Narbe oder Chance für die Natur?



Der NABU Landesverband Niedersachsen e.V. und der Wirtschaftsverband Baustoffe - Naturstein e.V. (WBN) haben im November 2010 eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die die Vereinbarkeit von Rohstoffgewinnung und Naturschutzzielen speziell für Niedersachsen unterstreicht.
Rohstoffgewinnung hat die Verantwortung, die natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten und zu schützen. Gewinnungsplanung, Renaturierung und Rekultivierung gilt es immer mit Rücksicht auf die Natur umzusetzen, auch und gerade im Dialog mit allen Beteiligten. Im Zweifelsfall müsse der Schutz der Natur und der Landschaft für die Anwohner Vorrang vor dem Bodenabbau haben.
Die von NABU und WBN unterzeichnete Gemeinsame Erklärung umfasst nicht den Gips- und Torfabbau, deren Abbau wurde vom NABU Niedersachsen mehrfach ohne wenn und aber abgelehnt. Es darf keinen 'Freibrief' oder 'Blankoscheck' für Abbauvorhaben und damit verbundene Eingriffe in Natur und Landschaft geben.
Der NABU setzt sich für einen grundsätzlichen Vorrang des Naturschutzes vor wirtschaftlichen Interessen ein. Generelle Zustimmungen zu Bodenabbauvorhaben in NATURA 2000-Gebieten werden nicht erteilt. Dabei handelt es sich insgesamt um ein kompliziertes Thema, denn je Fall sind Abbaugebiete als NATURA 2000-Gebiet für Tiere und Pflanzen ausgewiesen worden, die nur aufgrund des Abbaus dort vorkommen. Andererseits gibt es Flächen, die abgebaut werden sollen, auf denen aber nicht ersetzbare NATURA 2000-Lebensräume vorhanden sind. Das heißt, hier muss für jeden Einzelfall eine eigene Entscheidung getroffen werden. Dazu ist gerade der vereinbarte Dialog gut und wichtig.
Langfristig geht es darum, unter dem Ansatz der Nachhaltigkeit und Vermeidung, auf Primärrohstoffe und deren Abbau zu verzichten und eine Erhöhung der Recyclingquote sowie Verwendung von Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen insgesamt im Baustoffgewerbe voranzubringen.
Der NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann erklärte: „Wir sind uns einig, dass nur eine klare Abgrenzung und Akzeptanz der für die Rohstoffgewinnung geeigneten Gebiete den Konflikt über die Rohstoffgewinnung in unserem dicht besiedelten Land lösen können. Für strittige Vorhaben werden im Dialog gemeinsam erarbeitete Lösungswege für ein Neben- und Miteinander von Rohstoffgewinnung und Naturschutz angestrebt. Insbesondere arbeiten wir zusammen, um die Entstehung von für den Natur- und Artenschutz wertvollen Biotopen zu fördern.“
So können dann bei der Rohstoffgewinnung kleine Gewässer entstehen, in denen Amphibien wie zum Beispiel im Schaumburger Wald Gelbbauchunken leben. Das Beispiel der Liebenauer Kiesgruben bei Nienburg zeigt, dass Lebensräume für eine Vielzahl von brütenden oder rastenden Vogelarten gemeinsam entwickelt werden können. Felswände bieten zum Beispiel dem Uhu gute Brutmöglichkeiten.
>>Gemeinsame Erklärung von WBN und NABU Niedersachsen zur Rohstoffnutzung in Niedersachsen