Die Wildkatzen konnten im Harz nach erfolgreicher Rehabilitation wieder ausgewildert werden.
Langweilig ist woanders
NABU-Artenschutzzentrum präsentiert Jahresbilanz 2013


Langweilig ist woanders
NABU-Artenschutzzentrum Leiferde präsentiert Jahresbilanz 2013
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Maurische Landschildkröte, eine der ausgesetzten Exemplare des letzten Jahres.
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junge Blaumeisen
6. Februar 2014 - Vom Storch bis zum Stachelschwein reichte die Palette der im NABU-Artenschutzzentrum gepflegten Tiere im Jahr 2013. Es wurden 1.976 Tiere in 166 Arten versorgt und 115 Veranstaltungen (das Storchenfest nicht mitgerechnet) durchgeführt, an denen 1.885 Personen teilnahmen.
Im Bereich der Vogelpflege wurden 1.342 Gefiederte in 91 Arten gepflegt. Dem Rekordbestand von 653 Weißstorchpaaren in Niedersachsen im Jahr 2013 entsprechend, wurden mit 44 Tieren auch im NABU-Artenschutzzentrum so viele Weißstörche gepflegt wie nie zuvor, obwohl das Wetter es den Störchen nicht immer leicht machte.
Auf hohem Niveau bewegte sich auch die Zahl der zu versorgenden Reptilien (und Amphibien), die mit 157 Exemplaren aus 31 Arten jedes Terrarium besetzt hatten. Probleme bereiten hier nach wie vor die - zumeist ausgesetzten - Schildkröten, da die Weitergabe an Zoos und Tiergärten fast zum Erliegen gekommen ist.
Auch die Gruppe der Säugetiere war zahlenmäßig mit 333 Fellträgern aus 24 Arten reichlich vertreten. Einen großen Anteil an der Gesamtzahl hatten einmal mehr Igel (187 Individuen), die überwiegend im Herbst des vergangenen Jahres als Jungtiere aufgenommen wurden. Der kurioseste Säuger der vergangenen Saison war sicherlich ein Stachelschwein, welches etwa drei Wochen als Fundtier im NABU-Artenschutzzentrum verweilte und einen bleibenden Eindruck in Form von durchgenagten Türen hinterließ. Auch im vergangenen Jahr gehörten vier Wildkatzen zu den Pfleglingen des NABU-Artenschutzzentrums, die im Harz nach erfolgreicher Rehabilitation wieder ausgewildert werden konnten.
Bei den Wirbellosen gab es nur zwei Vertreter. Diese hatten es aber durch ihre Giftigkeit in sich. So wurde eine Südliche Schwarze Witwe als auch ein afrikanischer Skorpion aus Afrika gepflegt.
An den Ergebnissen zur Auswertung der Herkunft der Pflegetiere ist zu erkennen, dass der Einzugsbereich weit über die Grenzen des Landkreises Gifhorn hinaus reicht. Mit 635 Tieren stammen zwar die meisten Tiere aus dem Heimatkreis des NABU-Artenschutzzentrums, insgesamt erreichten uns die Tiere jedoch aus 40 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus acht verschiedenen Bundesländern oder Stadtstaaten.
Bei den Einlieferungsursachen standen wie gewohnt elternlose Jungtiere (721 Ind.) und bei Kollisionen zu Schaden gekommene Tiere (230 Ind.) auf den vorderen Rängen. Ungewöhnlich hoch stellte sich jedoch mit 151 Tieren die Zahl der Witterungsopfer dar, was aber ohne weiteres mit den Wetterkapriolen des vergangenen Jahres zu erklären ist. So war es bis in den April hinein sehr kalt, im Mai gab es beachtliche Niederschläge, ab Juni wurde es sehr trocken und im Juli ging ein heftiger Hagel nieder. Weitere häufigere Einlieferungsursachen waren Verletzungen durch andere Tiere (149 Ind.), negative Einflüsse durch Zivilisationsauswirkungen (112 Ind.) oder das Auffinden ausgesetzter oder entwichener Tiere (103 Ind.).
Wie wichtig die Möglichkeit zur Abgabe hilfloser Wildtiere außerhalb der regulären Geschäftszeiten (9:00 bis 17:00 Uhr) ist, zeigte einmal mehr die Auswertung der Einlieferungszeiten. So betraf dies im vergangenen Jahr knapp 37 Prozent, d.h. 731 Notfälle. Während die Mitarbeiter von etwa Mai bis August aufgrund des hohen Jungtieraufkommens ohnehin von 6:00 bis 22:00 Uhr im NABU-Artenschutzzentrum anzutreffen sind, kann außerhalb dieser Zeit in wichtigen Fällen über eine Notrufnummer rund um die Uhr ein Mitarbeiter erreicht und ein Übergabetermin vereinbart werden.
Im Bereich der Umweltbildung galt es - wie bereits im Jahr zuvor - einige personelle Schwierigkeiten zu meistern. So verließ uns Mitte der Saison ein gerade eingearbeiteter Mitarbeiter wieder aus familiären Gründen. Die entstandene Lücke musste abermals hausintern geschlossen werden, was in der Kürze der Zeit nicht ohne Einbußen möglich war. Dennoch wurden insgesamt 115 Veranstaltungen angeboten, an denen 1.885 Personen (ohne Storchenfest gerechnet) teilnahmen.
Das Ende April stattgefundene Storchenfest war erneut hervorragend besucht und brachte den Verkehrsfluss zeitweise arg ins Stocken. Bei schönem Wetter suchten mindestens 4.000 Personen das Gelände des NABU-Artenschutzzentrums Leiferde auf, um sich über die Arbeit des Zentrums zu informieren, sich die einzelnen Stände anzusehen oder einfach nur bei guter Verköstigung den Tag zu genießen.
Besonders im personellen Bereich war und ist in Leiferde immer einiges im Fluss, wie Bärbel Rogoschik, die Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums, erläuterte: „Durch den Wegfall des Zivildienstes vor zwei Jahren waren wir gezwungen, unser Team neu zu formieren, um unsere Aufgaben vor allem im Bereich der Wildtierpflege weiterhin erfolgreich zu erfüllen. Anstelle der Zivildienstleistenden haben wir nun Bundesfreiwilligendienstler, und darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr zwei weitere Auszubildende einstellen können. Dem gesamten Team danke ich ganz herzlich für die geleistete Arbeit.“
Als gewohnt verlässlicher Rückhalt trat auch der Förderkreis des NABU-Artenschutzzentrums im vergangenen Jahr wieder in Erscheinung, indem er neben der laufenden Finanzierung von Personal auch im Rahmen des Sumpfschildkrötenprojektes wieder großzügige Unterstützung leistete. Uwe-Peter Lestin, der Vorsitzenden des Förderkreises, sieht in der finanziellen Förderung einen wichtigen Grundpfeiler innerhalb des Aufgabenbereiches des Förderkreises: „Wir sind von der Wichtigkeit der Aufgaben des NABU-Artenschutzzentrums wie auch von der praktischen Umsetzung überzeugt und möchten dazu beitragen, dass diese Arbeit auch in Zukunft weiterhin erfolgreich fortgesetzt werden kann. Mit der finanziellen Unterstützung können wir zwar die praktische Arbeit nicht beeinflussen, sehr wohl aber die Voraussetzungen schaffen, die ein erfolgreiches und effizientes Arbeiten ermöglichen.“