


Die besondere Bedeutungs des Moorschutzes in Niedersachsen
38,2 Prozent der deutschen Moorflächen liegen in Niedersachsen, davon 2.500 km² Hochmoor – bundesweit gibt es 18.098 km² Nieder- und Hochmoor-Flächen. Deshalb hat der Moorschutz hier bei uns eine besonders hohe Relevanz, u.a. für die Reduktion von Treibhausgasen.
Niedersachsen ist das moorreichste Bundesland. Der größte Teil der niedersächsischen Hochmoore wurde zunächst für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert und damit zerstört. Mit der Entwässerung und Durchlüftung des Torfkörpers wird der über Jahrtausende festgelegte Kohlenstoff als klimaschädliches CO2 freigesetzt. Durch Wiedervernässung können diese Prozesse gestoppt werden.
12 Prozent der niedersächsischen Hochmoorfläche wird derzeit für die industrielle Torfgewinnung genutzt. Auf diesen Flächen findet bereits seit langem nach der Torfgewinnung eine Wiedervernässung statt. Bis heute wurden von der Industrie 15.000 Hektar ehemalige Gewinnungsflächen auf diese Weise wieder in die Hochmoorregeneration überführt, auch wenn gerade ältere Flächen nicht immer einer optimalen Vernässung entsprechen, so sind inzwischen die fachlichen Voraussetzungen bekannt und gute Erfolge der Moorentwicklung vorzuweisen.
Torf ist der Hauptbestandteil von Blumenerden und Kultursubstraten für den Erwerbsgartenbau. Bereits heute werden neben dem Torf rund 20 Prozent andere Ausgangsstoffe wie z.B. Grüngutkompost und Holzprodukte eingesetzt. Konkurrierende Förderungen wie beispielsweise durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) führten in den vergangenen Jahren jedoch zu einer starken Zunahme der thermischen und energetischen Verwertungen dieser Rohstoffe. Dadurch stehen diese Stoffe für die Substrathersteller immer weniger in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung. Um Torf in relevanten Größen zu ersetzen, ist ein umsteuern der Politik notwendig. Der NABU und der IVG arbeiten auch hier zusammen.
Aktiver Moorschutz im heimischen garten:
Die Gartensaison startet bald und erste Gartencenter in Niedersachsen haben bereits geöffnet – daher ruft der NABU Niedersachsen Gartenfreunde dazu auf, nur noch torffreie Erde oder regionalen Kompost zu kaufen und zu nutzen. Mehr →
mehr über den Moorschutz in Niedersachsen erfahren:
Kürzlich erhielt die ÖNSOR eine Förderung in Höhe von 36.000 € von der belgischen VGP Foundation und der NABU Stiftung International für den Einbau von Moorwasserpegeln.
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Am westlichen Ende von Augustendorf im Landkreis Rotenburg (Wümme) liegt das 1.373 Hektar große Naturschutzgebiet Huvenhoopsmoor, welches den 80 Hektar großen Huvenhoopsee beinhaltet. Mehr →
Torfabbau zerstört Heimat, Natur und Klima
Neue Flächenausweisungen sind ein unverantwortlicher Ausverkauf Niedersachsens!
01. Dezember 2010 - Im Niedersächsischen Landesraumordnungsprogramm sind derzeit ca. 13.000 Hektar neue Flächen für den Bodenabbau vorgeschlagen worden. Von diesen Flächen sind mehr als 9.000 Hektar für den Torfabbau bestimmt. Eine Vielzahl dieser Flächen liegt innerhalb von Trinkwassergewinnungsgebieten, in Landschaftsschutzgebieten oder grenzt an bereits renaturierte, für den Natur- und Artenschutz besonders wertvolle Flächen, die häufig Teil des Niedersächsischen Moorschutzprogramms sind. Durch die nun geplanten neuen Abtorfungen ist die positive Entwicklung dieser Gebiete für den Natur-, Arten-, Trinkwasser- und Klimaschutz gefährdet, erklärte der NABU Niedersachsen.
Letztlich wurden zahlreiche neue Abbauflächen für Torf und Gesteine vom Landwirtschaftsministerium aufgenommen, die aus Natur- und Artenschutzgründen bereits in der Vergangenheit vom Abbau ausgeschlossen waren. Eine Ausweisung als Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung trotz dieser bereits bekannten negativen Auswirkungen wird vom NABU Niedersachsen abgelehnt.
Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen, erklärte: „Wir setzen allerdings auf die Einsicht der Landesregierung und gehen davon aus, dass alle neu zum Torfabbau vorgeschlagenen Flächen aus dem Entwurf des Landesraumordnungsprogramms entfernt werden. Es wäre ein Unding, dass gegen den Protest vieler Kommunen und der Naturschutzverbände, das allseits anerkannte und fachlich gültige Moorschutzprogramm Niedersachsens 'abgegraben' würde.“
„Die Ausweisung von weiteren Hoch- und Niedermoorflächen als Vorranggebiete für den Torfabbau wäre ein Rückfall in die 70-er Jahre“, beklagte Dr. Holger Buschmann, NABU- Landesvorsitzender. Längst schien verstanden, dass über 95 Prozent der ehemaligen Hochmoorflächen des einstigen Moorlandes Niedersachsen bereits zerstört wurden und die letzten Reste zum Erhalt der einmaligen Fauna und Flora der Moore unter Schutz gestellt werden müssen. Anstatt das Moorschutzprogramm durch Niedermoorflächen zu ergänzen und zu entwickeln, sollen nun auch diese restlichen Flächen dem Abbau preisgegeben werden.
Besonders erschreckende Beispiele sind die Erweiterung des Torfabbaus im Georgsdorfer Moor im Landkreis Grafschaft Bentheim um ca. 60 Hektar, die bisher vertraglich vom Abbau ausgenommen und dem Naturschutz zugesprochen waren, die Neuausweisung von 157 Hektar des Badener/Posthauser Moores im Landkreis Verden, das Günnemoor im Landkreis Osterholz mit fast 100 Hektar oder das Hanlaxmoor mit 89 Hektar im Landkreis Nienburg.
„Es ist nicht nur wegen des Natur- und Artenschutzes, sondern besonders aus Gründen des Klimaschutzes unverantwortlich, die eigentlich als CO2-Senken funktionierenden Moore abzutorfen und damit Unmengen von CO2 in die Luft zu blasen. Das Land Niedersachsen würde damit seiner hohen Verantwortung im Moor- und Klimaschutz keineswegs gerecht, sondern muss sich vielmehr die Frage stellen lassen, ob es mit der Ausweisung neuer Torfabbau-Vorranggebiete den vollmundig propagierten Klimaschutz nicht ad absurdum führen würde“, erklärte Dr. Holger Buschmann.
Eine 15 Zentimeter hohe Torfschicht speichert auf der gleichen Fläche in etwa ebensoviel CO2 wie ein 100-jähriger Wald. Bei Torfmächtigkeiten von mehr als einem Meter ist die CO2 Speicherung eines Moores enorm, eine Freisetzung dieser CO2 Mengen nicht zu verantworten.
Unter den zahlreichen neuen Abbaugebieten befindet sich neben dem vom NABU grundsätzlich abgelehnten Torfabbau, ebenso einige nicht mit dem Natur- und Artenschutz zu vereinbarende Hartgestein-, Kies-, Sand- und Quarzsandabbaugebiete. Bei einigen wurde der Abbau aus diesen Gründen bereits in der Vergangenheit ausgeschlossen. Hier sind als Beispiel die Neuausweisung des Grauwacke-Steinbruchs Krauteliet bei Seesen (70 ha) oder die Erweiterung des Kalksteinbruchs Winterberg bei Bad Grund und des Dolomit-Steinbruchs bei Osterode im Landkreis Osterode zu nennen.