Antworten auf häufige Fragen
Wissenswertes über Schnecken und Muscheln
Wie werden Schnecken geboren?
Nur wenige unserer Land- und Süßwasser-Schnecken bekommen lebende Junge. Fast alle Arten legen Eier, aus denen die Jungen schlüpfen. So unterschiedlich wie die Schnecken selbst, sehen auch deren Eier aus.
Weinbergschnecken zum Beispiel legen die großen, weißen Eier lose in selbst gegrabene Erdlöcher, während Schlammschnecken ihre durchsichtigen Eier in Klumpen an Wasserpflanzen, Steine oder Holz unter Wasser kleben.
Werden Schnecken schon mit Haus geboren?
Ja, Gehäuseschnecken schlüpfen schon mit einem winzigen Haus aus dem Ei! Dieses Embryonalgehäuse ist noch bei erwachsenen Tieren als kleine, glatte Spitze des Hauses zu erkennen. So lange die Schnecke wächst, wächst auch das Haus mit. Dazu wird vom Mantelrand (Teil des Weichkörpers) die Bausubstanz abgeschieden und an den Gehäuserand angelagert. Ist die Schnecke ausgewachsen, wird auch das Haus nicht mehr größer. Bei manchen Arten hört es einfach auf zu wachsen (z.B. bei Bernsteinschencken) bei anderen wird zum Abschluss eine Lippe gebildet (z.B. bei den Bänderschnecken) und bei der Weinbergschnecke werden im Mündungsbereich immer neue Schichten aufgelagert, sodass alte Tiere eine besonders dicke Mündung haben.
Können Schnecken ihr Haus verlassen?
Nein, das können sie nicht! Gehäuseschnecken sind fest mit ihrem Haus verwachsen. Wenn wir leere Schneckenhäuser finden, so stammen sie von Schnecken, die gestorben sind. Da es viele Tiere gibt, die Schnecken fressen, können auch oft leere Häuser gefunden werden. Und auch, wenn die Schnecke eines natürlichen Todes stirbt, bleibt das leere Haus zurück.
Wie alt werden Schnecken?
Man mag es kaum glauben, aber die älteste bekannte Weinbergschnecke ist mehr als 30 Jahre alt geworden - allerdings im Schutze eines optimalen Terrariums! In der Natur werden Weinbergschnecken wohl kaum älter als zehn Jahre. Wie so oft in der Natur leben kleine Arten nicht so lange. Die winzigen Zwergschnecken, die zum Beispiel in der feuchten Laubstreu unserer Buchenwälder vorkommen, werden in der Regel kaum älter als ein Jahr. Und selbst die große Spanische Wegschnecke, die in unseren Gärten ja mittlerweile allgegenwärtig ist, wird wohl kaum älter als zwei Jahre.
Was fressen Schnecken?
Wer mit so vielen Arten so viele Lebensräume erobert hat, muss auch ganz verschiedene Nahrung nutzen können. So gibt es auch praktisch nichts verwertbares, das nicht von bestimmten Schnecken-Arten gefressen wird. Es gibt Algen- und Flechtenfresser an Felsen und Bäumen, Pilzfresser in vielen Lebensräumen und sogar räuberische Arten, die andere Tiere (auch Schnecken!) überfallen. Manche fressen uns die geliebten und gepäppelten grünen Pflanzen im Garten weg, machen sich dafür aber auch Hundekot und Aas her, wie etwa die Spanische Wegschnecke. Bei manchen Arten steckt auch schon im Namen ein Hinweis auf die Nahrung: Schlammschnecke, Pilzschnegel, Bierschnegel. Wobei der Bierschnegel seinen Namen danach trägt, dass er früher häufig in feuchten Bierkellern vorkam, wo er sich von Pilzen und sonstigem Aufwuchs ernährte.
Fressen Schnecken nur essbare Pilze?
Es gibt immer wieder selbst ernannte Pilzexperten, die behaupten: "Wenn die Schnecken an dem Pilz gefressen haben, kannst Du den auch essen." Doch das ist völliger Unsinn und kann tödlich enden. Schnecken haben einen völlig anderen Stoffwechsel als wir und können auch Pilze vertragen, die für uns tödlich giftig sind!
Wie überwintern Schnecken?
Schnecken verschwinden im Herbst und tauchen im Frühjahr wieder auf. Wo sind sie aber im Winter, wie verbringen sie die kalte Jahreszeit? Nacktschnecken verkriechen sich im frostfreien Boden. Das können sie ohne ein störendes Haus besonders gut, doch auch die Gehäuseschnecken müssen dem Frost ausweichen. Sie suchen geschützte Stellen auf, etwa im Moos unter dichtem Gebüsch, wo sie ebenfalls etwas in den Boden eindringen.
Viele verschließen ihr Haus mit einem Kalkdeckel, den sie im Frühjahr wieder abwerfen. Besonders dick ist dieser bei der Weinbergschnecke, unserer größten Art. In der Regel können Schnecken in verschiedenen Stadien überwintern. So schafft es die seit Jahrzehnten bei uns überaus erfolgreiche Spanische Wegschnecke, eine Nacktschnecke, als erwachsenes Tier, als Jungtier oder als Ei die kalte Jahreszeit zu überstehen. Manche Arten, z.B. einige Ackerschnecken, sind noch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu beobachten. Die nur zwei Millimeter großen Zwergschnecken sind sogar im feuchten Laub unter der Schneedecke aktiv.
Wo ist bei Schnecken der Mund, wo der Po?
Der Mund sitzt bei den Schnecken am Vorderende, wie man das erwarten würde. Mit dem After ist das nicht so einfach, denn der sitzt auch nahe dem Vorderende, rechts hinter dem Kopf. Gleich daneben befindet sich auch die Geschlechtsöffnung. Was auf den ersten Blick sonderbar erscheint, hat aber einen plausiblen Grund: Die Vorfahren aller heutigen Schnecken waren Tiere mit Gehäuse. Da das Hinterende aber fest im Gehäuse steckt, mussten die entsprechenden Öffnungen weiter nach vorne wandern. Da sind sie auch heute noch, selbst bei den Nacktschnecken, deren Vorfahren schon vor langer Zeit das Gehäuse "abgeschafft" haben.
Können Schnecken pullern?
Ja, grundsätzlich können Schnecken das auch. Schnecken haben Nieren, die den Harn produzieren. Dabei wird allerdings viel weniger Flüssigkeit abgegeben als bei uns, denn gerade Schnecken in trockenen Lebensräumen müssen ja sparsam mit Wasser umgehen.
Haben Schnecken Haare?
Manche Schneckenarte, z.B. die Riemenschnecke, haben tatsächlich Haare. Sie dienen insbesondere Schnecken, die gerne bei feuchtem Wetter auf Nahrungssuche gehen, dazu, auf feuchtem Untergrund für besseren Halt zu sorgen. Haare bei Schnecken schützen aber auch vor Fressfeinden, wie vor Vögeln und Kleinsäugern oder vor Insekten, welche oft versuchen, das Schneckengehäuse anzubohren.
Gibt es giftige Schnecken?
Ja, es gibt Schnecken, deren Gift zu den stärksten uns bekannten natürlichen Giften überhaupt gehört: Die Kegelschnecken. Fast alle der zahlreichen Arten leben aber nur in tropischen Meeren. Von unseren heimischen Land- und Süßwasserschnecken droht uns in dieser Hinsicht keinerlei Gefahr. Wir können - wenn wir die Naturschutzbestimmungen beachten - alle Arten anfassen, um sie zu erleben und zu studieren. Nur - und das sollte Kindern immer gesagt werden: Hinterher die Hände waschen, denn man weiß nie, woran die Schnecke vorher gesessen hat (Hundekot, tote Tiere...).
Was kann ich gegen die Spanische Wegschnecke im Garten tun?
Auch wenn die Spanische Wegschnecke in machen Gärten extrem zahlreich auftritt und großen Schaden anrichten kann, sollte das Ausbringen von Gift (Schneckenkorn) unterbleiben. Einerseits können bei manchen Giften auch die Tiere vergiftet werden, die die Schnecken fressen, wie Igel, Spitzmäuse, Vögel, und andere. Andererseits werden dadurch auch heimische Schnecken vergiftet, die im Garten gar keinen Schaden anrichten und manchmal sogar selten und gefährdet sind.
Was kann man also tun? Die viel gepriesene Vielfalt eines Ökogartens hat zwar zahllose Vorteile und bietet vielen Schnecken-Feinden Lebensraum, hilft gegen die Spanische Wegschnecke aber nur bedingt, denn die Tiere können sich, je nach Geschmack, bestimmte Kulturpflanzen gezielt vornehmen und wegraspeln. Hilfreich sind einige Verhaltensregeln, die es den Schnecken etwas erschweren:
- Pflanzen und Beete nicht abends gießen, wenn die nachtaktiven Schnecken munter werden, sondern morgens, das lockt sie nicht an.
- Umgraben mit groben Schollen vermeiden, denn die Hohlräume sind gern genommene Schlupfwinkel für die Schnecken.
- Wer gezielt Steine oder Bretter als Verstecke auslegt, kann darunter die Schnecken und ihre Eier einsammeln bzw. durch Vögel und andere Verbündete beseitigen lassen (hierzu müssen die Bretter etc. umgedreht werden).
- Ein breiter Streifen aus feinem Sägemehl, Gesteinsmehl, Sand o.ä. wird von den Tieren nur ungern überkrochen, hält aber meistens nur bis zum nächsten Regen.
- Gute Dienste leistet auch ein Schneckenzaun, der in verschiedenen Varianten im Handel erhältlich ist. Die Steigerung hiervon ist ein kleiner Wassergraben um besonders gefährdete Beete.
Wofür sind Schnecken gut?
Aus der Sicht eines Ökologen ist diese Frage eigentlich gar nicht zulässig, denn alle Lebewesen auf der Erde haben ihre Daseinsberechtigung allein dadurch, dass sie im Laufe der Evolution entstanden sind. Wir müssten sonst ja auch fragen, wozu die Menschen gut sind...
Dennoch hier der Versuch einer Antwort, denn Schnecken erfüllen vielfältige Funktionen im Naturhaushalt:
- Schnecken sind maßgeblich am Abbau organischer Substanz beteiligt und sorgen einfach ausgedrückt dafür, dass Blätter, Pilze, Holz und andere Stoffe wieder zu Erde werden. Man stelle sich nur einmal vor, wie es in einem Wald aussähe, wenn die Schnecken sich nicht unermüdlich um Falllaub und alte Pilze kümmern würden.
- Schnecken sind eine wichtige Nahrung für ganz viele Tiere, die sowohl den Weichkörper als auch die Schale fressen. So füttern wohl alle unsere Singvögel - aber auch größere Arten - ihre Jungen mit Schnecken(-häusern), damit diese genug Kalk bekommen, um ihre Knochen ausbilden zu können. Die Weibchen der Vögel suchen sich Schnecken oder werden von den Männchen damit gefüttert, damit sie genug Kalk bekommen, um die Eierschalen produzieren zu können. Aber nicht nur die Vögel brauchen Schnecken, andere Tiere hängen sogar direkt von diesen ab. Hier ein paar Beispiele von vielen: Die Larven der Leuchtkäfer (Glühwürmchen) ernähren sich nur von Schnecken, der Schneckenkanker, ein Spinnentier, ebenso. Auch der Schneckenkäfer ist eng an seine Beute angepasst.
- Schnecken tragen auch zur Bestäubung und Samenverbreitung von Pflanzen bei. So wird die Haselwurz (Asarum europaeum), ein kleines Osterluzeigewächs, dessen Blüten in der Laubstreu unserer Wälder zu finden sind, auch von Schnecken bestäubt.
- Schnecken helfen mit, Pilze zu verbreiten. Ein schönes Beispiel ist der Buchen-Rindenschorf (Ascodichaena rugosa), der bei uns besonders an Buchen zu finden ist und den Baum nicht schädigt. Er wird wohl besonders vom Baumschnegel in große Höhen und auf neue Bäume gebracht, indem die Sporen des Pilzes verschleppt werden.
- Leere Schneckenhäuser dienen anderen Tieren als Behausung. Besonders bekannt ist der Einsiedlerkrebs, der sich leere Schalen von Meeresschnecken sucht, um sich damit zu panzern. Verschiedene Wildbienen nutzen Schneckenhäuser, um darin ihre Nester anzulegen und einige Springspinnen auf unseren Magerrasen legen ihre Behausung besonders oft in den leeren Gehäusen der Gemeinen Heideschnecke an. Dort überwintern sie auch...
- ...und außerdem sind Schnecken einfach wunderschön!
Wie hoch können Schnecken klettern?
Immer wieder sieht man Schnecken, die viele Meter an Bäumen emporkriechen. Genaue Zahlen hierüber haben wir bisher nicht gefunden. Spannend ist jedoch eine Mitteilung von Dr. Vollrath Wiese aus dem Haus der Natur in Cismar: "Schneckenforscher in Schleswig-Holstein haben im Herbst 2007 beobachtet, dass normale Schnirkelschnecken im Wald etwa 20 m hoch in Bäume geklettert sind."
Welches ist die kleinste Schnecke?
Die kleinste Schnecke ist eine Meeresschnecke, die an den Küsten des Pazifischen Ozeans lebt; sie wird nur einen Millimeter groß. Unsere kleinste Landschnecke ist die Punktschnecke, ihr Haus ist mit gut einem Millimeter Durchmesser schon ausgewachsen.
Und welche Schnecke ist am größten?
Die größte Schnecke ist der Ritterhelm, eine Meeresschnecke, die vor den Küsten Australiens lebt. Sie wird bis zu 65 cm lang. Die größten heimischen Schnecken sind der Schwarze Schnegel und der Tigerschnegel, die 20 cm erreichen können. Die größte bei uns vorkommende Gehäuseschnecke ist die Weinbergschnecke. Ihr Haus wird mehr als 5 cm groß.
Seit wann gibt es Schnecken?
Schnecken sind sehr alt. Das wissen wir, weil sich ihre Gehäuse gut als Fossilien erhalten haben. Die Vorläufer der heutigen Arten lebten schon in den Meeren des Erdaltertums. Sie lassen sich seit dem Kambrium (vor mehr als 500 Millionen Jahren) nachweisen.
Wer sind die Verwandten der Schnecken?
Schnecken sind die größte Gruppe der Mollusken (Weichtiere). Zu diesem Stamm des Tierreichs zählen noch die Muscheln, die Wurmmollusken, die Käferschnecken und die Tintenfische. Auch der Nautilus gehört als "lebendes Fossil" zu dieser Gruppe.