Moore - Mehr Moorschutz in Niedersachsen!
Moore sind bedeutende Lebensräume und beherbergen eine einzigartige Artenvielfalt. Sie filtern das Grundwasser und dienen mit ihrer enormen Wasserspeicherkapazität dem natürlichen Hochwasserschutz. In natürlichem Zustand sind sie CO2-Senken und tragen damit aktiv zum Klimaschutz bei. Mit einem Anteil von 38,2 Prozent der bundesweiten Moorflächen ist Niedersachsen das moorreichste Bundesland in Deutschland. Deshalb hat der Moorschutz hier eine besonders hohe Relevanz.
Unsere Forderungen an die neue Landesregierung
Als moorreichstes Bundesland hat Niedersachsen hinsichtlich des natürlichen Klimaschutzes durch Moorerhalt eine besondere Verantwortung und muss seiner Vorbildfunktion Rechnung tragen. Als NABU fordern wir deshalb:
Zustand der Moore und aktuelle Situation in Niedersachsen
Leider sieht es nicht überall so gut aus wie im Theikenmeer. Der größte Teil der niedersächsischen Hochmoore wurde für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert und damit zerstört. Der über Jahrtausende im Moorkörper gespeicherte Kohlenstoff wird in diesem Prozess als klimaschädliches CO2 freigesetzt. Als Lebensraum für eine Vielzahl spezialisierter Arten wie Waldwasserläufer, Moorfrosch und Sonnentau geht das Moor damit verloren. Zu etwa 70 Prozent werden die Moore landwirtschaftlich genutzt, überwiegend als Grünland. Diese Flächen sind für mehr als die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen aus der gesamten Landwirtschaft verantwortlich.
Auch der Torfabbau ist selbst in Zeiten des Klimawandels noch nicht Geschichte: Für die Nutzung im Gartenbau wird Torf auf sechs Prozent der Hochmoorflächen in Niedersachsen abgebaut. Das gemeinsame „Entwicklungskonzept für Hochmoorgebiete unter den Aspekten des Moor- und Klimaschutzes sowie der Rohstoffnutzung“ von NABU und dem Industrieverband Garten (IVG) hat 2015 Eingang in das Landesraumordnungsprogramm gefunden. Das NABU-IVG-Konzept beinhaltet, dass der Torf, der abgebaut wird, an anderer Stelle durch Torferhaltungsmaßnahmen und Moorentwicklung kompensiert wird. Allerdings wird das Verfahren noch nicht überall angewendet und Torf leider nicht nur im Erwerbsgartenbau, sondern sogar immer noch im Hobbybereich verwendet.
In Niedersachsen wurde bereits 1981 das erste Moorschutzprogramm beschlossen und über die Jahre immer wieder novelliert – mit dem Ziel, vor allem nicht abgetorfte und nach der Abtorfung restaurierte Hochmoorflächen zu sichern und unter Schutz zu stellen. Mit dem Programm „Niedersächsische Moorlandschaften“ wurde 2016 das Thema Klimaschutz stärker integriert und die Kulisse um Niedermoorflächen ergänzt.
Bis heute wurde in Niedersachsen mit etwa 38.000 Hektar im Vergleich zu den anderen Bundesländern die größte Gesamtfläche an Mooren wiedervernässt. Dennoch: Um die Klimaziele noch zu erreichen, müsste Niedersachsen jährlich mindestens 20.000 Hektar Moorboden wiedervernässen, da die Gesamtfläche an Moorböden in Niedersachsen fast 400.000 Hektar beträgt. In den letzten 20 Jahren sind jedoch zu wenige Moorflächen wiedervernässt worden, sodass es zukünftig deutlich größere Anstrengungen der Politik braucht.
Kurz vor den Landtagswahlen hat die Landesregierung mit dem am 28. Juni 2022 beschlossenen aktualisierten Klimaschutzgesetz eine wichtige Chance verpasst, einen verbindlicheren Rechtsrahmen für den Moorklimaschutz zu setzen. Es enthält keine Emissionsminderungsziele in Anlehnung an die Bund-Länder-Zielvereinbarung. Der Moorklimaschutz findet kaum Beachtung. Entgegen der Bund-Länder-Vereinbarung zum Moorschutz werden darüber hinaus sogar noch neue Torfabbaugebiete ohne Klimaausgleich genehmigt.
Aber immerhin: Auf den 12 Prozent der niedersächsischen Hochmoorflächen, die derzeit noch für die industrielle Torfgewinnung genutzt werden, findet bereits lange nach der Torfgewinnung eine Wiedervernässung statt. Bis heute wurden von der Industrie dadurch 15.000 Hektar ehemalige Gewinnungsflächen wieder in die Hochmoorregeneration überführt.
Potenziale intakter Moore: Das Theikenmeer
Im niedersächsischen Naturschutzgebiet Theikenmeer setzt sich der NABU bereits seit vielen Jahren für die Wiedervernässung dieses ehemaligen Hochmoores ein. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe bewahrt hier knapp 62 Hektar dauerhaft für die Natur. Verschiedene Moorstadien, Waldstandorte und Grünland prägen das Landschaftsbild im Theikenmeer. Besonders das Hochmoor, die artenreichen Feuchtwiesen sowie die offenen Wasserflächen machen das Theikenmeer zu einem einzigartigen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Mit seinen ausgeprägten Flachwasserbereichen ist das Theikenmeer außerdem ein wichtiger Rastplatz für viele ziehende Vogelarten.
Neben dem Schutz der Biodiversität ergeben sich durch die Moorrestaurierung langfristig positive Effekte für das Klima. Denn ein intaktes Moor speichert Kohlendioxid dauerhaft im wachsenden Torfkörper. Für das Theikenmeer hat ein bodenkundliches Gutachten aufgezeigt, dass ohne Wiedervernässung 435.600 Tonnen CO2 bei der Zersetzung des Torfes im Laufe der Jahre freigesetzt würden.
Ausgewiesen wurde das Naturschutzgebiet bereits 1936, doch es sah nicht immer so gut aus im Theikenmeer: Entwässerung, Einschwemmen von Gülle aus benachbarten Ackerflächen und Torfabbau zerstörten das Gebiet so stark, dass die Wasserfläche im Jahr 1977 sogar ganz verschwand und weite Moorflächen mit Birken zuwuchsen. Zur Rettung des Moores begann der NABU, allen voran der NABU Werlte/Sögel, Anfang der 80er-Jahre mit Renaturierungsarbeiten und dem Ankauf von Flächen. Bereits 2010 ließ der NABU am Theikenmeer eine Fläche von 20 Hektar Moor wiedervernässen.
Dass diese Maßnahmen erfolgreich sind, zeigt die Rückkehr von moortypischen Arten: Erfreuliche Beispiele sind das verstärkte Auftreten der Kleinen und der Nordischen Moosjungfer sowie der Frühen Heidelibelle, die auf der Roten Liste gefährdeter Libellenarten stehen. Pflanzenarten wie Wollgras, Sonnentau und Knabenkraut gedeihen gut im Theikenmeer. Auch die mehrzähligen Bruten von Bekassine, Blaukehlchen, Kiebitz, Krick- und Löffelente sowie Waldwasserläufer weisen darauf hin, dass die Maßnahmen die Lebensräume deutlich verbessert haben.