Der Biber, im 19. Jahrhundert ausgerottet, breitet sich heute in Niedersachsen wieder aus. Statt naturnaher Auen findet die streng geschützte Art jedoch vor allem durch den Menschen stark veränderte Bäche und Flüsse in mäßigem bis schlechten ökologisch schlechtem Zustand vor.

Der Biber ist ein Baumeister: Wie keine andere Art können Biber durch ihre landschaftsgestaltenden Aktivitäten dabei helfen, Fließgewässer wieder zu Lebensadern unserer norddeutschen Landschaften zu machen. Durch Dammbau, Baumfällungen und Grabaktivitäten tragen Biber zur dringend notwendigen Renaturierung unserer Gewässerlandschaften und zur Wiederherstellung von deren lebenswichtiger Funktion bei.

Naturnahe Auen bieten nicht nur wertvollen Lebens- und Erholungsraum für vielfältige Tier- und Pflanzenarten, sondern dienen auch dem Rückhalt, der Reinigung und dem Ablauf des Wassers. Damit sind intakte Auen unerlässlich für unsere Versorgung mit sauberem Trink- und Grundwasser sowie dem Schutz vor Hochwasser – was aufgrund des rasanten Artensterbens und der Klimakrise mit verstärkten Dürren und Starkregenereignissen immer wichtiger wird.

Damit die Biber ihrer Bedeutung als Schlüsselart für gesunde Gewässerlandschaften gerecht werden können, brauchen sie jedoch mehr Gestaltungsspielraum und gesellschaftliche Akzeptanz. Der NABU Niedersachsen möchte den Biber bei seiner Heimkehr begleiten und sich für eine gelingende Koexistenz von Biber und Mensch einsetzen. Deshalb wurde das landesweite Biberschutzprojekt ins Leben gerufen, ergänzend zum geplanten Bibermanagement des Landes Niedersachsen.

Projektziele

Ein Ziel des Projektes ist es, ein niedersachsenweites Netzwerk von Menschen zu schaffen, das sich für den Biber und die Entwicklung seines Lebensraumes einsetzt. Angesprochen werden hier insbesondere Menschen, die in örtlichen Naturschutzvereinen ehrenamtlich zum Thema Biber aktiv sind oder es werden wollen – aber auch Fachleute (z.B. von Ökologischen Stationen, Umweltbildungszentren oder Naturschutzbehörden), die mit Fragen des Biberschutzes oder -managements beschäftigt sind. Hierfür setzt das Projekt unter anderem auf die Unterstützung der im Land verteilten NABU-Einrichtungen, welche die Projektidee streuen und Kontakte zu lokalen Ehren- oder Hauptamtlichen im Biberschutz vermitteln.
Zur Vernetzung wird es u. a. einen Verteiler sowie Netzwerktreffen in Präsenz geben.

Im Sinne des Niedersächsischen Weges wird zudem der Austausch mit Akteur*innen aus der Land- und Forstwirtschaft sowie der Gewässerunterhaltung angestrebt. Hierfür sind Online-Fachaustausche zu aktuellen Themen des Biberschutzes sowie eine Fachtagung geplant.

Das Projekt „Biberschutz für Niedersachsen“ wird gefördert von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre.

Der NABU-Lehrgang für Biberschützer*innen

Wer sich im Biberschutz ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich im Rahmen des Projektes als NABU-Biberschützer*in ausbilden lassen. Der Lehrgang umfasst Basismodule zur Geschichte, Biologie und Ökologie des Bibers sowie zum Thema Biber und Mensch. Anschließend können Wahlmodule zu den Themen 1) Biberspuren/Kartieren, 2) Umweltbildung für Kinder und Jugendliche oder 3) Öffentlichkeitsarbeit belegt werden.

Der Lehrgang richtet sich an Laien, die in Naturschutzvereinen ehrenamtlich aktiv werden möchten, ist jedoch bei freien Plätzen auch für hauptamtliche Mitarbeitende von Naturschutzeinrichtungen offen, die sich mit dem Thema Biber befassen wollen. Der Lehrgang ist nicht für die Qualifikation von behördlichen Biberberater*innen gedacht.

Anmeldeinformationen
Anmelden können Sie sich bei anja.baigger@nabu-niedersachsen.de.
Bitte bei der Anmeldung ein kleines Motivationsschreiben anfügen, das folgende Fragen beantwortet: Wo sind Sie verortet? Sind Sie schon mit dem Thema Biber vertraut oder vielleicht sogar schon zum Thema Biber aktiv (wenn ja, in welcher Form)? Was bewegt Sie zur Anmeldung für den Lehrgang und in welchem Bereich könnten Sie sich vorstellen aktiv zu sein (Kartieren, Umweltbildung für Kinder und Jugendliche, Öffentlichkeitsarbeit)?

Kosten
Die Teilnahme am Lehrgang ist kostenlos. Nebenkosten für Verpflegung, An– und Abreise sowie ggf. Übernachtung müssen selbst getragen werden. Benötigen Sie eine Übernachtungsmöglichkeit, geben Sie uns bitte Bescheid. Wir können bei der Vermittlung unterstützen.

Zertifikat
Nach Abschluss der Basismodule und mindestens eines Wahlmoduls wird das Zertifikat „NABU-Biberschützer*in“ verliehen.

Zu den Basismodulen zählen: Das Webinar, Modul A und Modul B.

Die Wahlmodule sind mit C1, C2 oder C3 gekennzeichnet.

Inhalte der Basismodule

• Webinar: Geschichte und Biologie des Bibers (z. B. Artmerkmale, Lebensweise), mit Abschlussquiz
• Modul A: Ökologie des Bibers und Bedeutung des Bibers für die biologische Vielfalt und unsere Gewässerlandschaften
• Modul B: Thema Biber und Mensch (z. B. Nutzungskonflikte, Bibermanagement, Rolle der NABU-Biberschützer*innen), mit Gesprächstraining

Inhalte der Wahlmodule

• Modul C1: Spurenkunde, Kartiermethodik und Datenmelden, mit Exkursion ins Biberreview
• Modul C2: Umweltbildung für Kinder und Jugendliche zum Thema Biber, mit Praxisteil zur Erprobung verschiedener Bildungsangebote und Materialien
• Modul C3: Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit am Thema Biber, mit Praxisteil zu typischen Aktionsfeldern (z. B. Vortrag, Führung, Infostand, Pressearbeit)

Nächste Termine (weitere Termine folgen)

Verleih von Anschauungsmaterialien:

Zudem verleihen wir im Rahmend des Projektes kostenfrei verschiedene Anschauungsmaterialien zum Thema Biber. Aktuell verfügbar sind:

1 Biberpräparat

8 Biberrucksäcke (inkl. Biberfell mit Kelle und Pfoten, Biberschädel, Unterkieferast mit herausnehmbarem Zahn, Abdruck Vorderpfote & Hinterpfote, Biber-Handpuppe, angenagte Äste, Späne)

Weitere Begleitmaterialien zu den Rucksäcken sind in Planung.
Bei Interesse bitte Info an: anja.baigger@nabu-niedersachsen.de