Welche Spechte leben in Niedersachsen?
Sechs Spechtarten aus der Unterfamilie der Echten Spechte (Picinae) werden als Brutvögel in Niedersachsen geführt: Buntspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht, Kleinspecht, Grünspecht und Grauspecht. Außerdem brütet in Niedersachsen auch der Wendehals (Unterfamilie Jynginae). Eine Auswertung der Habitatansprüche zeigt: Alte, strukturreiche Wälder sind als Lebensraum für unsere heimischen Spechtarten von entscheidender Bedeutung. Diese zu erhalten ist ebenso wichtig wie der Erhalt der Insektenfauna, die den Spechten als Nahrungsgrundlage dient.
Balzzeit bei den Spechten:
Wer derzeit im Wald spazieren geht, sollte nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren offen halten, denn die Balzzeit der Spechte ist in vollem Gange: Vor allem Bunt- und Schwarzspecht markieren jetzt akustisch ihr Revier. Mehr →
Der Buntspecht
Der Buntspecht ist Niedersachsens häufigste Spechtart. Er besiedelt in diesem Bundesland alle baumbestandenen Gebiete. Bei der letzten großflächigen Kartierung wurden 120.000 bis 180.000 Brutreviere gezählt. Schwerpunkte der Verbreitung sind die Laubwälder im südniedersächsischen Bergland und die Lüneburger Heide. Er bewohnt strukturreiche alte Laubwaldbestände mit hohem Totholzanteil, im Siedlungsbereich auch Parks und Gärten mit Altbaumbeständen. Seine Höhlen legt er vor allem in Rotbuchen und Stieleichen an. Seit 2002 ist der Bestandstrend anhaltend positiv. Rote-Liste-Status (Stand 2021): ungefährdet.
Artenporträt:
Im Tiefland beginnt ab Ende März die Suche nach geeigneten Brutbereichen und ab Mitte April die Eiablage. In höheren Lagen findet der Brutbeginn einen Monat später statt. Ihre Nisthöhlen bauen die Spechte 20 bis 50 Zentimeter tief in Stämme oder starke Äste. Mehr →
Der Schwarzspecht
Der Schwarzspecht besiedelt alle mit Wald bestandenen Landesteile. Ein Schwerpunkt seiner Verbreitung sind die Lüneburger Heide mit dem Wendland (40 Prozent des niedersächsischen Bestandes), sowie der Harz, Solling und das südniedersächsische Bergland. In Moor- und Grünlandgebieten, auf den Ostfriesischen Inseln und den waldarmen Börden kommt er hingegen nicht vor. Er benötigt alte, dicke, glattschäftige Bäume als Brutbäume, vor allem Rotbuche und Waldkiefer. Die letzte vollständige Vogelzählung ergab eine Zahl von 3.900 bis 7.000 Brutrevieren. Rote-Liste-Status (Stand 2021): ungefährdet.
Artenporträt:
Als Pionier des Waldes erschließt der Schwarzspecht vielen anderen Höhlenbrütern den Wald und insbesondere das Altholz. Wirtschaftsdenken und Ordnungsliebe gefährden diesen Lebensraum, so dass der Schwarzspecht stellvertretend für weitere Höhlenbrüter steht. Mehr →
Der Mittelspecht
Der Mittelspecht ist in Niedersachsen unregelmäßig verbreitet. Weite Teile der Marschen und der Geest sowie die mit Nadelbäumen bestandenen Hochlagen des Harzes sind unbesiedelt. Er kommt vor allem in Südostniedersachsen vor (Schaumburger Wald und die Laubwälder zwischen Braunschweig und Wolfsburg). Niedersachsen liegt am Nordwestrand des Brutareals dieser Spechtart. Der Mittelspecht lebt bevorzugt in alten Laubwäldern des Tieflandes und der Mittelgebirge, insbesondere in Hartholz-Auenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder. 2 Prozent der weltweiten Gesamtpopulation brüten in Niedersachsen. In den letzten Jahren konnte ein Arealausweitung im Norden Niedersachsens beobachtet werden. Die letzte vollständige Vogelzählung ergab eine Zahl von 2.600 bis 5.000 Revieren. Rote-Liste-Status (Stand 2021): ungefährdet.
Artenporträt:
Der Mittelspecht hält sich gerne hoch oben den Baumkronen auf. Dort ist er zwar sehr beweglich, aber anders als der Buntspecht trommelt der Mittelspecht kaum. Während der Balz lässt er lediglich ein Quäken hören. Mehr →
Der Kleinspecht
Auch der Kleinspecht ist in Niedersachsen weit verbreitet. Er fehlt nur im unmittelbaren Küstenbereich und in den Hochlagen des Harzes. Schwerpunkte seiner Verbreitung sind das Wendland, das Allerflachland, die Lüneburger Heide und allgemein der Südwesten von Niedersachsen. Er benötigt Habitate mit einem hohen Anteil alter, grobborkiger Laubhölzer, die er etwa in lichten Laubwäldern, Parks und Gärten findet. Als Brutbäume bevorzugt er Pappeln, Birken und Weiden. In Niedersachsen wurden 3.600 bis 6.000 Brutreviere gezählt. Rote-Liste-Status (Stand 2021): gefährdet.
Artenporträt: >>Mehr über den Kleinspecht erfahren
Der Grünspecht
Ein Viertel des niedersächsischen Grünspecht-Bestandes siedelt in der Lüneburger Heide und im Wendland. Er bewohnt vor allem die baumbestandene Kulturlandschaft Niedersachsens und reich strukturierte Wald-Offenland-Komplexe. Hier findet er am Boden lebende Ameisen, seine Hauptnahrungsquelle. In der Ostfriesischen Seemarsch, der Weser- und Elbmarsch und den höher gelegenen Teilen des Harzes kommt er nicht vor. Die jüngste Kartierung ergab 4.500 bis 8.500 Brutreviere in Niedersachsen. Von den Bestandseinbrüchen der 1980er-Jahren hat sich diese Spechtart inzwischen erholt. Rote-Liste-Status (Stand 2015): gefährdet.
artenporträt:
NABU und LBV haben den farbenprächtigen Grünspecht zum „Vogel des Jahres 2014“ gekürt. Auf den „Meckervogel“ 2013, die Bekassine, folgt damit der „Lachvogel“. Er erhielt diesen Beinamen wegen seines markanten Rufs. Mehr →
Der Grauspecht
Der Grauspecht ist die zweitseltenste Spechtart Niedersachsens. Nur noch 450 bis 650 Brutreviere wurden bei der letzten Kartierung gezählt. Die Bestandsentwicklung ist seit Jahrzehnten negativ. Der Grund hierfür ist vor allem der Lebensraumverlust, aber auch die Eutrophierung der Landschaft trägt dazu bei. Außerdem verläuft durch Niedersachsen die nördliche Verbreitungsgrenze dieser Spechtart. Der Grauspecht benötigt strukturreiche Waldbestände mit einem hohen Totholz- und Bruchholzanteil, die er vor allem in Buchenwäldern findet. Zwei Drittel seines niedersächsischen Bestandes konzentrieren sich im südlichen Bergland (vor allem im Raum Göttingen). Er kommt zwar auch im Weser-Leine-Bergland und den Börden vor, aber hier nur lückenhaft. Bodenlebende Ameisen sind als Nahrungsgrundlage für den Grauspecht unverzichtbar, wo diese fehlen, fehlt auch der Grauspecht. Rote-Liste-Status (Stand 2021): vom Erlöschen bedroht.
Artenporträt Grauspecht:
Der Grauspecht ist die Zwillingsart des Grünspechts und der zweite bei uns lebende „Erdspecht“. Er ist bis nach Asien verbreitet. Von Osten her ist er vor langer Zeit verstärkt nach Westen gewandert, während der Grünspecht stets ein „echter Europäer“ war. Mehr →
Der Wendehals
Der Wendehals ist die seltenste Spechtart in Niedersachsen. Bei der letzten Kartierung wurden nur noch 160 bis 200 Brutreviere gezählt. Damit steht der Wendehals-Bestand vorm Erlöschen in Niedersachsen. Der Wendehals kommt in Niedersachsen nur noch in der Region östlich von Weser und Este vor. Über 80 Prozent der Reviernachweise stammen aus dem Wendland (hier vor allem im Landkreis Lüchow-Dannenberg) und der Lüneburger Heide. Er besiedelt auch den Harz (seit kurzem bewohnt er dort auch die durch Sturmschäden entstandenen lichten, bzw. offenen Flächen), in den Marschen hingegen kommt er nicht vor. Ein Grund für den Rückgang ist die Intensivierung der Landschaftsnutzung sowie die Eutrohierung. Der Wendehals ist vor allem auf nährstoffarmen Sonderstandorten wie Moore, Heidelandschaften oder Bodenaubbauflächen anzutreffen. Bodenlebende Ameisen sind als Nahrungsgrundlage für den Wendehals unverzichtbar, da diese immer stärker zurückgehen, nehmen auch die Wendehals-Bestände ab. Rote-Liste-Status (Stand 2021): vom Erlöschen bedroht.
Artenporträt Wendehals:
Mitte April bis Anfang Mai kehrt der Wendehals aus seinem afrikanischen Winterquartier zu uns zurück. Er ist ein Höhlenbrüter, der aber nicht selber baut, sondern auf Spechtlöcher, natürliche Baumhöhlen, Nistkästen oder andere Höhlenangebote angewiesen ist. Mehr →