Allerniederung bei Osterloh
Naturnahe Auengewässer erleben
Vorgeschichte:
Ziel des vom NABU Celle entwickelten Projektes ist es, in der Allerniederung bei Osterloh in einem beispielhaften Renaturierungsprojekt Lebensräume in der Aller-Flussaue wiederherzustellen. Durch die Anlage von Auengewässern und die Schaffung eines abwechslungsreichen Reliefs aus feuchten Senken und trockenen Sandkuppen sollen die Lebensbedingungen für die vielen schutzbedürftigen Tier- und Pflanzenarten der Niederung nachhaltig verbessert werden. Leitarten sind die drei in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Arten Weißstorch, Rotbauchunke und Feldgrille.
Am 16. März 2007 fiel der offizielle Startschuss. Nach neun Monaten Vorarbeit unterzeichneten die Projektpartner NABU Celle, Stadt Celle, Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung und das Land Niedersachsen den Vertrag über das Projekt ‚Naturschutz und Natur erleben in der Allerniederung bei Osterloh’. Träger des Projektes sind der NABU Celle und die Stadt Celle. Die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung förderte das Projekt mit 200.000 Euro. Das Land Niedersachsen stellte die Flächen zur Verfügung und sicherte eine langfristige, naturverträgliche Nutzung zu. Am 12. August 2010 erfolgte dann die offizielle Einweihung des Projektes durch Prof. Dr. Burkhard Huch, Vorstandsvorsitzender der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung, im Beisein von Bernd-Karl Hoffmann, Referatsgruppenleiter im Niedersächsischen Umweltministerium, und Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Heute zeigen die Renaturierungsmaßnahmen bereits große Erfolge.
Projektgebiet:
Projektgebiet ist ein rund 38 Hektar großes, aus zwei Teilflächen bestehendes Gebiet südöstlich von Osterloh unmittelbar an der Aller. Die Alleraue stellt sich hier als offene, durch Grünländer und einzelne Altarme geprägte Niederung dar, die von bewaldeten Binnendünen eingerahmt wird. Am südlichen Rand des Gebietes verläuft der Allerradweg. Neben seiner guten Erreichbarkeit zeichnet sich das Gebiet durch seine ruhige Lage und ein hohes Aufwertungspotenzial aus. Die Projektflächen liegen im Bereich der Stadt Celle und wurden vom Land Niedersachsen mit Naturschutzmitteln erworben. Es handelt sich um feuchte und wechselfeuchte Grünländer mit einzelnen feuchten Senken und verlandeten Altarmen der Aller. Im Norden ragt ein bewaldeter Dünenausläufer in das Gebiet.
Projektbausteine:
Als Erstes wurden 20 Kleingewässer unterschiedlicher Größe und Tiefe angelegt. Manche wurden neu gebaut, andere entstanden durch Abgrabungen verlandeter Senken und Stillgewässer. Vor allem Amphibien brauchen naturnahe Kleingewässer. Die in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Rotbauchunke ist in den 1960er Jahren aus der Allerniederung verschwunden. Ziel ist es, dass die Rotbauchunke 40 Jahre nach ihrem Aussterben wieder einen dauerhaften Lebensraum in der Allerniederung findet: Dazu startete im Jahr 2009 der Versuch einer behördlich genehmigten Wiederansiedlung. Über drei Jahre wurden dazu Kaulquappen und junge Unken im Gebiet ausgesetzt. Voraussetzung für die Ansiedlung der Rotbauchunke ist die Wiederherstellung der Gewässertypen, deren Verlust zu ihrem Aussterben führte. Dieses wurde durch die Renaturierungsmaßnahmen gewährleistet. Nach der Paarung, zwischen April bis Anfang Juni, legt das Weibchen seine Eier in sonnigen, dicht mit Sumpf- und Wasserpflanzen bewachsenen Stillgewässern ab. Trocknet das Laichgewässer im Sommer aus, wandern die Unken in tiefere Gewässer. Den Winter verbringen sie an Land, frostsicher versteckt in Erdhöhlen, Mäuse- oder Maulwurfsgängen. Für Flussniederungen wie die Aller ist die Rotbauchunke eine Charakterart, die in den angelegten Kleingewässern jetzt wieder einen abwechslungsreichen Lebensraum findet.
Um die artenreichen Wiesen und Weiden im Auengrünland zu erhalten, müssen sie naturverträglich bewirtschaftet werden. Im Projektgebiet wird durch weidende Rinder und Mahd dieses Grünland erhalten. Davon profitiert auch der Weißstorch, der hier nach Regenwürmern, Heuschrecken und Fröschen jagt.
Die Feldgrille, die in der Region nur noch mit einem kleinen Vorkommen vertreten ist, liebt als echter Sonnenanbeter trocken-warme, sandige Flächen, die sie auf Dünen, Magerrasen und an Waldrändern findet. Sie gräbt dort bei Gefahr bis zu 40 Zentimeter lange Röhren, in denen sie sich dann versteckt. Im Osten des Projektgebietes wurden eine große und eine kleine Düne neu angelegt. Hier finden neben der Feldgrille, Feldheuschrecken und Sandlaufkäfer einen Platz zum Überleben, begleitet von Sandsegge, Heidenelke sowie Sand-Grasnelke.
Weiteres Projektziel ist es, den Menschen aus der Region Celle die Möglichkeit zu geben, die Vielfalt und Schönheit einer naturnahen Auenlandschaft und die hier vorkommenden Tiere und Pflanzen zu erleben und kennen zu lernen. Dazu wurden drei Aussichtshügel und ein Rundweg mit Informationstafeln über das Projekt angelegt. Neben dem Sichtbar machen der Auenlandschaft und ihrer Elemente, wird auch das ‚Hörerlebnis Natur’ vermittelt. Hierzu zählen so spannende und einprägsame Laute wie die Rufe von Rotbauchunke und Feldgrille.
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