Lebensraum Wattenmeer
Naturschutz für Naturschätze



Priel im Watt vor Baltrum - Foto: Melanie Weber/www.naturgucker.de
Doch das Wattenmeer leistet noch mehr: Als natürlicher Klimaschützer speichert es enorme Mengen CO₂ und trägt so aktiv zur Stabilisierung unseres Klimas bei. Ein unverzichtbares Naturerbe, welches unsere volle Aufmerksamkeit und besten Schutz verdient!
Unverzichtbarer Lebensraum für Zugvögel
Das Wattenmeer ist eine der letzten großflächigen Wildnislandschaften Europas. Das beeindruckende Naturphänomen ist ein Hotspot der Biodiversität und von unschätzbarer Bedeutung für den globalen Vogelzug. Das Weltnaturerbe dient Millionen von Zugvögeln als Brut-, Rast- oder Überwinterungsgebiet. Das Wattenmeer ist Teil des ost- und westeuropäischen Zugwegs und somit Teil einer der bedeutendsten Routen für Zugvögel weltweit. Jedes Jahr nutzen etwa 10 bis 12 Millionen Vögel das Wattenmeer, um Energie für ihren oft tausende Kilometer langen Flug zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet zu tanken. Die salzreichen Wattflächen, Priele und Salzwiesen bieten eine einzigartige Nahrungskammer. Würmer, Muscheln, Schnecken und kleine Krebstiere liefern die notwendige Energie für den kräftezehrenden Vogelzug.
Natürliche CO2-Senken: Salzwiesen
Die Salzwiesen des Wattenmeeres sind nicht nur faszinierende und wertvolle Lebensräume, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle im Kohlenstoff kreislauf. Sie speichern große Mengen CO₂ und wirken somit als natürliche Senken. Die Kohlenstoffspeicherung der Salzwiesen läuft in einem beispiellosen Tempo ab. Innerhalb von sechs Jahren bindet eine Salzwiese so viel Kohlenstoff wie ein vergleichbares Waldstück in 100 Jahren.
Auf diesen Salzwiesen wächst der Queller (Salicornia europaea) – eine bemerkenswerte Pflanze, die speziell an die extremen Bedingungen der Salzwiesen angepasst ist. Der Queller gehört zu den Salzpflanzen (Halophyten) und kann in Böden überleben, die für die meisten Pflanzen zu salzhaltig wären. Dies gelingt ihm durch eine besondere Fähigkeit: Er speichert das Salz in seinensukkulenten Stängeln und scheidet es über
abgestorbene Pflanzenteile aus. Der Queller bildet die erste Vegetationsstufe in den Salzwiesen und dient als Pionierart. Durch sein Wurzelsystem stabilisiert er den Boden und bereitet ihn für andere Pflanzen vor, indem er die Salzkonzentration verändert und Humus bildet. Auf diese Weise entsteht nach und nach ein Lebensraum für weitere Pflanzenarten wie Strandaster (Aster tripolium) und Andelgras (Puccinellia maritima).
Seegraswiesen als Kinderstube der Meere
Nicht nur die sichtbaren Wattflächen prägen das Ökosystem Wattenmeer – auch unter der Wasseroberfläche erstreckt sich eine artenreiche und ökologisch bedeutsame Lebenswelt: die Seegraswiesen. Diese grünen Oasen des Meeres bestehen aus weit mehr als einfachen Unterwasserpflanzen. Sie bilden einen geschützten Lebensraum für unzählige Meeresbewohner und dienen als unverzichtbare Kinderstube für zahlreiche Fischarten, darunter Heringe, Schollen und Seepferdchen. In den dichten Halmen finden Jungfische Schutz vor Fressfeinden, während Krebse und Schnecken in den Wiesen reichlich Versteckmöglichkeiten und Nahrung finden. Ähnlich wie die Salzwiesen spielen die Seegraswiesen eine wesentliche Rolle im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Sie binden große Mengen an Kohlenstoff und sorgen somit für eine erhebliche Reduzierung von CO₂ in der Atmosphäre.
Wichtige Laich- und Aufzuchtgebiete für Fischarten
Das Wattenmeer spielt eine entscheidende Rolle für die Fischpopulationen der Nordsee. Neben Jungfischen nutzen auch Seepferdchen, Seenadeln und Rochen die geschützten Buchten und Seegraswiesen als Aufzuchtgebiete. Die hohe Nährstoffdichte fördert das Wachstum der Jungfische, bevor sie in die offene See abwandern.
Rückkehr der Kegelrobbe in das Wattenmeer – Eine Erfolgsgeschichte
Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus), die größte Raubtierart Deutschlands, ist zurück im Wattenmeer – eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte des Naturschutzes! Noch im 20. Jahrhundert galt sie in deutschen Gewässern als ausgestorben. Intensive Bejagung, Umweltverschmutzung und die Zerstörung ihrer Lebensräume hatten die Bestände der Tiere dramatisch schrumpfen lassen. Doch durch internationale Bemühungen konnte sich die Kegelrobbenpopulation erholen.
Heute werden in den Wattenmeer-Regionen wieder regelmäßig Jungtiere geboren – ein klares Zeichen für die Stabilisierung der Bestände. Dies zeigt, wie widerstandsfähig Ökosysteme sind, wenn ihnen Zeit und Raum zur Erholung gegeben werden. Die Rückkehr der Kegelrobbe zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in wirksamen Schutzmaßnahmen steckt. Ein starkes Argument für das „Nature Restoration Law“. Denn wenn wir geschädigten Ökosystemen die Möglichkeit zur Regeneration geben, kann sich die Natur erholen – mit positiven Auswirkungen auf Artenvielfalt und Klima.
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