


Grüne Felder, saftige Wiesen: davon können wir nur träumen. Die Realität sieht leider anders aus. Die landwirtschaftliche Flächennutzung hat in Niedersachsen einen atemberaubenden Wandel durchgemacht. Dauergrünland sucht man vergebens. Dafür wächst überall Mais, der für die Biogasanlagen gebraucht wird. Vergebens sucht man vielerorts Vögel und andere Wildtiere. Der Rückgang der Bekassine in unserem Bundesland liegt beispielsweise bei 90 Prozent. Auch landwirtschaftliche Nutztiere sind nur noch selten auf der Weide zu sehen und extensive Beweidung ist auf dem Rückzug. Dabei trägt diese wegen ihrer Humusbildungsrate zur CO2-Speicherung bei, konventionelle Ackernutzung in der heutigen Form dagegen verbraucht Humus und reduziert damit die Speicherfähigkeit des klimaschädlichen Gases. Die Artenvielfalt nimmt rasant ab und die Insektenvielfalt und -menge verzeichnet dramatische Einbußen.
Doch nicht nur das Artensterben ist eine Nebenwirkung der Landwirtschaft, auch der Klimawandel wird negativ beeinflusst. Rund 28 Prozent aller Treibhausgase in Niedersachsen stammen aus dem landwirtschaftlichen Bereich.
Als bedeutendes Agrarland trägt Niedersachsen eine besondere Verantwortung und sollte Vorreiter für den notwendigen Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft werden. Eine vermehrte extensive Beweidung, eine Steigerung des Ökolandbaus und die Umwandlung von Acker in artenreiches Grünland würden einen deutlich messbaren Effekt bei der Einsparung von CO2-Emissionen und eine Steigerung der Artenvielfalt mit sich bringen. Es könnten sogar neue CO2-Senken entstehen beziehungsweise alte reaktiviert werden.
Der ökologische Landbau ist in Niedersachsen allerdings noch stark unterrepräsentiert: Von mehr als 1.866.000 Hektar Ackerland wurden 2020 nur 55.550 Hektar ökologisch bewirtschaftet (dies entspricht 2,98 Prozent). Von den gut 684.000 Hektar Dauergrünland wurden nur 64.000 Hektar nachhaltig genutzt (fast 9,4 Prozent; insgesamt 4,7 Prozent). Das im Niedersächsischen Weg bereits vereinbarte Ziel von 10 Prozent bis 2025 und 15 Prozent bis 2030 muss konsequent weiterverfolgt werden.
Wissen:
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Forderungen des NABU Niedersachsen
Um die Renaturierung von CO2-Senken in der Landwirtschaft voranzutreiben und dabei automatisch die biologische Artenvielfalt zu unterstützen, muss der Ausbau des ökologischen Landbaus in Niedersachsen weiter vorangetrieben werden. Eine nachhaltige, ressourcenschonende Landnutzung durch eine Verringerung des Pestizideinsatzes sollte das Ziel sein. Ein weiterer Verlust der Biodiversität in der Agrarlandschaft muss verhindert werden.
Konkret bedeutet dies:
- Umsetzung eines Landesprogramms für gemischte Ganzjahresbeweidung (vor allem Pferde und Rinder).
- Weidetierprämienfür extensiv gehaltene Mutterkuhherden, Schafe und Ziegen.
- Bindung der Weidetierhaltung an die Tragfähigkeit der Flächen.
- Bessere Unterstützung der Weidetierhalter bei der Unterhaltung von Herdenschutzmaßnahmen.
- Förderprogramm des Landes zur Umwandlung von Acker- in artenreiche Dauergrünlandflächen.
- Weiterführung und langfristige Weiterfinanzierung des Niedersächsischen Weges und Erhöhung um weitere 30 Millionen Euro, um unter anderem die Biodiversitätsberatung landesweit auszubauen.
Ebenso fordert der NABU Niedersachsen das Ende der Massentierhaltung, damit die Verbesserung der Tierhaltung. Tierhaltung muss tiergerecht und umweltschonend umgebaut werden. Die notwendige Verringerung der Tierzahlen darf nicht durch verstärkte Importe ausgeglichen werden. Die Anzahl der Tiere ist an betriebliche Futtergrundlagen und die verfügbare Fläche für die Ausbringung von Wirtschaftsdünger zu binden, mit einer schrittweisen Reduktion auf max. 2 GV/ha je Betrieb. Die Empfehlungen des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung müssen umgesetzt werden. Umbauwillige Betriebe müssen ausreichend gefördert werden. Gleichzeitig müssen Landwirt*innen, die bereits bessere Haltungsformen praktizieren, durch eine höhere Bepreisung ihrer Produkte profitieren. Die Förderung sollte insbesondere eine Weidehaltung honorieren.
Zudem ist sind die EU-Förderungen in der zweiten Säule im Bereich Massentierhaltung, Flurbereinigung und intensitätssteigernden Investitionen zu stoppen und alle Agrarzahlungen an ökologische Mindestkriterien nach dem Prinzip “öffentliches Geld für öffentliche Leistung” zu koppeln.
Eine weitere Forderung des NABU Niedersachsen ist der Verzicht auf Gentechnik im landwirtschaftlichen Bereich. Zudem muss die Düngeverordnung überprüft, an die heutigen Ansprüche angepasst und optimiert werden, damit das Nitratvorkommen in unserem Grundwasser reduziert werden kann. Ferner müssen feuchte, artenreiche Grünlandstandorte unter sofortigen und vor allem konsequenten Schutz gestellt werden.
meldungen:
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