Das Kleine Nachtpfauenauge im Artenporträt
Allgemeines
Das Kleine Nachtpfauenauge gehört zu den Pfauenspinnern (Saturniidae). Diese Schmetterlingsart ist neben dem Nagelfleck (Aglia tau) der einzige heimische Vertreter dieser Familie in Deutschland. Die meisten Arten der Pfauenspinner leben in den Tropen.
Das Kleine Nachtpfauenauge ist gar nicht so selten - nur bekommt man ihn nicht so oft zu Gesicht. Die Weibchen sind nachtaktiv. Sie verbringen den Tag unbeweglich in Bodennähe sitzend. Dabei verströmen sie über eine Drüse am Hinterleib arteigene Duftstoffe (Pheromone), mit denen sie die tagaktiven Männchen anlocken. Die Männchen verbringen den Tag damit, umherzufliegen und nach Spuren dieses Pheromones in der Luft zu suchen. Ihr Flug ist schnell und abrupt und der Falter ist wahrscheinlich schon wieder weg, bevor man ihn richtig bemerkt hat. Die Ortung der Duftstoffe erfolgt über die Fühler, die bei den Männchen fiederig gefächert sind und dadurch eine sehr große Oberfläche aufweisen. Damit können die Männchen die Pheromone über weite Entfernungen orten.
Die erwachsenen Falter haben keine funktionsfähigen Mundwerkzeuge. Sie nehmen keine Nahrung auf und leben nur wenige Tage. Sie fliegen im zeitigen Frühjahr je nach Einsetzen der milden Witterung.
Kennzeichen
Die Vorderflügel der Falter sind in der Grundfärbung grau-bräunlich, wobei die Männchen stärker weinrot gefärbt sind. Die Hinterflügel sind bei den Männchen gelb-orange. Vorder- wie Hinterflügel tragen je ein auffälliges »Auge«.
Die Jungraupen sind zunächst schwarz, später grün gefärbt. Im letzten Stadium sind sie grün mit schwarzen Ringen oder einfarbig grün mit rosa oder gelb gefärbten, Borsten tragenden Punktwarzen.
Größe
Die Flügelspannweiten der Schmetterlinge umfassen zwischen 60 und 85 Millimetern. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen. Die Raupen werden bis zu sechs Zentimeter lang.
Lebensraum
Die Tiere leben vorzugsweise in offenem, mit Sträuchern oder Heidekrautgewächsen bewachsenem Gelände oder lockeren Wäldern. Im Oldenburger Land kommt der Schmetterling vorwiegend in verheideten Hochmoorbereichen vor.
Entwicklung
Kurz nach der Paarung legen die Weibchen ihre ovalen, gelblich-grauen Eier in ringförmigen Gelegen um dünne Zweige der Futterpflanzen. Die Raupen spinnen zur Verpuppung einen birnenförmigen, sehr festen Kokon. Darin überwintert die Puppe. Der Kokon besitzt zum oberen Pol eine reusenartige Öffnung, durch die im nächsten Frühjahr der fertige Falter schlüpft. Die schlüpfenden Falter besitzen an der Flügelwurzel einen sogenannten Präcostalsporn, den sie wie eine Stichsäge zur Öffnung des Kokons benutzen.
Nahrung
Die Raupen fressen an zahlreichen verschiedenen Pflanzen mit einer gewissen Vorliebe für verholzende Gewächse aus der Familie der Rosengewächse. In Süddeutschland findet man sie vor allem an Schlehe (Prunus spinosa); in Norddeutschland vorzugsweise an Besenheide (Calluna vulgaris) aber auch an Birke, Faulbaum, Brombeere und Preiselbeere.
Verbreitung
Der Schmetterling ist in Mitteleuropa weit verbreitet und stellenweise häufig. Seine Gesamtverbreitung umfasst die Iberische Halbinsel bis zu den Britischen Inseln über ganz Europa einschließlich Fennoskandien und dem Mittelmeerraum durch die gemäßigte Zone bis Ostasien.
Gefährdung und Schutz
Eine Gefährdung besteht derzeit noch nicht. Doch wird eine zunehmende Gefährdung durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch den fortschreitenden Landschaftsverbrauch schon heute deutlich. Das Kleine Nachtpfauenauge ist nach der Bundesartenschutzverordnung in Deutschland besonders geschützt.
Zusammengestellt von Elke Freese.
Quellen: Heiko Bellmann (2003): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. ISBN 978-3-440-09330-6. Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.) (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 4 – Nachtfalter II. Eugen Ulmer KG, Stuttgart. ISBN 3-8001-3474-8.