Wir sind, was wir tun!
Seit über 70 Jahren und mit über 110.000 Mitgliedern schützt der NABU Niedersachsen aktiv die Natur.
Machen Sie mit – für Mensch und Natur!
Kiebitze beginnen mit dem Brutgeschäft
Gelege- und Kükenschutzprojekt wird fortgesetzt



Kiebitz - Foto: Frank Derer
17. März 2017- Vielerorts kann man sie jetzt in Ostfriesland wieder beobachten: Die Gaukler der Lüfte sind zurück aus ihren Winterquartieren. Nicht nur für die Ornithologen der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland ist der Beginn der Balzaktivitäten der Kiebitze ein sicheres Zeichen für den mit Macht einsetzenden Frühling.
Erneut steht den Naturschützern damit aber auch eine arbeitsreiche Saison bevor. Gemeinsam mit Landwirten und der örtlichen Jägerschaft setzen sie im Projektgebiet für den Gelege- und Kükenschutz am Großen Meer alles daran, den Bruterfolg der Wiesenbrüter weiter zu verbessern. In diesem Jahr hat die Ökologische NABU-Station Ostfriesland die vom Landkreis Aurich beauftragte Koordination und Durchführung des Projektes vom NABU-Woldenhof übernommen. Auch eine Erweiterung der Projektkulisse auf rund 2200 ha wurde vorgenommen.
Erfolgreiche Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft
Seit dem Jahr 2003 gibt es im Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“ Bemühungen, die bei intensiver Bewirtschaftung des Grünlandes sowie der Ackerflächen unvermeidlichen Schäden an den Wiesenbrütergelegen durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung zu verhindern. Die Zusammenarbeit zwischen Ornithologen und Landwirten ist mittlerweile gut eingespielt und erfolgreich. Zwischen 150 und 200 Gelege von Kiebitzen, Uferschnepfen, Großen Brachvögeln, Rotschenkeln und Austernfischern werden alljährlich gut sichtbar markiert, so dass die Bewirtschafter die Nester umfahren können.
„Bis zu einem Viertel der gefundenen Gelege werden durch die Landwirte bei der Feldbearbeitung sogar selber gefunden und den Ornithologen gemeldet“, lobt Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland die Landwirte für ihre Mitarbeit. „Und die Verluste durch Bewirtschaftung gehen seit Jahren gegen null.“ Dank einer Förderung, die der Landkreis Aurich als Projektträger vom Land Niedersachsen aus einem speziellen von der EU mitfinanzierten Förderprogramm für das Gelege- und Kükenschutzprojekt erhält, ist es möglich, den Landwirten eine finanzielle Anerkennung für ihre Mitwirkung zukommen zu lassen: Pro erfolgreich vor Schäden durch Bewirtschaftung geschütztem Nest zahlt der Landkreis 25 €. Meldet der Landwirt ein von ihm gefundenes Nest, erhält er weitere 50 € Finderprämie. „Reich werden die Landwirte dadurch nicht, aber die Anerkennung ihrer Engagements wird von ihnen schon positiv wahrgenommen“, hebt Michael Steven hervor. Es gebe aber auch einige Landwirte im Projektgebiet, für die der Schutz der Wiesenvogelnester so selbstverständlich sei, dass sie dafür kein Geld annehmen wollten.
Jetzt hofft man darauf, dass die Landwirte ihre ersten Bewirtschaftungsgänge wie das Walzen und Schleppen von Wiesenflächen zur Einebnung von Maulwurfshaufen im Projektgebiet bei der Ökologischen Station melden, damit diese Flächen als erstes auf gefährdete Gelege untersucht werden. Am besten sei es, so Steven, wenn diese Arbeiten bereits bis zum 20. März abgeschlossen seien, da in der Regel erst danach das Brutgeschäft beginne.
Prädatoren gefährden den Arterhalt
Ans Eingemachte geht es beim Aushandeln von Kükenschutzflächen: Während der, in der Regel zur Herstellung von Grassilage erfolgenden, frühen Mahd im Mai wird versucht, möglichst viele Küken vor dem Tod in den Mähwerken zu retten. Für Vereinbarungen mit den Landwirten, die Mahd einer mit Wiesenvogelküken besetzten Wiesenfläche zu verschieben, können ebenfalls Ausgleichszahlungen erfolgen. Doch hierbei merke man, dass dies echte wirtschaftliche Folgen für die jeweiligen Landwirte habe, für die die zur Verfügung stehenden Beträge unter Umständen nicht ausreichen. „Unter Zähneknirschen gehen die Betriebe oftmals aber dennoch auf die Angebote ein, weil ihnen die Wiesenvögel am Herzen liegen“, betont der das Projekt koordinierende Biologe Steven.
Bei allen Erfolgen macht den Naturschützern aber die anhaltend hohe Verlustrate durch Prädation Sorgen. Durch den von der Irma-Waalkes-Stiftung geförderten Einsatz von Wildkameras kamen die Ornithologen den Nesträubern im vergangenen Jahr auf die Spur: Von 34 mit Kameras überwachten Nestern wurden 19 prädiert. „An 15 Nestern trat der Fuchs als Nesträuber in Erscheinung, vier Mal war der Steinmarder beteiligt, ein Nest teilten sich Fuchs und Marder und an einem Nest erschien unerwartet die Rohrweihe“, erläutert Michael Steven. Gut die Hälfte der Nester seien über die Jahre ein Opfer von Beutegreifern.
Verschiedene Studien aus anderen Projektgebieten zeigen ebenfalls, dass (neben vielen weiteren Arten) vor allem Füchse für die Verluste bei den Küken verantwortlich sind. Ohne eine Strategie zur Senkung der Prädationsrate wird es trotz aller Anstrengungen wohl nicht gelingen, einen zum Bestandserhalt notwendigen Bruterfolg der Wiesenvögel sicherzustellen. Ein Teil der Strategie könnte sein, die Ansiedlungs- und Deckungsmöglichkeiten für Beutegreifer in den wichtigsten Brutgebieten zu reduzieren. Experimentiert werde auch mit Schutzzäunen, die das Eindringen des Fuchses verhindern sollen. Nach aktuellen Erkenntnissen sei aber auch ein koordiniertes Wildmanagement unter Einbeziehung der Bejagung ein unverzichtbarer Teil der Strategie.
Weitere Informationen zu den Zielen, der Projektkulisse und den Fördermöglichkeiten für Landwirte unter www.nabu-station-ostfriesland.de