Energiewende - Naturverträglich zum Klimaschutz beitragen!
Kaum ein Thema ist momentan so relevant und mitunter so umstritten wie das der zukünftigen Energiegewinnung. Aufgrund vergangener politischer Entscheidungen ist Deutschland im Wesentlichen abhängig von russischem Gas und beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht schnell genug vorangegangen. Nun ist der Wunsch nach einer unabhängigen Energieversorgung in Deutschland verständlicherweise besonders hoch und wird vom NABU unterstützt. Dabei steht zwar nicht der Klimaschutz im Vordergrund, aber wenn es Synergien zwischen Energiewende und Energiesicherheit gibt, sind diese zu nutzen. Umwelt- und Naturschutzinteressen dürfen dabei nicht in den Hintergrund gerückt werden, denn Artensterben und Kollaps der Ökosysteme sind genauso real und aktuell wie die Problematik um die Energieversorgung. Ebenso dürfen nun keine Fehlentscheidungen getroffen werden, die dazu führen, dass noch mehr fossile Energien ausgebeutet werden und deren langfristiger Gebrauch politisch zementiert wird. Die Themen bedingen und verstärken einander und müssen daher auch gesamtheitlich angegangen werden. Unter keinen Umständen darf das aktuelle politische Weltgeschehen als Vorwand genutzt werden, um auf Kosten des Natur- und sogar des Klimaschutzes Energievorhaben durchzusetzen, die hauptsächlich wirtschaftlichen Interessen dienen.
Der NABU spricht sich ausdrücklich für eine naturverträgliche Energiewende aus: Konkret muss eine Abkehr von fossiler Energiegewinnung erfolgen und der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben werden. Zu den erneuerbaren Energien gehören Windenergie, Solarenergie, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie. Die Schwerpunkte sind auf Wind- und Solarenergie zu legen. Auch bei diesen Vorhaben müssen Umwelt- und Naturschutzaspekte berücksichtigt und bestehende Vorgaben uneingeschränkt eingehalten werden.
Gerade der Bereich der erneuerbaren Energien bietet für die zukünftige Energieversorgung viel Potenzial, welches von der künftigen Landesregierung im Einklang mit Natur und Umwelt ausgeschöpft werden muss.
Unsere Forderungen an die neue Landesregierung
Der NABU bringt sich in besonderem Maße für die naturverträgliche Beschleunigung der Energiewende ein. An die künftige niedersächsische Landesregierung stellt der NABU folgende grundlegende Forderungen:Grundsatz
Windenergie
Photovoltaik
Situation der Energiewende in Niedersachsen
Der Anteil der erneuerbaren Energieträger am Primärenergieverbrauch in Niedersachsen lag 2020 bei rund 25 Prozent. Im Stromsektor erreichte der Anteil der erneuerbaren Energieträger mit fast 53 Milliarden Kilowattstunden (kWh) bereits rund 96 Prozent.
Geplant ist, dass bis zum Jahr 2040 der Energiebedarf in Niedersachsen zu 100 Prozent durch erneuerbare Energien abgedeckt wird.
Windkraftanlagen
Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Windkraftanlagen. Mit über 6.000 Windenergieanlagen und einer Leistung von 40,2 Milliarden kWh trägt die Windenergie fast 75 Prozent zur Bruttostromerzeugung bei. Den regionalen Schwerpunkt der Windkraft bildet der Nordwesten Niedersachsens an der Küste vor den Ostfriesischen Inseln. Seit Änderung des Erneuerbaren Energien Gesetzes auf Bundesebene ist der Zubau stark gedrosselt, in Niedersachsen aber noch höher als in anderen Bundesländern.
Solarenergie
Die Photovoltaik steht bei der Stromerzeugung in Niedersachsen auf Platz drei der erneuerbaren Energien. Die installierte Leistung aus Photovoltaikanlagen lag im Jahr 2020 bei 3,55 Milliarden kWh und hatte damit bei der Bruttostromerzeugung einen Anteil von fast 7 Prozent. Es besteht jedoch erhebliches Ausbaupotenzial insbesondere auf Dachflächen.
Bioenergie
Niedersachsen verfügt über mehr als 1.700 Biogasanlagen, die mit einer Leistung von rund 9 Milliarden kWh an der Bruttostromerzeugung einen Anteil von rund 17 Prozent ausmachen.
Wasserkraft
Wasserkraft spielt mit 0,26 Milliarden kWh und rund einem Prozent für die Stromerzeugung in Niedersachsen nur eine untergeordnete Rolle.
Beispielhaftes Gemeinschaftsprojekt: „Wind und Natur - Integrative Genehmigungspraxis“
In Hinblick auf den Klimawandel verfolgen Naturschutzverbände und die Vorhabenträger erneuerbarer Energien zwar gemeinsame Ziele. Dennoch kommt es bei dem Ausbau, insbesondere bei der Realisierung entsprechender Infrastrukturen im Bereich der Windenergie, häufig zu Konflikten. Ein Konfliktfeld ist der Natur- und Artenschutz. In den Planungen wird er häufig nicht ausreichend berücksichtigt, was zur Verzögerung oder gar Verhinderung des Vorhabens führen kann. Aus diesem Grund haben der LEE Niedersachsen|Bremen und der NABU Niedersachsen das gemeinsame Projekt „Wind und Natur – Integrative Genehmigungspraxis“ ins Leben gerufen.
In diesem gemeinschaftlichen Projekt geht es darum, den Ausbau der Windenergie mit dem Natur- und Artenschutz zu vereinbaren. Konkret soll durch die frühzeitige und intensive Betrachtung naturschutzfachlicher Fragen die Akzeptanz für die entsprechenden Vorhaben erhöht und dadurch langwierige Genehmigungsverfahren mit kostspieligen Rechtsstreitigkeiten vermieden werden.
Wichtig ist dabei, die lokal Beteiligten, darunter Verbände, Verwaltung, Betreibende, Initiativen und Bürger*innen in den Mittelpunkt des Prozesses zu stellen.
Auf andere Bundesländer übertragbare Handlungsempfehlungen sollen für zukünftige Verfahren hilfreich sein.