Der Hochmoor-Perlmutterfalter im Artenporträt
Allgemeines
Der Hochmoor-Perlmutterfalter ist ein typischer Bewohner ausschließlich durch Regenwasser ernährter Moore. Viele heute seltene Tiere und Pflanzen waren während der Eiszeiten in gletscherfreien Tundren und Steppen weit verbreitet. Nach dem Rückzug der Gletscher fanden sie in den vergleichsweise kühlen Hochmooren und im Gebirge Rückzugsräume, wo sie bis heute überdauerten. Sie gelten als Eiszeitrelikte. Auch der Hochmoor-Perlmutterfalter gehört dazu.
Aufgrund des drastischen Rückgangs nordwestdeutscher Regenmoore ist der Hochmoor-Perlmutterfalter ebenso wie der Hochmoor-Bläuling heute in Niedersachsen, dem ehemals moorreichsten Bundesland, vom Aussterben bedroht. Im Oldenburger Land ist dieser schöne Falter sehr selten geworden. Es existieren für ihn noch Restlebensräume, die des besonderen Schutzes bedürfen. Denn Lebensraumschutz ist Schmetterlingsschutz.
Kennzeichen
Die Flügeloberseiten sind wie bei den meisten Perlmutterfaltern (Argynninae) orangebraun mit einem für jede Art charakteristischen Muster aus schwarzen Flecken. Alle Perlmutterfalter sind sich daher sehr ähnlich und nicht leicht zu unterscheiden. Charakteristisch und artspezifisch sind dagegen die Färbungen und Zeichnungen der Hinterflügelunterseiten: In der Grundfärbung orange bis bräunlich, am Hinterrand ist eine Reihe heller Flecke ausgebildet (Perlmutter- oder Silberflecke), die in ein Muster aus braunen, orangen und dunkelorange-farbenen nicht scharf begrenzten Flecken übergeht. Mehrere helle, zum Teil dunkel geränderte Perlmutterflecken sind eingestreut. Die hell bestachelten Raupen sind bräunlich-grau und tragen einen hellen Doppelstreifen auf dem Rücken. Die gelblichen Eier sind kegelförmig und längs gerippt.
Größe
Die Falter sind vergleichsweise klein mit einer Vorderflügellänge von etwa 16 Millimetern.
Lebensraum
Der Schmetterling ist eine tyrphionte Art, das heißt, er weist eine enge Bindung an Hochmoore auf. Er ist wie der Hochmoor-Gelbling und der Hochmoor-Bläuling eine Leitart ombrotropher Regenmoore. Die Falter sind auf blumenreiche Flächen angewiesen, wie Feucht- und Nasswiesen und extensiv genutztes Grünland im Umfeld der Raupenfraßpflanzen, welche im Hochmoorkern liegen.
Entwicklung
Die Eiablagepflanze ist die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos). Die Weibchen legen die Eier auf die Blattunterseiten. Die daraus schlüpfenden Jungraupen überwintern, ohne Nahrung aufzunehmen. Die Verpuppung erfolgt in einer unscheinbaren bräunlichen Stürzpuppe in der Bodenstreu. Die Flugzeit der Falter erstreckt sich von Mitte Juni bis in den August hinein.
Nahrung
Das Nektarangebot des engeren Hochmoorbereiches ist minimal. Deshalb müssen die Falter in nahe gelegene, blumenreiche Vegetationsbestände ausweichen. Als Nektarpflanzen werden in der Literatur Sumpf-Kratzdistel, Glocken-Heide, Geflecktes Knabenkraut, Kriechender Hahnenfuß, Berg-Sandglöckchen, Herbst-Löwenzahn, Rot-Klee, Arnika und etliche weitere angegeben. Die erwachsenen Raupen fressen im Hochmoorkernbereich an Moosbeere, möglicherweise auch an anderen Hochmoorpflanzen.
Verbreitung
Der Schmetterling besiedelt die Moorgebiete in Skandinavien, in Finnland, in der Normandie, im Alpenvorland und in den Alpentälern sowie die mitteleuropäischen Mittelgebirge. Lokal kommt er in Niedersachsen und Brandenburg vor. Im Oldenburger Land wurde er im Jahr 2008 noch in einem Moorgebiet nachgewiesen.
Gefährdung und Schutz
Der Hochmoor-Perlmutterfalter ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt. In Deutschland ist die Art stark gefährdet, in Niedersachsen vom Aussterben bedroht. Die Gefährdungsursachen liegen im immer noch stattfindenden Torfabbau und damit dem Verlust seiner Lebensräume. Wertvolle, naturnahe Hochmoorreste als letzte Refugien für diese Schmetterlingsart sind sehr selten geworden. Nährstoffeinträge über die Luft tun ein Übriges, denn Hochmoore sind naturgemäß äußerst arm. Die Folge ist eine Veränderung in der Zusammensetzung der Pflanzenarten und der Verlust der Raupenfraßpflanzen. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung von an Hochmoore angrenzende Feucht- und Nasswiesen führt zum Verlust an Nektarpflanzen für die Falter. Die Entwässerung solcher Wiesen verursacht Grundwasserabsenkungen, von denen dann auch die Hochmoore selbst betroffen sind. Die wichtigste Forderung des Naturschutzes ist daher die Ausweisung von Hochmoorflächen mit angrenzenden Kontaktbereichen (Niedermoore etc.) als Falterschutzgebiet.
Zusammengestellt von Elke Freese.
Quellen: Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.) (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 1 – Tagfalter I. Papilionidae, Pieridae, Nymphalidae. Eugen Ulmer KG, Stuttgart. ISBN 978-3-8001-3451-9.
J. Settele, R. Steiner, R. Reinhardt & R. Feldmann (2005): Schmetteringe - Die Tagfalter Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN 3-8001-4167-1
H. J. Weidemann (1995): Tagfalter - beobachten, bestimmen. Natur Buch Verlag. Augsburg. ISBN 3-89440-115-X