansiedlungsgebiet, um sich ein Bild vom zukünftigen Lebensraum der Sumpfschildkröten am Steinhuder Meer zu machen und verschiedene Maßnahmen zur Lebensraumgestaltung und –pflege zu diskutieren.
Im letzten Teil der Veranstaltung wurde eine konstruktive Diskussion zu verschiedenen Aspekten des Sumpfschildkrötenschutzes geführt. Dr. Norbert Schneeweiß betonte, dass frühere Wiederansiedlungsmaßnahmen u.a. an der Unkenntnis zu den Ansprüchen der Art und der genetischen Nichteignung ausgewählter Auswilderungstiere scheiterten. Es wurde daher gemeinsam überlegt, eine grenzüberschreitende Kooperation zur Koordination eines Zuchtprogramms mit genetisch geeigneten Tieren für Wiederansiedlungsprojekte zu entwickeln. Alle Teilnehmer waren sich letztlich einig, dass ein regelmäßiger Wissensaustausch zwischen den Projektverantwortlichen wichtig sei.
HINTERGRUND:
Seit dem Jahr 2013 leitet der NABU Niedersachsen das vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz initiierte Wiederansiedlungsprojekt für die Europäische Sumpfschildkröte in Niedersachsen. Bisher galt die Art bei uns als ausgestorben. Im Juni letzten Jahres wurden die ersten 14 subadulten Tiere in einem Naturschutzgebiet am Steinhuder Meer ausgewildert. Mit regelmäßigen Sichtkontrollen, telemetrischen Untersuchungen und Wiederfängen wurden die Tiere im neuen Lebensraum bis zur Winterruhe genau beobachtet. Weitere Auswilderungen von bis zu 50 Tieren jährlich werden in den nächsten 20 Jahren folgen. Das Projekt wird in den ersten Jahren von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und der HIT-Stiftung gefördert.
MEhr über das Projekt:
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