Schillernde Flugkünstler

Saphirauge, Großer Blaupfeil, Blutrote Heidelibelle, Speer-Azurjungfer – die Namen verraten bereits eine Menge über die Farbenpracht und ungewöhnlichen Flugfähigkeiten einer Tiergruppe, die seit 150 Millionen Jahren in nahezu unveränderter Gestalt und Lebensweise auf der Erde existieren. Die Rede ist natürlich von den Libellen. Im Hochsommer lässt sich an vielen Gewässern ihr faszinierender und spielerisch leichter Flug beobachten. 80 verschiedene Arten sind in Deutschland heimisch, fast alle kommen auch in Niedersachsen vor.

Diese Libellen sind in Niedersachsen zu beobachten:
Die aktuelle Artenliste der „Arbeitsgemeinschaft Libellen Niedersachsen und Bremen“ weist 73 Arten für Niedersachsen und Bremen auf. Der Artenliste können Sie auch entnehmen, ob die Art selten ist oder häufig bei uns vorkommt.

Jahresphänologie:
Nicht alle Libellen sind Frühstarter! Während manche Arten bereits im April durch die Lüfte schweben, sind andere nicht vor Juli zu beobachten. Wenn Sie wissen möchten, wann welche Libellen in Niedersachsen zu sehen sind, werfen Sie einen Blick auf den Jahreskalender der AG Libellen. Zu wissen, wann welche Art unterwegs ist, hilft bei der sicheren Bestimmung!

Gefährdung:
Nur im (Früh-)Sommer und für wenige Wochen sind die Tiere als flugfähige Insekten unterwegs. In dieser Form des Imago, also des ausgewachsenen, flugfähigen Tieres, prächtig schillernd, kennen die meisten Menschen die Libelle. Weniger bekannt ist, dass die Tiere davor, im Larvenstadium, bis zu fünf Jahre im Verborgenen im Wasser gelebt haben.

Da ihre Larven nur im Wasser existieren können, sind die Libellen an Gewässer gebunden. Die meisten Arten brauchen stehende Gewässer, einige sind aber auch an das Leben an Fließgewässern angepasst. Einzelne Arten wie die Torf-Mosaikjungfer oder die Speer-Azurjungfer sind auf saure, extrem nährstoffarme Moorgewässer angewiesen.

Wenn also Moore und andere Feuchtbiotope trockengelegt, Flüsse begradigt oder Uferbereiche umstrukturiert werden, steht oft die Existenz der lokalen Libellenpopulationen auf dem Spiel! Viele der in Niedersachsen vorkommenden Libellenarten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht, wie z.B. die Zwerglibelle oder die Vogel-Azurjungfer. Hauptursache ist der Verlust an Lebensräumen.

Klein- oder Großlibelle?
Libellen werden in zwei Unterordnungen eingeteilt: Kleinlibellen und Großlibellen. Diese Unterscheidung ist wichtig und extrem hilfreich bei der Artbestimmung. Die deutsche Bezeichnung ist dabei etwas irreführend, denn nicht immer lässt die Größe einer Libelle eine eindeutige Einordung zu. Hilfreicher ist die wissenschaftliche Bezeichnung Anisoptera für die Großlibellen) bzw. Zygoptera für die Kleinlibellen), was übersetzt so viel bedeutet wie: ungleiche bzw. gleichwertige Flügel: Wenn Sie sich die Libellenflügel einmal genau anschauen, werden Sie feststellen, dass Kleinlibellen vier gleichartig geformte Flügel besitzen, während die Hinterflügel der Großlibellen breiter sind als die Vorderflügel.

Lassen sich Libellenan einer Stelle nieder, so halten Großlibellen ihre Flügel zumeist im rechten Winkel zum Körper ausgeklappt, während Kleinlibellen sie parallel zum Hinterleib zusammenklappen. So lassen sich Klein- von Großlibellen im Freien ziemlich leicht unterscheiden. Und auch ein Blick auf die Augen hilft: Bei den Großlibellen berühren sich die Augen, während die halbkugeligen Augen der Kleinlibellen an zwei Enden des walzenförmigen Kopfes sitzen - einem Hammerhai nicht ganz unähnlich. Schauen Sie sich das Bild der Federlibelle auf dieser Seite an - es dürfte Ihnen nun nicht mehr schwerfallen, die Federlibelle als Kleinlibelle zu identifizieren!