Wir sind, was wir tun!
Seit über 70 Jahren und mit über 110.000 Mitgliedern schützt der NABU Niedersachsen aktiv die Natur.
Machen Sie mit – für Mensch und Natur!
NABU-Artenschutzzentrum mit beeindruckender Bilanz 2017
Erstmals wurden über 500 Reptilien versorgt



Maurische Landschildkröte im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde - Foto: Joachim Neumann
26. Februar 2018 - „Es ist gut möglich, dass sogar der Höchststand aus dem Jahr 2008 mit 2.486 Tieren erreicht worden wäre, wenn es nicht vogelgrippebedingt zu Anfang des Jahres bis Mitte Februar einen Aufnahemstopp für Vögel gegeben hätte", sagt Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums.
Viele Beschlagnahmungen aus Tierschutzgründen bei den Exoten
Auf die Anzahl der Vögel sind die gestiegenen Pflegetierzahlen jedoch weniger zurückzuführen. Vielmehr gab es bei den Reptilien einen starken Zuwachs. Erstmals in der Geschichte des Zentrums wurden über 500 Reptilien versorgt (539 Tiere/38 Arten).
Verantwortlich für diese hohe Zahl ist zum einen das Zucht- und Wiederansiedlungsprojekt für die Europäische Sumpfschildkröte, in dessen Rahmen 115 Tieren neu ausgewildert wurden. Zum anderen gab es im Jahr 2017 aber auch einige Beschlagnahmungen, bei denen knapp 80 Tiere behördlich eingezogen werden mussten. Innerhalb der Beschlagnahmungen stach ein Fall hervor, bei dem allein knapp 60 Landschildkröten dem Halter aus tierschutzrechtlichen Gründen entzogen wurden. „Insgesamt wird uns die Gruppe der Reptilien auch in Zukunft vermutlich noch sehr beschäftigen, da die Haltung solcher Tiere in Privathand nach wie vor äußerst beliebt ist“, prognostiziert Rogoschik.
419 Säugetiere wurden versorgt
Auch bei den Säugetieren gab es einen Anstieg der Pflegetierzahlen auf 419 Tiere aus 24 Arten. Besonders Igel (222 Individuen) hatten mit der Witterung zu kämpfen, da sich bis zum Jahresende kein wirklicher Winter einstellen wollte. So kam es, dass dem NABU-Artenschutzzentrum bis zum Jahresende Igel zugetragen wurden, die den Sprung in die Winterruhe noch nicht geschafft hatten.
Für eine große Überraschung sorgten 13 junge Wildkatzen, die aus unterschiedlichen Gründen versorgt werden mussten. Setzt man die Anzahl der Pflegetiere in Beziehung zur Anzahl der freilebenden Wildkatzen, so lässt sich daraus auf eine weitergehenden Ausbreitung der Art schließen.
1381 Vögel wurden versorgt
Die größte Gruppe zu versorgender Tiere war wie jedes Jahr die der einheimischen Vögel mit 1.381 Tiere aus 91 Arten. Zehn Prozent waren Greifvögel, die meisten davon Turmfalken mit 65 Individuen. Bei den Eulen wurden 37 Tiere aus 6 Arten gepflegt. Unter ihnen befanden sich auch 10 Waldkäuze, Vogel des Jahres 2017.
Ebenfalls in höherer Zahl war der Weißstorch als Pflegling im NABU-Artenschutzzentrum vertreten (42 Individuen), was sicherlich mit dem hohen Weißstorchbestand im Freiland in Verbindung zu bringen ist (918 Paare in Niedersachsen und Bremen). Anlass zur Sorge bereitet der Biologin Rogoschik der Nahrungserwerb einiger Störche, denn zum wiederholten Male kam es zu Problemen mit aufgenommenem Müll: „Wir haben wieder einen Storch bekommen, der im Laufe der Behandlung zahlreiche Gummibänder ausgewürgt hat. Das hatten wir auch schon 2015 bei einem Storch, der fast an den Bändern erstickt wäre.“ Es wurden auch schon weitere Störche in der Region dabei beobachtet, wie sie Gummibänder aufgenommen oder ausgewürgt haben. „Wahrscheinlich verwechseln sie diese mit Würmern oder ähnlichem Getier“, vermutet Rogoschik.
Die häufigste Art unter den Wildvögeln war wieder die Amsel, die es auf 159 Individuen brachte. Ein guter Beleg dafür, dass das Usutu-Virus, der vor allem in Süddeutschland für hohe Ausfälle bei dieser Art verantwortlich ist, in Niedersachsen noch nicht für größere Schäden gesorgt hat.
Unterstützen Sie die Arbeit des NABU-Artenschutzzentrums
Sie können auf verschiedene Art und Weise helfen, z.B. durch Geld- oder Sachspenden, eine Tierpatenschaft, eine Mitgliedschaft im Förderverein uvm.
Einer Sache können Sie sicher sein: Ihre Hilfe wird dringend gebraucht und kommt direkt bei den Tieren an. Unterstützen Sie jetzt diese wichtige Einrichtung des Artenschutzes in Niedersachsen!
Pflegetiere stammen meist aus dem Landkreis
Mit 669 Tieren stammen die meisten Pflegetiere aus dem Landkreis Gifhorn. Der Grund hierfür ist natürlich, dass das NABU-Artenschutzzentrum im Landkreis Gifhorn beheimatet ist. Es ist nachvollziehbar, dass die Anzahl der Pflegetiere mit zunehmender Entfernung zum Zentrum schrumpft. Insgesamt erreichten das Zentrum jedoch Tiere aus 45 Landkreisen bzw. kreisfreien Städten aus neun verschiedenen Bundesländern.
Die Gründe für die Einlieferung von Pflegetieren in das NABU-Artenschutzzentrum sind erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich. Den traditionell größten Block stellen die verwaisten Tiere (761 Individuen) dar. Gefolgt von Kollisionsopfern (235 Individuen) und Tieren, die durch andere Tiere verletzt wurden (153 Individuen), Zivilisationsopfern (ebenfalls 153 Individuen) sowie den entwichenen oder ausgesetzten Tieren (143 Individuen).
Danach folgt die Gruppe der behördlich eingezogenen Tiere (129 Tiere). In den vergangenen Jahren lag die Zahl der beschlagnahmten Tiere immer deutlich unter der 100er-Grenze, was laut Mitarbeiter Joachim Neumann aber nicht am eigentlichen Beschlagnahmungsbedarf liegt: „Wir haben nach wie vor eine Gesetzeslage, die eine Kontrolle der im Umlauf befindlichen Tiere geschützter Arten gar nicht möglich macht, da deren Aufenthaltsorte den Behörden größtenteils nicht bekannt sind. Nach gängigem Recht sind die Käufer solcher Tiere verpflichtet, sie ordnungsgemäß anzumelden, was in den meisten Fällen aber unterbleibt. Weitaus besser wäre es, wenn die Verkäufer geschützter Arten die Käufer bei der Behörde melden müssten.“
Veranstaltungen sind wichtiges Aufgabenfeld für das Artenschutzzentrum
Die Auswertung der Einlieferungszeiten hat erneut deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass das NABU-Artenschutzzentrum rund um die Uhr erreichbar ist. Etwa jedes dritte Tier wurde außerhalb der regulären Öffnungszeiten eingeliefert.
Neben der Tierpflege ist für das NABU-Artenschutzzentrum die Umweltbildung ein wichtiges Aufgabenfeld. So fanden 127 Veranstaltungen mit 2.152 Teilnehmern statt. Die häufigsten Veranstaltungen waren 37 Seminare, gleichauf mit 37 Kindergeburtstagen. Darüber hinaus wurden 28 Führungen oder Exkursionen durchgeführt, der Kiki-Klub traf sich 20 Mal in jeweils 2 Gruppen.
Uwe-Peter Lestin, der Vorsitzende des Förderkreises des NABU-Artenschutzzentrums, zeigte sich begeistert vom Storchenfest, welches jedes Jahr im April stattfindet: „Es ist kaum zu glauben, jedes Jahr freuen wir uns über das Storchenfest und denken, besser kann es nicht werden. Und dann stellt man fest, dass zum aktuellen Storchenfest noch mehr gutgelaunte Menschen gekommen sind und dem Fest immer noch einen draufsetzen. Dieses Jahr findet das Storchenfest am 22. April statt. Ich bin schon sehr gespannt, was das Artenschutzzentrum dann wieder auf die Beine stellt.“