Glücksboten in Gefahr
Schwalbennester stehen unter Naturschutz



Mehlschwalben - Foto: Anita Hatlapa
1. August 2016 - Immer wieder kommt es vor, dass Nester entfernt werden. Obwohl das illegal ist, wie der NABU Niedersachsen betont: „Schwalben und ihre Niststätten stehen unter Schutz. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, sie zu beschädigen oder zu zerstören.“ Wer gegen dieses Verbot verstößt, muss mit Strafe rechnen – im günstigsten Fall heißt das, mit Kunstnestern für Ersatz zu sorgen.
Häufig sorgt vor allem der Kot unter dem Nest für Ärger. „Dabei kann ein sogenanntes Kotbrett – richtig und nicht zu nah am Nest angebracht – Abhilfe schaffen. Mit ein bisschen Toleranz gelingt das Zusammenleben dann erfahrungsgemäß sehr gut“, so der NABU. Müssen Schwalbennester aufgrund von Fassadenerneuerungen weichen, so sind die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes zu beachten. Hausbesitzer sind somit verpflichtet, für jedes entfernte Nest ein künstliches anzulegen. Der NABU empfiehlt, Sanierungsarbeiten außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeiten vorzunehmen, sodass die Schwalben nicht gestört werden. Dafür eignet sich besonders die Zeitspanne zwischen Anfang Oktober und Ende Februar.
2.700 „schwalbenfreundliche Häuser“ ausgezeichnet
Für Schwalbeneltern ist es immer schwieriger einen Platz zu finden, an dem sie ihren Nachwuchs aufziehen können. Deshalb hat der NABU in Niedersachsen vor Jahren die Aktion „Schwalben willkommen“ ins Leben gerufen. Knapp 2.700 Häuser haben NABU-Aktive mittlerweile dafür ausgezeichnet, dass die sprichwörtlichen Glücksboten dort willkommen sind und aus ihren über 4.000 Kilometer entfernten Überwinterungsgebieten südlich der Sahara jedes Frühjahr wieder dorthin zurückkehren können.
Schwalben haben sich als Kulturfolger an eine durch den Menschen geprägte Umgebung angepasst und ihre ursprünglichen Brutplätze an felsigen Steilküsten gegen Hauswände oder Ställe eingetauscht. Trotzdem nehmen die Schwalbenbestände seit Jahren ab. Was ihnen zu schaffen macht, sind etwa die Intensivierung der Landwirtschaft, die Versiegelung der Landschaft und die Sanierung vieler Gebäude. „Es fehlen geeignete Brutmöglichkeiten an oder in Gebäuden. Auch feuchter Lehm als Baumaterial für Nester ist immer schwieriger zu finden. Und wegen des gestiegenen Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft gibt es weniger Insekten und damit weniger Nahrung für die Schwalben“, fasst der NABU zusammen.
Dabei gehören die Flugkünstler seit Jahrhunderten zum Bild der Dörfer und Städte im Land. Ihre draufgängerischen Flugdarbietungen dienen übrigens der Nahrungssuche: Schwalben ernähren sich von fliegenden Insekten und im Luftstrom treibenden Spinnen, die sie im Flug erbeuten. Bis zu 2.500 Schnaken fängt ein Schwalbenpaar, wenn es Junge hat – pro Tag.