Naturlehrpfad in Wiegboldsbur eröffnet
NABU-Woldenhof lädt zur Erkundung ein



Der Bürgermeister der Gemeinde Südbrookmerland, Friedrich Süssen, hisst im Beisein von Vertretern aus Verwaltung, Politik und Ehrenamt die Projetfahne und eröffnet so symbolisch den Naturlehrpfad. - Foto: Michael Steven
„Mit der Initiierung des Projektes gemeinsam mit der Gemeinde Südbrookmerland, dem Mühlenverein Wiegboldsbur und der Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer wurde das Ziel verfolgt, die Wertschätzung für das europaweit sehr bedeutsame Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“ bzw. das Biosphärenreservat zu stärken.“ betonte Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen, anlässlich der Eröffnung des Naturlehrpfades im Beisein von Gästen aus Politik, Verwaltung und des Ehrenamtes.
Der NABU Niedersachsen hatte die Projektträgerschaft übernommen und betreibt mit einer gemeinnützigen GmbH den Woldenhof mit seinen Umweltbildungsangeboten und dem Landschaftspflegebetrieb. Zugleich solle der Naturlehrpfad aber auch Einheimischen die Möglichkeit eröffnen, sich über Hintergründe der Unterschutzstellung als Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 zu informieren und die Notwendigkeit zur Sicherung eines guten Erhaltungszustandes für das Schutzgebiet nachzuvollziehen.“ erläuterte Michael Steven, Geschäftsführer des NABU-Woldenhofes. „Wir wollen Besuchern des Naturlehrpfades aber auch Aha-Erlebnissen, Tipps und Anschauungsbeispiele vermitteln, im eigenen Garten einen Beitrag zu mehr Artenvielfalt zu leisten,“ hob Michael Steven hervor.
Friedrich Süssen, Bürgermeister der Gemeinde Südbrookmerland sah weitere Gründe, weshalb die Gemeinde das Projekt unterstützte: „Über Impulse für das „Natur erleben“ kann das Angebot für den Natur bezogenen Tourismus gestärkt und für Wertschöpfung in der Gemeinde gesorgt werden.“ Der Naturlehrpfad liefere zusammen mit der Heuherberge einen weiteren Mosaikstein in einem weiter zu entwickelnden Konzept für Naturerlebnismöglichkeiten im Vogelschutzgebiet und ergänze somit das bislang vor allem aus dem 3-Meere-Weg bestehende Angebot.

Gäste der Heuherberge werden mit den Angeboten des Naturlehrpfades bereits im Woldenhof auf die Naturerlebnisse am Hof, im Dorf und der umgebenden Landschaft eingestimmt. - Foto: Michael Steven
Der jetzt eingerichtete Naturlehrpfad besteht aus dem am Woldenhof und der benachbarten Wiegboldsburer Mühle verlaufenden „Uhlenpfad“ und dem durch das Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“ verlaufenden „Schnepfenpfad“. Insgesamt wurden 29 Stationen eingerichtet. Beide Routen des Naturlehrpfades beginnen inhaltlich in der bereits 2013 fertig gestellten Heuherberge am NABU-Woldenhof. So werden die wertvollen, vom NABU gepflegten Feuchtwiesen der „Ostfriesischen Meere“ vorgestellt und sinnlich erfahrbar gemacht, von denen das Heu in der Heuherberge stammt. Aber auch die Nachbarschaft mit der Schleiereule im Gulfhof, den Schwalben und Fledermäusen unter dem Dach werden für die Heuherberge-Bewohner erlebbar.
Die Verbindung der Bauernhöfe und ihrer Aktivitäten zum Vogelschutzgebiet zieht sich als roter Faden durch den Naturlehrpfad. Denn Bauernhöfe bieten nicht nur Naturerlebnisse, sondern können durch die Bewirtschaftung von Wiesen, Weiden und Feldern auch für besondere Naturerlebnisse sorgen. Das Thema Wiesenvögel wird ebenso als Themenschwerpunkt behandelt wie rastende und überwinternde Vögel sowie charakteristische Lebensräume der Niederungslandschaft. Zusammen mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) wurden Möglichkeiten entwickelt, besondere aktuelle Vogelbeobachtungen aus dem Vogelschutzgebiet während der Wanderung auf dem Naturlehrpfad einzusehen, Bestandsveränderungen nachzulesen und eigene Vogelbeobachtungen einzubringen.
Tipps und Anregungen für Gartenbesitzer gibt es zum Beispiel zum Umgang mit Schneckenproblemen, zur Ansiedlung von Wildbienen und Solitärwespen oder zur Förderung von Nützlingen. Ihre eigenen Tipps können sie wiederum für andere Naturlehrpfadnutzer zur Verfügung stellen. Hierfür kommen von Smartphones lesbare QR-Codes ins Spiel, mit denen die jeweils aktuellen Tipps und Hinweise auf den Informationstafeln abgerufen werden können.
Gedacht wurde auch an Angebote für Kinder, die entweder zusammen mit Erwachsenen oder im Klassenverband die Natur erkunden wollen. Die in den Naturlehrpfad integrierte Naturrallye fordert Kinder und manch einen Erwachsenen zum Nachdenken über Rätselfragen auf. Besonders an Kinder richten sich auch die Wiesenrätselstation nahe der Brücke über die Wiegboldsburer Riede am Karkbindsweg sowie je eine Hummelstation und der Nachbau eines Wildbienennestes auf dem Woldenhof-Gelände.
Weitere Informationen über den Naturlehrpfad gibt es im Internet unter www.nabu-ostfriesland.de.
Hintergrund:
Kosten und Finanzierung
Mit Kosten von 66.230 Euro ist der Naturlehrpfad um 11.369 Euro günstiger geworden als es ursprünglich geplant war. Vorbehaltlich des Ergebnisses der Abschlussprüfung des Verwendungsnachweises beteiligten sich über das Förderprogramm „Natur erleben“ die EU mit 33.115 Euro und das Land Niedersachsen mit 19.869 Euro. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gab 7.400 Euro und die Gemeinde Südbrookmerland als Eigentümerin des Woldenhofes stellte 5.846 Euro für die Finanzierung bereit.
Der NABU übernahm zusätzlich in Eigenleistung die Errichtung eines Teils der Trägersysteme für die Informationstafeln, die Einrichtung eines neuen Rundweges und zahlreiche Zuarbeiten zu dem Projekt. Da das Teilprojekt „Heuherberge“ zuvor bereits 86.264 Euro gekostet hatte, kostete die Verwirklichung des Gesamtprojektes „Naturerlebnis Bauernhof“ 152.494 Euro. Als zusätzlicher Finanzierungspartner war bei der Heuherberge die Niedersächsische Wattenmeerstiftung im Boot und die Landes- bzw. EU-Förderung erfolgte über das nur im Biosphärenreservat anwendbare Förderprogramm „Nachhaltige Entwicklung“.
Projektumsetzung mit Kooperationspartnern
Der NABU wurde bei der Verwirklichung des Projektes von vielen Kooperationspartnern unterstützt. Für die vielfältigen Gestaltungsarbeiten konnte das Münsteraner Gestaltungsbüro Blauensteiner-Große Weege gewonnen werden, der Druck der Tafeln erfolgte über die Druckerei Sollermann aus Leer. Die stählernen Trägerkonstruktionen für die Informationstafeln wurden durch das Emder Metallbauunternehmen B & B hergestellt.
Die Niedersächsische Vogelschutzwarte und das NLWKN stellten bereitwillig Geo- und Vogeldaten sowie Grafiken zur Verfügung, zahlreiche Hobbyfotografen überließen kostenlos eindrucksvolles Bildmaterial zur Illustrierung des Naturlehrpfades. Hervorzuheben ist ferner die Bereitstellung einer Neuentwicklung zum Abruf von aktuellen Vogeldaten des Vogelschutzgebietes aus dem Ornithologen-Portal www.ornitho.de durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA).
Bei der Planung des Lehrpfades und der inhaltlichen Umsetzung stand insbesondere die Untere Naturschutzbehörde des Landkreisees Aurich (Dr. Theodor Poppen) beratend zur Verfügung. Auch der Mühlenverein Wiegboldsbur stand immer wieder beratend und bei der praktischen Umsetzung zur Seite. Der verstorbene Ortschronist Peter Feldkamp lieferte ebenso wie Albert Janssen und Weerth Freimuth wertvolle Informationen zur Orts- und Landschaftsgeschichte. Die Kirchengemeinde Wiegboldsbur, insbesondere Gerold Günther, beteiligte sich durch die Zustimmung zur Errichtung der Tafeln auf Eigentumsflächen der Kirchengemeinde sowie durch eine inhaltliche Zusammenarbeit bei der Gestaltung einer Informationstafel zum Lebensraum Kirchturm. Denn dank des Engagements von Gerold Günther hat sich dort die wahrscheinlich größte Brutkolonie des Mauerseglers in der Gemeinde Südbrookmerland angesiedelt.
Durch Bereitstellung der für die Aufstellung der Tafeln benötigten Flächen beteiligte sich allen voran die Gemeinde Südbrookmerland. Eine besonders attraktive Station in den Meeden konnte allerdings nur dank der Zustimmung von EWE-Netz zur Installation der Tafeln im Bereich der Gasleitungstrasse an der Brunnfenne realisiert werden. Als unkompliziert erwies sich auch die Abstimmung der Infostationen mit den örtlichen Landwirten, die zur Vermeidung von störenden Zwangspunkten bei der Bewirtschaftung konsultiert wurden. Die interaktiven Naturlehrpfad-Stationen gehen auf Ideen und Umsetzung von Hans Röttger (pensionierter Tierparkpädagoge des Tierparks Rheine) zurück. Ehrenamtliche NABU-Mitarbeiter (Axel Heinze/Esens, Weerth Reinders/Moormerland, Klaus Reisgies/Aurich) gaben den Materialien des Naturlehrpfades durch Korrekturlesen den letzten Schliff.