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Aus dem Brachvogelprojekt wird das Wiesenvogelprojekt
Projekt konzentriert sich auf Schwerpunktgebiete



Großer Brachvogel - Foto: Simone Kasnitz
11. April 2017 - Gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz des Landkreises, die das Projekt finanziert, war entschieden worden, die Arbeit auf drei Schwerpunktgebiete zu konzentrieren, in denen vergleichsweise noch recht viele Brachvögel und Kiebitze vorkommen.
„Wir schützen Gelege mit Elektrozäunen gegen Fraßfeinde am Boden“, erläutert Kasnitz. „Gegen Feinde aus der Luft, etwa Krähen und manche Greifvögel, müssen sich die Wiesenvögel selbst zur Wehr setzen. Das gelingt ihnen am besten gemeinsam mit benachbarten Brutpaaren.“ Wegen dieser gegenseitigen Hilfe stehen ab diesem Jahr neben Großen Brachvögeln auch Kiebitze im Fokus der Naturschützer. Die Hoffnung ist, die Populationen in den Schwerpunktgebieten mittelfristig so zu stärken, dass sie irgendwann ohne menschliche Hilfe auskommen.
Neu ist ebenfalls, dass der Landkreis Rotenburg in den Schwerpunktgebieten Prämien für Landwirte zahlt, die Wiesen bis zum Flüggewerden der Küken nicht bewirtschaften. „Dann gerät garantiert kein Tier in den Mäher und außerdem haben die Küken nach dem Schlüpfen ausreichend Möglichkeiten, sich zu verstecken“, berichtet Projektleiterin Kasnitz. „Davon profitieren nicht nur Wiesenvögel, sondern alle Tiere im Ökosystem Wiese.“
Die drei Schwerpunktgebiete sind das Ergebnis der sorgfältigen Kartierungen der vergangenen Jahre. Neben dem Vorkommen der Zielarten war bei der Auswahl wichtig, dass möglichst viele Landwirte bereit sind, sich zu beteiligen.
Das erste Areal liegt bei Ebersdorf, Alfstedt und Ostendorf ganz im Norden des Landkreises, das zweite östlich von Sittensen bei Kalbe und das dritte im Norden der Gemeinde Scheeßel. „Wir haben die Helfer gebeten, ihre Beobachtungen auf diese Flächen zu konzentrieren, damit wir in diesen geförderten Gebieten möglichst allen Wiesenvogelpaaren helfen können“, sagt Kasnitz. „Damit in Einzelfällen auch Brachvögel und Kiebitze außerhalb der Vorrang-Areale unterstützt werden können, stellen die NABU-Kreisverbände Bremervörde-Zeven und Rotenburg aus ihren Mitteln einige weitere Zäune und Stromgeräte zur Verfügung. Dafür sind wir sehr dankbar.“
Brachvögel und Kiebitze waren früher Charaktervögel der feuchten Wiesen. Trockenlegungen, Grünlandumbrüche und Intensivierung der Bewirtschaftung haben die Landschaft so verändert, dass es vom Brachvogel heute kreisweit nur noch rund 100 Paare gibt. Nicht viel besser sieht es beim Kiebitz aus. Hinzu kommt, dass auf die wenigen verbliebenen Exemplare heute im Verhältnis mehr Feinde wie Wildschweine, Füchse und Marder kommen.
Wenn die Helfer mit ihren Ferngläsern und Spektiven einen Neststandort orten, wird rundherum in einem Durchmesser vor etwa 15 Metern ein Elektrozaun gestellt. Der stört das Elternpaar erfahrungsgemäß kaum, hält aber bodengebundene Fraßfeinde draußen. Weil die Küken Nestflüchter sind, muss das Hindernis kurz vor dem Schlüpfen wieder entfernt werden.
Für das Projekt beginnt in diesem Tagen die heiße Phase. „Anfang April sind alle Brachvogelreviere besetzt“, sagt Kasnitz. Die Paare schreiten also demnächst zur Eiablage. Die Brut setzt ein, sobald das vierte Ei gelegt ist. Bis zum Schlüpfen dauert es dann vier Wochen. Nach fünf weiteren Wochen sind die Kleinen flügge. Bei ganz schlechtem Wetter und Störungen kommt es zu Nachgelegen und entsprechenden Verzögerungen.
Brachvogel-Projekt freut sich: Die ersten Küken sind geschlüpft
27. Mai 2015 - Bereits einen Tag nach dem Schlüpfen verlassen die Brachvogel-Küken die elterliche Bleibe und werden im hohen Gras der Umgebung von den Altvögeln weiter gefüttert - Brachvögel sind Nestflüchter. Solche Bruterfolge sind auch ein Ergebnis des langjährigen Brachvogel-Projektes der NABU-Umweltpyramide in Zusammenarbeit mit der Stiftung Naturschutz im Landkreis ROW.
Die Arbeit in diesem Projekt ist für die vielen ehrenamtlichen Helfer umfangreich und beginnt mit dem zeitintensiven Suchen der Gelege. Diese werden nach Bedarf eingezäunt, um einen wirksamen Schutz vor Beutegreifern zu gewährleisten. Die Funktionsfähigkeit der Weidezäune muss während der Brutzeit regelmäßig kontrolliert und Batterien ausgetauscht werden. Sind die Küken geschlüpft, können die Zäune wieder entfernt werden.
Viel ist seit den ersten Sichtungen der Großen Brachvögel im März passiert. Acht Gelege, die eingezäunt wurden, sind bereits geschlüpft, bei fünf weiteren erfolgt der Schlupf in den nächsten Tagen. Zusätzlich wurden mittlerweile fast 60 Reviere erfasst. In den nächsten Wochen steht noch viel Arbeit an, da es in mehreren Revieren zu Nachgelegen kam. Hier muss noch einmal beobachtet werden, wie die Brut verläuft. Auch die Weidezäune müssen im gesamten Landkreis wieder abgebaut werden.
Für die weitere Zukunft ist Hans Dietrich (NABU) vom Projektteam „Brachvogel“ optimistisch: „Wir sind richtig begeistert von der Unterstützung und der Zusammenarbeit. Die steigenden Zahlen der Sichtungen sind Beleg dafür, dass das Interesse zunimmt und unsere vereinten Bemühungen auch Früchte tragen.“ Zudem seien die Beobachtungen der Bürger und insbesondere der Jägerschaft für den Erfolg des Projektes eine große Hilfe.
Insgesamt erfreut sich das Projekt zum Schutz des Großen Brachvogels auch in der Bevölkerung großen Interesses. Über den Landkreis hinaus findet das Brachvogel-Projekt großen Anklang. So informierte sich Anfang Mai eine Gruppe des NABU Hamburg/Norderstedt vor Ort über das Projekt. Dort sollen die letzten Brachvögel in der Oberen Alsterniederung unterstützt werden. Auch aus dem Landkreis Lüneburg gab es Anfragen, wie den dortigen Brachvögeln geholfen werden könnte.