Nicole Benning, Schäferei Wümmeniederung und Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V. - Foto: Nicole Stock
NABU-Wolfsbotschafter informieren sachgerecht zu den Goldenstedter Wölfen
Fehlender Herdenschutz ist oft die Ursache der Nutztierrisse


15. Dezember 2015 - Die Veranstaltung wurde von den NABU Wolfsbotschaftern Ariane Müller, Nicole Stock (NRW) und Hendrik Spiess in Zusammenarbeit mit dem NABU Barnstorf organisiert.
Die Teilnehmerzahl von etwa 130 Besuchern übertraf die Erwartungen der Organisatoren bei weitem. Selbst im Foyer des Zentrums standen interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich über den Wolf informieren wollten. Jäger, Naturschützer, Nutztierhalter und Landwirte sowie Eltern von Kindern in Waldkindergärten, Reiter, Spaziergänger und Jogger besuchten den Informationsabend. Auch der CDU-Politiker Dr. Stephan Siemer (MdL) nahm an der Veranstaltung teil, ergriff aber nicht das Wort. Das große Interesse zeigte, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wolf gerade in Wolfsgebieten ist.
Die Vorträge hielten Heiko Drawe, stellvertretender Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf im NABU Niedersachsen, und Schäferin Nicole Benning.
Der Vortrag von Heiko Drawe folgte den Spuren der Wölfe und gab Einblicke in ihre Biologie. Auch Konflikte, die durch die Anwesenheit des Wolfes entstehen, wurden beleuchtet. Kein anderes Wildtier übe eine solche Faszination auf den Menschen aus und kaum ein anderer Rückkehrer sorge für ein derartiges Aufsehen in der Bevölkerung. Besonders betonte Herr Drawe, dass der NABU und die Nutztierhalter keine Gegner sind und begründete anschaulich, dass eine Bejagung keinen Sinn macht. Stattdessen sollten sich alle Beteiligten mit der Situation arrangieren, dass wieder ein großer Beutegreifer als geschützte Art bei uns lebt. Man müsse gemeinsam nach geeigneten Lösungen suchen und dabei auf die 15-jährige Erfahrung mit dem Wolf in Deutschland zurückgreifen.
Bildergalerie:
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: Steffi Grimberg von der Bauernschäferei Reinhold Grimberg (links) und Nicole Benning. Foto: Nicole Stock
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Die Organisatoren: NABU-Wolfsbotschafter Ariane Müller aus Bassum und Hendrik Spiess aus Osnabrück. Foto: Nicole Stock
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Heiko Drawe, stellvertretender Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf im NABU Niedersachsen. Foto: Nicole Stock
Anschließend berichtete Schäferin Nicole Benning von der Schäferei Wümmeniederung in Scheeßel-Westerholz und vom Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e. V. (>>> Link: http://www.va-herdenschutzhunde.de) über den Alltag eines Schäfers im Wolfsgebiet und verwies auf die Möglichkeiten und Erfahrungen, um Schafherden höchst effektiv vor Wölfen zu schützen. Mit ihrem Beitrag über Herdenschutz und Herdenschutzhunde nahm Frau Benning so manchen Kritikern den Wind aus den Segeln.
Im Anschluss befeuerten kontroverse Diskussionen von Wolfsfreunden und Wolfsgegnern die Veranstaltung. Die Vertreter des NABU legten dabei viel Wert auf Objektivität, denn "Beschimpfen bringen nichts, wir haben auch kein Interesse daran, dass unentwegt Schafe gerissen werden", betonte Ariane Müller.
In der Diskussion wurde durch eigene Aussagen einiger Schafhalter deutlich, dass in den Landkreisen Diepholz und Vechta viele Schafe völlig ungeschützt den äußeren Einflüssen ausgesetzt sind. Oft würde auch - gerade in der Hobbyhaltung - auf den Einsatz von Elektrozäunen gänzlich verzichtet. Die Entnahme der "Goldenstedter Wölfin“, die im Publikum gefordert wurde, würde somit keine Hilfe für die Schafhalter sein, denn jeder nachfolgende Wolf könne gleich wieder zum Problem werden, wenn er ungeschützte Schafe als leichte Beute vorfinde.
Fazit: Nur durch einen besseren Herdenschutz kann das Problem vor Ort gelöst werden. Der Wolf wird bleiben. Mit seiner Rückkehr ist es zu Konflikten gekommen. Diese gilt es jetzt zu lösen. Letztlich stehe auch das Land in der Pflicht, eine Förderung des Herdenschutzes in Aussicht zu stellen.
Dem NABU ist es wichtig, weiterhin sachgerecht zu informieren und alle Beteiligten in die Diskussion einzubeziehen.