Gelbbauchunken während der Paarungszeit: Die jetzt angelegten Gewässer im ehemaligen Steinbruch sollen der bedrohten Amphibienart als Laichgewässer dienen. - Foto: Bruno Scheel
Maßnahmen des Gelbbauchunkenprojekts
Baggerarbeiten im Naturschutzgebiet Rahlbruch bei Porta Westfalica



Gelbbauchunke - Foto: Kathy Büscher
6. September 2017 - Die Gelbbauchunke ist gerade in Deutschland eine besonders schützenswerte Art. Bei uns befindet sich ein bedeutender Teil ihrer Weltpopulation, ebenso wie ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Doch das Überleben des kleinen Froschlurchs ist gefährdet: Die Gelbbauchunke ist auf der Roten Liste Deutschlands als "stark gefährdet" und in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sogar als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Denn der natürliche Lebensraum des kleinen Froschlurchs ist in Deutschland weitgehend zerstört. Frei mäandrierende Fließgewässer mit Überflutungsflächen finden sich kaum noch.
Die Flächen im Naturschutzgebiet 'Rahlbruch' befinden sich im Eigentum des NABU sowie des Landkreises Minden-Lübbecke. In den letzten beiden Jahren fanden bereits mehrere Maßnahmen in dem Gebiet statt. Durch das Gewässerentwicklungsprojekt Weser-Werre-Else wurden seit dem Jahr 2015 Teile der Fließgewässer im Gebiet ökologisch aufgewertet. 2016 entfernte der NABU Zaunreste aus Eisenbahnschwellen, Stacheldraht, Unrat, Autoreifen, Gehölze, etc. aus dem Gebiet.
Im Jahr 2016 wurde durch die Stadt Porta Westfalica eine Laubensiedlung mit Karpfenhaltung im zentralen Erlenbruch des Gebiet zurückgebaut. Die dortigen Betonteiche wurden in naturnahe Gewässer umgestaltet. Nachdem die NABU- und Kreisflächen 2017 eingezäunt wurden, werden sie nun einschürig gemäht und im Nachgang beweidet. Jetzt erfolgte die Anlage von weiteren Amphibiengewässern im Naturschutzgebiet, die das Vorhaben abrunden.
Bereits über 6.000 Amphibiengewässer in fünf Bundesländern angelegt
20. Juli 2017 - Im Rahmen des NABU-Gelbbauchunkenprojektes wurden in über 130 Projektgebieten über 6.000 Amphibiengewässer angelegt, Winterquartiere geschaffen, zahlreiche Flächen entbuscht und offen gehalten. Einige Flächen werden nun dauerhaft beweidet. Als Trittsteine angelegte Tümpel sollen die Gelbbauchunkenhabitate miteinander verbinden. NABU-Projektleiter Thomas Kutter freut sich über die umgesetzten Maßnahmen und die Erfolge: „Die kontinuierliche Bestandserfassungen der Tiere belegt den Erfolg der Artenschutzmaßnahmen. Doch das Projekt kann nur gemeinsam mit unseren Projektpartnern gelingen. Wichtige Partner sind dabei die abbauende Industrie mit ihren Dachverbänden VERO und ISTE, Einzelbetriebe, die Niedersächsischen Landesforsten, die Naturschutzverwaltung, Gemeinden, Naturschutzverbände und Ortsgruppen.“
Bereits am 10. Juli 2017 trafen sich in der Biologischen Station Rhein-Berg in Rösrath die beteiligten Projektpartner aus den acht Projektregionen in fünf Bundesländern, um die Schlussphase des Vorhabens einzuläuten. Denn das Projekt endet im Februar 2018. Für jedes Gebiet wurde ein Arbeitsplan erstellt und mit den Fachbehörden und Landnutzern abgestimmt, um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern. Unterstützt werden die Projektpartner dabei vom Projektträger DLR, der im Auftrag des Bundesamt für Naturschutz (BfN) das Vorhaben betreut sowie dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) aus Nordrhein-Westfalen.
Im Naturschutzgebiet Holzhauser Mark wurden knapp 300 Tiere ausgesetzt

Jungtiere und Kaulquappen wurden in ihr neues Zuhause entlassen. - Foto: Ilona Jentschke
21. Juni 2017- Am 20. Juni wurden vom NABU in Kooperation mit dem Kreis Minden-Lübbecke, dem SEA LIFE Hannover, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und der Stadt Porta Westfalica knapp 300 Kaulquappen und Jungtiere der Gelbbauchunke in das Naturschutzgebiet „Holzhauser Mark“ bei Porta Westfalica entlassen. Die große Artenschutzmaßnahme des letzten Winters wird damit vollendet. Arno Geiger vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Nordrhein-Westfalen betonte die Bedeutung des Schutzes der in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedrohten Amphibien. „Nur mit verlässlichen Partnern können wir es schaffen, dieser gefährdeten Art zu helfen“, sagte Projektleiter Thomas Kutter vom NABU Niedersachsen.
Frau Stefanie Tilg von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Minden-Lübbecke warb um Verständnis für die Artenschutzmaßnahmen mit Bagger und Radlader. Diese stellten im Naturschutz zwar die Ausnahme dar, seien für den Erhalt von Arten aber unerlässlich, die auf Rohbodenflächen und dynamische Lebensräume mit immer neuen temporären Gewässern angewiesen sind. Dr. Albrecht von Lochow vom Umweltamt der Stadt Porta Westfalica lobte die gute Zusammenarbeit zwischen dem Gelbbauchunken-Projekt und der Stadt.
Christian Höppner und Bruno Scheel vom NABU Niedersachsen erläuterten die Hintergründe zu der Wiederansiedlung der Tiere und berichteten über die Maßnahmen: „Wir befinden uns hier im natürlichen Verbreitungsraum der Gelbbauchunke“, erklärte Christian Höppner, NABU-Projektmitarbeiter. Das nächste Vorkommen der Gelbbauchunke sei weniger als einen Kilometer entfernt. Doch die Autobahn A2 durchneide das Gebiet und bilde für die kleinen Amphibien so eine unüberwindbare Barriere.
Das Naturschutzgebiet Holzhauser Mark ist das fünfte Gebiet im Weserbergland, in dem die Tiere vom NABU wiederangesiedelt wurden. Der Wiederansiedelung liegen umfangreiche Vorarbeiten wie ein regionales Vernetzungskonzept, Artenschutzmaßnahmen sowie die entsprechenden Genehmigungen und tiermedizinische Untersuchungen zugrunde.
Das SEA LIFE Hannover unterstützte als Kooperationspartner den NABU Niedersachsen in seinem Bemühen, die Gelbbauchunke wieder anzusiedeln und brachte auch einige Kaulquappen aus regionalen Populationen mit, welche zur Zucht in Rinteln und Hannover mit entsprechender artenschutzrechtlicher Genehmigung aufgezogen werden. Im Beisein der etwa 20 Gäste wurden die Tiere dann in geeignete Gewässer im Gebiet entlassen.
„Strukturvielfalt bedeutet Artenvielfalt“, erklärte Bruno Scheel, NABU-Projektmitarbeiter. Das im Gebiet entstandene, chaotisch wirkende Mosaik aus dauerhaften und temporären Gewässern, Rohbodenflächen und aufgehäuften Wurzelstubben, ist gewollt. Im Winter 2016/2017 wurden die Grubensohle sowie zwei Hänge der Sandgrube von Gehölzen freigestellt. Einzelne erwachsene Bäume wurden dabei belassen. Dies entspricht den Vorgaben des Landschaftsplanes Porta Westfalica. Diese Vorgaben wurden nun durch den NABU um die Modellierungen auf der Gewässersohle sowie die Wiederansiedlung der Gelbbauchunken erweitert.
Auch die Jagdpächter im Gebiet waren bei dem Termin vertreten. Die Artenschutzmaßnahmen waren im Vorfeld mit den Jägern abgestimmt worden. Nach Berichten der Jagdberechtigten haben in der Folge Wildschäden im Umfeld zugenommen. „Wir werden das Gespräch suchen und uns um eine Lösung bemühen“, versicherte NABU-Projektleiter Thomas Kutter.
Das Schutzgebiet Holzhauser Mark
Das Holzhauser Mark wurde nach Beendigung des Sandabbaus in den 70er Jahren im Jahr 1992 unter Schutz gestellt. Im Jahr 2014 konnte das gesamte NSG als wichtiger Trittstein für Amphibien im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Projektes „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ durch den NABU erworben werden. Nachdem in den Wintermonaten die zielgerichtete naturschutzfachliche Entwicklung des Gebietes erfolgt ist, werden die Gelbbauchunken dort nun eine neue Heimat finden. In den vom NABU bereits im Gebiet angelegten Biotopen konnten unter anderem Zauneidechse, Waldeidechse, Bergmolch und Teichmolch nachgewiesen werden.
Ein Jahr vor Projektende sind viele Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen
16. Mai 2017 - Von oben unscheinbar - von unten einmalig! Die Gelbbauchunke zieht aktuell viele Interessierte in ihren Bann. Die gelb-schwarze Unterseite, die bei jeder Gelbbauchunke individuell marmoriert ist, ist neben den herzförmigen Pupillen das Erkennungszeichen des kleinen Froschlurchs. Mit dem NABU-Projekt "Gelbbauchunke" wird der gerade in Deutschland besonders schützenswerten Art unter die Arme gegriffen. Und das seit fünf Jahren sehr erfolgreich.
NABU-Projektleiter Thomas Kutter erklärt den Erfolg: „Bei Kartierungen im letzten Jahr wurde von meinen Mitarbeitern ermittelt, dass in mittlerweile 75 der 123 Projektgebiete Gelbbauchunken vorkommen. Das bedeutet, dass unsere Maßnahmen greifen.“ Zudem konnten neun weitere Projektgebiete in das Projekt aufgenommen werden. „Das NABU-Projekt zieht seine Kreise. Je mehr Gebiete der Gelbbauchunke zur Verfügung stehen, desto besser können sich die Populationen vernetzen“, freut sich Thomas Kutter.
Im vergangenen Jahr wurden in sieben der acht Projektregionen, die sich in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg befinden, Maßnahmen umgesetzt. Dabei wurden 530 Tümpel geschaffen sowie 616 Tümpel revitalisiert. „Eine richtige Meisterleistung“, findet Thomas Kutter. „Insgesamt haben wir jetzt seit Projektbeginn in allen Projektregionen mit 109 Gebieten sowie 9 zusätzlichen Trittsteinen, Maßnahmen umgesetzt und dabei mehr als 6.000 Tümpel neu angelegt oder revitalisiert.“ Ein Jahr vor Projektende wurden damit etwa 85 Prozent der Projektgebiete erfolgreich bearbeitet.
In insgesamt 10 Projektgebieten wurden bis einschließlich 2016 Wiederansiedlungsmaßnahmen durchgeführt. So konnte die Gelbbauchunke in den Gebieten Nördliches Weserbergland, Nördliches Rheinland, Bergisches Land und Hessen wieder angesiedelt werden. Die Wiederansiedlung gilt nun in den meisten Gebieten als abgeschlossen.
Naturschutzmaßnahmen im NSG Holzhauser Mark geplant

Gelbbauchunke Foto: Monika Hachtel
5. Dezember 2016 - Am 02.12.2016 startete der Erntebagger und stellte Grubensohle und Hänge der ehemaligen Sandgrube, auch bekannt als Naturschutzgebiet Holzhauser Mark, von knapp sechs Hektar Gehölzen frei. Die Arbeiten werden etwa drei Wochen andauern. Nach Beendigung der forstlichen Arbeiten sollen zahlreiche Gewisser angelegt werden, um das Schutzgebiet in ein Eldorado für Amphibien zu verwandeln. Für Spaziergänger im Gebiet wird sich nun an manchen Stellen vom Wanderweg aus der Blick auf die Grube öffnen. Die Wege selbst bleiben von dem Vorhaben unberührt. Die Allee im Norden des Gebietes bleibt erhalten.
In Zusammenarbeit mit dem NABU NRW konnten in den im Gebiet angelegten Biotopen unter anderem Zauneidechse, Waldeidechse, Bergmolch und Teichmolch nachgewiesen werden. Die Freistellung von Gehölzen in Teilen der Sandgrube entspricht den Pflegezielen des Landschaftsplans Porta Westfalica, der die Entwicklung der Schutzgebiete im Raum Porta regelt. Die Anlage von Amphibienbiotopen geht darüber hinaus.
Die Maßnahmen wurden mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Minden-Lübbecke abgestimmt. Jagdliche Belange wurden durch Einbeziehung der Jäger und Einbeziehung konkreter Vorschläge vor Ort in die Umsetzung berücksichtigt. Die unmittelbaren Anwohner Im Harksiek wurden informiert. Hier finden Sie weitere Informationen zum Projekt.
Schweres Gerät für Leichtgewichte
Das bundesweite Gelbbauchunken-Projekt führte Naturschutzmaßnahmen im Blutbachtal durch

Einsatz eines Raupenbaggers auf Gummiketten zur Schaffung von zusätzlichen Strukturen in Form von Kleinstgewässern am Wiesenrandbereich im Blutbachtal. - Foto: Ilona Jentschke
09. Februar 2016 - Mit Hilfe eines Kettenbaggers wurden vorsichtig Kleinstgewässern angelegt, die neuen Lebensraum für wärmeliebende Amphibienarten, wie die in Deutschland stark gefährdete Gelbbauchunke bieten. In Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten und dem Landkreis Hameln-Pyrmont fanden vergangene Woche Naturschutzmaßnahmen auf der Weide am Blutbach an der Baxmannbaude statt.
Mit Hilfe eines Kettenbaggers wurden vorsichtig Kleinstgewässern angelegt, die neuen Lebensraum für wärmeliebende Amphibienarten, wie die in Deutschland stark gefährdete Gelbbauchunke (Bombina variegata) bieten. Bereits feuchte Senken und Bereiche wurden für punktuelle, oberflächliche Schürfungen ausgewählt. „Hier sammelt sich Regenwasser und der Tümpel füllt sich temporär. So entstehen wertvolle Stillwasserbereiche und optimale Reproduktionsstätten für Amphibien, die es hier zuvor am Blutbach in der Form noch nicht gab“, informiert Ilona Jentschke, Projektmitarbeiterin.
Die Sonne erwärmt die Stillwasserzonen und beschleunigt damit die Entwicklung der Amphibienlarven. Die Randbereiche der beweideten Flächen am Blutbach sind mit den kleinen neuen Biotopen nun strukturreicher und können im Jahresverlauf verschiedene Arten anlocken: Libellen, Molche, verschiedene Froschlurche
Die ca. 20 geschaffenen, noch braunen Rohbodenbereiche werden erst im Verlauf des Frühjahrs grüner. Die Beweidungstiere sind hier ganz entscheidend als Landschaftspfleger tätig.
Das Blutbachtal ist eins von 53 Projektgebieten der Projektregion „Nördliches Weserbergland“. Hier befindet sich die natürliche nördliche Verbreitungsgrenze der Gelbbauchunke. Der kleine Froschlurch mit den herzförmigen Pupillen und der schwarz-gelb gefleckten Bauchseite ist in Niedersachsen vom Aussterben bedroht.
Für den Erhalt von bestehenden Populationen setzen sich die Projektmitarbeiter Christian Höppner, Ilona Jentschke und Bruno Scheel ein, schaffen mit verschiedenen Baumaschinen (bspw. Radlader, Bagger) neue Lebensräume und geben den kleinen, stark isolierten Vorkommen in unserer Region somit die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen. Die Projektregion erstreckt sich vom Kreis Minden-Lübbecke über den Landkreis Schaumburg bis nach Hameln-Pyrmont.
Hilft der Gelbbauchunke auf die Sprünge
Maßnahmen im ehemaligen Steinbruch durchgeführt
26. Januar 2016- Das bundesweite Schutzprojekt des NABU Niedersachsen „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ war im Steinbruch Liekwegen für die in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke aktiv. In enger Absprache mit den Kreisforsten, dem Landkreis Schaumburg und den Ehrenamtlichen des NABU Nienstädt wurden bei Schnee und Kälte mit Kettenbagger und Radlader zahlreiche kleine Gewässer neu angelegt und vorhandene saniert. Die Mulden für die oberflächengespeisten Kleinstgewässer und der freigelegte Boden werden bis in den Frühsommer hinein den Naturbeobachtern und Spaziergängern ins Auge fallen.
Diese Rohbodenbereiche sind für sehr viele seltene Arten wertvolle Lebensräume. Ohne Pflegearbeiten bleiben diese Bereiche allerdings nicht erhalten und so mssen sie regelmäßig erneuert werden, informiert Ilona Jentschke, NABU-Projektmitarbeiterin. Die letzten Naturschutzmaßnahmen liegen bereits drei Jahre zurück, viele Tümpel sind verlandet oder zugewachsen und bieten so der Gelbbauchunke keinen optimalen Lebensraum
mehr. Jetzt in der kalten Jahreszeit, wenn die Amphibien Winterstarre halten, können wir hier für die neue Saison geeignete Laichgewässer herstellen, erklärt Tom Kutter, Projektleiter des NABU Niedersachsen.
Im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder ansteigen, die Tage länger werden, kommen die Unken aus ihren Winterquartieren und nutzen die Vielfalt an neuen Gewässern und Tümpeln im Steinbruch um ihre Eier abzulegen. Und dann vernimmt der Spaziergänger bereits am Beginn des Wanderweges die melancholischen, glockenartigen Rufe der Männchen, die die Paarungszeit einläuten.