Geplante Infrastrukturvorhaben im Wattenmeer
Wattenmeer in Gefahr



Offshore-Windkraft - Foto: Kim Detloff
Mehr als 600 Kilometer Deich erstrecken sich entlang der niedersächsischen Nordseeküste. Von der Deichkrone aus Richtung Meer hat man den besten Blick auf das mitreißende Naturschauspiel: heranrollende Wellen, die im Rhythmus der Gezeiten Salzwiesen und Priele im Wattboden freilegen – auf den ersten Blick ein riesiger, von Naturgewalten geprägter Lebensraum.
Doch der Eindruck täuscht, denn schon jetzt steht das Wattenmeer unter vielfältigem wirtschaftlichem Druck. Nun droht eine weitere massive Belastung: Der Ausbau der Offshore-Windenergie und der dazugehörigen Infrastruktur. Er greift tief in diesen sensiblen Lebensraum ein. Die Offshore-Windkraftanlagen liegen zwar weit draußen auf dem Meer und sind zweifelsohne unverzichtbarer Bestandteil der Energiewende, aber die Dimensionen sind gewaltig: In der deutschen Nordsee sollen bis 2045 Offshore-Windparks von mindestens 66 Gigawatt entstehen. Diese Energie soll in über 100 Kabeln von der Nordsee auf das Festland geleitet werden – und damit unweigerlich quer durch das Wattenmeer.
Zusätzlich sind internationale Stromtrassen sowie Wasserstoff- und CO₂-Pipelines ab Wilhelmshaven geplant. Insbesondere die Inseln Norderney, Baltrum und Langeoog stehen unter Druck. Die Umweltschäden wurden in früheren Prüfungen erkannt und die Routen über Baltrum und Langeoog zunächst verworfen. Doch der immense Flächenbedarf für die Energiewende führt dazu, dass selbst umweltschädigende Pläne ohne raumordnerische Prüfung umgesetzt werden sollen.
Trotz großem Widerstand wird weiter an den geplanten Gasbohrungen vor Borkum festgehalten. Sie bedrohen das empfindliche Ökosystem Wattenmeer und damit das UNESCO-Weltnaturerbe. Mögliche Leckagen, Lärm und Eingriffe in den Lebensraum gefährden viele bedrohte Arten. Zudem steht ein solch fossiles Vorhaben im Widerspruch zu Klimaschutzbemühungen.
Jeder weitere Bau und jede weitere Infrastruktur-Maßnahme wird Dünen beeinflussen, kann Muschel- oder Sandbänke zerstören, und schlimmstenfalls wichtige und sensible Lebensräume auslöschen. Insbesondere die Brut- und Rastgebiete der Zugvögel sind in Gefahr.
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