NABU fordert Verzicht von bleihaltiger Munition
Das niedersächsische Jagdgesetz muss 'bleifrei' werden
18. Januar 2017 - Vor dem Hintergrund der Novellierungen der Jagdgesetze in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hatte der NABU 2015 eine bundesweite repräsentative Bevölkerungsumfrage beim Meinungsforschungsinstitut forsa in Auftrag gegeben. Die klare Mehrheit (84 Prozent) der 1.000 Befragten hält es für sehr wichtig oder wichtig, dass die Aspekte des Natur- und Tierschutzes durch die Jagdgesetze gestärkt werden. Insgesamt 85 Prozent der Menschen in den Nordländern Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein sowie auch in Niedersachsen, sehen dies so.
Der NABU Niedersachsen hatte im Mai 2013 ein Ende der bleihaltigen Jagdmunition landesweit gefordert. Damals war angekündigt worden, dass ab 1. April 2014 im niedersächsischen Landeswald die Jagd nur noch mit bleifreier Munition ausgeübt werde (s.u.).
Mehr Tierschutz im Jagdrecht
„Wir sehen uns in unserer Forderung an die niedersächsische Politik, auch das Niedersächsische Jagdgesetz zu ökologisieren, somit bestätigt“, erklärte NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann. „Die überwiegende Mehrheit im Niedersachsen will mehr Naturschutz und mehr Tierschutz im Jagdrecht.“ Die Erweiterung des Verbots von bleihaltiger Munition über den Bereich der Niedersächsischen Landesforsten hinaus auf alle bejagdbaren Grundflächen ist eine unbedingt erforderliche Maßnahme.
„Blei ist immer noch die Haupttodesursache von Seeadlern. Sie nehmen, wenn sie die Innereien eines erlegten Tieres fressen, Bestandteile zerlegter Bleigeschosse auf und sterben schließlich an einer schleichenden Vergiftung.“
Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen
Bleifreie Jagdmunition ist für die menschliche Gesundheit unbedenklich und die Tötungswirkung entspricht den tierschutzrechtlichen Ansprüchen. Das belegen die Forschungsergebnisse vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2014. Damit ist wissenschaftlich belegt, dass es keinen Grund gibt, an bleihaltiger Jagdmunition festzuhalten. Bereits bei der Agrarministerkonferenz im April 2013 hatten sich elf Bundesländer für ein bundesweites Verbot bleihaltiger Munition ausgesprochen und die Bundesregierung mit der entsprechenden Umsetzung beauftragt.
Eindeutig bestätigt wurde von den Wissenschaftlern des BfR eine erhöhte Bleibelastung des Wildfleisches durch die Verwendung von handelsüblicher bleihaltiger Büchsenmunition. Mit anderen Worten: Schießt ein Jäger mit Bleigeschossen, wird mit dem Schuss hochwertiges Wildfleisch mit für den Menschen giftigen Partikeln kontaminiert. Eine weitere Untersuchung belegte zudem, dass die Tötungswirkung bleifreier Munition auf Rehe, Wildschweine und Hirsche nicht von den verwendeten Materialien abhängig ist, sondern allein von der Geschosskonstruktion, dem Kaliber, der Geschwindigkeit und der Entfernung.
Am Mittwoch, 18. Januar 2017, findet ab 13.00 Uhr zur Änderung des Niedersächsischen Jagdgesetzes eine öffentliche Anhörung statt.
NABU begrüßt bleifreie Jagd
Minister Meyer muss Giftmunition auch landesweit stoppen
24. Mai 2013 - Der NABU Niedersachsen begrüßt die Regelung außerordentlich, die Jagd ab dem 1. April 2014 auf den 330.000 Hektar im niedersächsischen Landeswald nur noch mit bleifreier Munition auszuüben.
Jedes Jahr werden derzeit noch viele Tonnen Blei in der Landschaft verschossen und gelangen so in die Nahrungskette von Mensch und Tier. Eine Umstellung auf alternative Munition trägt erheblich zum Natur- und Verbraucherschutz bei. Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen, sagte: „Hier übernehmen die Niedersächsischen Landesforsten und das Landesministerium eine Vorreiterrolle für Mensch und Natur und setzen endlich die Forderungen des NABU um. Diese fortschrittliche Regelung ist zukunftsweisend für Wald, Feld und Flur und Gesundheit.“
'Bleifrei', so Dr. Holger Buschmann weiter, müsse kurzfristig auch in Wald und Feld landesweiter Standard werden. Davon werden Mensch und Natur profitieren, denn das Blei aus der Jagdmunition vergifte auch Wildbret. Der NABU Niedersachen appelliert an Forstminister Christian Meyer, ein Ende bleihaltiger Jagdmunition landesweit schnellstmöglich herbeizuführen.
Dr. Holger Buschmann erklärte: „Es ist nicht zu verstehen, dass bei der Jagd noch immer mit bleihaltiger Munition geschossen wird, obwohl die negativen Folgen längst bekannt sind. Die schädlichen Auswirkungen von Blei können aus Sicht des Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzes nicht länger ignoriert werden. Auch die Jäger sollten aus eigenem Interesse und zum Schutz der Verbraucher die Weiterentwicklung bleifreier Munition umgehend unterstützen. Bilder von Seeadlern, die an einer Bleivergiftung jämmerlich verenden, provozieren bei uns und unseren Mitgliedern jedes Jahr aufs Neue die Frage, warum Blei aus fast allen Lebensbereichen verbannt worden ist, nicht aber bei der Jagdausübung.“
Jagd ohne Blei funktioniert problemlos
Über lange Jahre gab es Zweifel an der Eignung bleifreier Munition. „Die Zeit der Zweifel ist jetzt vorbei: Wissenschaftliche Studien, Schussversuche und eine große Zahl fortschrittlicher Jäger haben eindrucksvoll gezeigt, dass eine Jagd ohne Blei problemlos funktioniert. Die Alternativen zur giftigen Bleimunition sind getestet und im Handel erhältlich“, betonte NABU-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann.
Auf einem zweitägigen Symposium des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin wurde Mitte März des Jahres in zahlreichen Vorträgen die Verwendung von bleifreier und bleihaltiger Jagdmunition und deren Auswirkungen auf die Umwelt sowie auf die Gesundheit von Mensch und Wildtier thematisiert. Bestätigt wurde von den Wissenschaftlern des BfR eine erhöhte Bleibelastung des Wildfleisches durch die Verwendung von handelsüblicher bleihaltiger Büchsenmunition.
Mit dem Verbot bleihaltiger Munition werden viele positive Effekte erzielt ohne dabei die Jagd einzuschränken. Den Handlungsbedarf betonen Naturschützer seit Jahren: Negative Auswirkungen von Blei in der Umwelt und im menschlichen Körper seien mittlerweile vielfach belegt. Bei Greifvögeln, insbesondere bei Seeadlern, gelte die Bleivergiftung als häufigste Todesursache in Deutschland. Die Tiere vergiften sich, wenn sie Geschossfragmente in den Resten ausgeweideter Wildtiere oder in angeschossenen aber nicht aufgefundenen Tieren fressen. Studien zeigen zudem, dass das Blei im Wildbret insbesondere bei Ungeborenen und Kleinkindern zu einer Beeinträchtigung der Bewusstseinsentwicklung führen kann.