Über das Projekt LIFE Amphikult
Projekt "LIFE-AMPHIKULT" erfolgreich abgeschlossen
21. März 2016 - Anfang 2010 fiel der Startschuss für das erste Großprojekt zum Amphibienschutz des NABU Niedersachsen: LIFE AMPHIKULT. Die Europäische Union stellte umfangreiche Mittel aus dem Förderprogramm LIFE zur Verfügung. Zusammen mit Mitteln des Landes Niedersachsen, der Region Hannover, der Landkreise Diepholz, Schaumburg und Vechta sowie eines Eigenanteils des NABU Niedersachsen konnten so über eine Million Euro für Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Amphibien eingesetzt werden.
AMPHIKULT steht für Management und Vernetzung von AMPHIbien in der KULTurlandschaft Niedersachsens. Ziel des Projektes LIFE AMPHIKULT war die Stärkung und Vernetzung der Populationen von sechs Amphibienarten in 20 Projektgebieten in Niedersachsen. Zielarten waren die Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie Laub-, Moor- und Kleiner Wasserfrosch, sowie Kreuz- Wechsel- und Knoblauchkröte. 11 der zwanzig Projektgebiete waren Teil des Netzes Natura 2000.
Auf 200.000 Quadratmeter neue Gewässerflächen angelegt
Wichtigste Maßnahme des Projektes war die Neuanlage oder Sanierung von Amphibien-Laichgewässern. Es konnten 276 Kleingewässer sowie 292 Kleinstgewässer mit zusammen über 20 ha Wasserfläche neuangelegt werden. Entbuschungen und Anlage von Rohbodenflächen als Landlebensräume wurden auf insgesamt 19,3 ha durchgeführt. Die Ausarbeitung der Gewässerplanungen einschließlich der erforderlichen Genehmigungen wurden zum größten Teil an fachkundige Experten vor Ort vergeben, ein Teil übernahmen die Projektmitarbeiter.
Die Evaluation der durchgeführten Maßnahmen ergab, dass der allergrößte Teil der Gewässer die angestrebten Kriterien bezüglich Besonnung und Vegetationsausprägung erfüllte. Größtenteils wurde auch die nur temporäre Wasserführung mit einem Trockenfallen nach Abschluss der Reproduktion der Zielarten erreicht. Bei den als permanent eingestuft Gewässern bleibt abzuwarten, ob sie in trockeneren Sommern doch noch austrocknen. Im Rahmen der Amphibienkartierung gelangen bereits zahlreiche Nachweise der Zielarten, insbesondere von Moor- und Laubfrosch, teilweise wurden größere Bestände festgestellt. Für alle 20 Projektgebiete sowie für die Großlandschaften Niedersachsens wurden Kleingewässeraktionspläne angefertigt. Darin wurden die Maßnahmen dargestellt die für den Aufbau selbsttragender Populationen der Zielarten in den Projektgebieten erforderlich sind.
Erfolgreiches Projektmanagement und zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit
Aktionen zu Kommunikation und Informationen umfassten zum einen die Kontaktaufnahme mit Flächeneigentümern, wodurch unter anderem zahlreiche neue Maßnahmenflächen gewonnen werden konnten. Durch frühzeitige Kommunikation mit den für Gewässeranlagen zuständigen Verwaltungen konnten die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Es wurden sieben Treffen der projektbegleitenden Arbeitsgruppe durchgeführt.
In Seminaren für Mitarbeiter von Naturschutzbehörden und Planungsbüros sowie für Ehrenamtliche wurden Informationen zur Anlage und Pflege von Amphibienlaichgewässern vermittelt. Die LIFE-Pflichtprodukte zur Information der allgemeinen Öffentlichkeit umfassten 16 Informationstafeln im Gelände, einen Flyer, einen Laienbericht sowie eine sehr gut frequentierte Projekt-Internetseite. Der Aufbau von Netzwerken mit lokalen Partnern erfolgte über Besuche, Vorträge, eine Abschlussfeier und anderes. Zur Verbreitung der Ergebnisse wurden Artikel für Fachzeitschriften verfasst sowie eine sehr gut besuchte internationale Abschlusstagung durchgeführt. Teilnahme an Tagungen, den Treffen der deutschen LIFE-Projekte sowie der Mitarbeit am atlantischen biogeografischen Prozess dienten der Netzwerkbildung auf überregionaler und internationaler Ebene.
Die Projektumsetzung verlief insgesamt erfolgreich und ohne nennenswerte Probleme. Das Projektmanagement wurde überwiegend vom fachlichen Projektmanager (Vollzeit) sowie der administrativen Projektleiterin (Teilzeit) durchgeführt und arbeitete sehr effizient. Es konnten mehr Maßnahmen umgesetzt werden als ursprünglich geplant. Durch eine Änderung der Zuschussvereinbarung konnten in fünf zusätzlichen Projektgebieten Maßnahmen durchgeführt werden.
Die Informations- und Kommunikationsmaßnehmen des Projektes sind ebenfalls als erfolgreich einzustufen. Die im Antrag formulierten quantitativen Ziele in Bezug auf die Amphibienpopulationen konnten teilweise bereits in der Projektlaufzeit erreicht werden. Mit zunehmendem Alter der Gewässer ist mit einem weiteren Populationswachstum und damit der Erreichung weiterer Zielgrößen zu rechnen. Langfristig wird das Projekt zu einer Verbesserung des Erhaltungszustands der Zielarten in Niedersachsen beitragen.
Fachtagung zum Projektende und Abschlussbericht
07. September 2015 - Zum Abschluss des Amphibienschutzprojektes LIFE AMPHIKULT veranstaltete der NABU am 5./6. September 2015 eine internationale Fachtagung. Lesen Sie hier den Abschlussbericht. Die Tagung mit dem Titel: „Strategien im Amphibien- und Reptilienschutz: Großflächiges Habitatmanagement und Wiederansiedlung“ wurde in Zusammenarbeit mit den Projekten zum Schutz der Gelbbauchunke und zur Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte des NABU Niedersachsen durchgeführt.
Als Referenten konnten Experten aus England, den Niederlanden, Dänemark, Spanien und Deutschland gewonnen werden, die über ihre Erfahrungen aus verschiedenen Schutzprojekten berichteten. Es zeigte sich dabei, dass Schutzprojekte vor allem dann erfolgreich sind, wenn Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume auf großer Fläche durchgeführt werden. Die gefährdeten Amphibien- und Reptilienarten kommen heute oft nur noch an wenigen Stellen vor. Die Entfernungen zu den neu gestalteten Lebensräumen sind häufig zu groß, als dass die Arten sie selbständig überwinden könnten. Eine aktive Wiederansiedlung in den ehemaligen Vorkommensgebieten ist dann unvermeidlich. Auf der Tagung wurden zahlreiche, sehr erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekte vorgestellt. Die rund 70 Teilnehmer der Tagung waren sich einig, dass solchen Projekten in Zukunft eine noch stärkere Bedeutung zukommen muss, um die katastrophale Bestandssituation vieler Amphibien- und Reptilienarten zu verbessern.
Am Sonntag schloss sich eine Exkursion in zwei Projektgebiete an. In den Meerbruchswiesen am Steinhuder Meer wurden in Rahmen von LIFE AMPHIKULT 39 Laichgewässer, unter anderem für den Laubfrosch, neu angelegt. Diese neuen Gewässer haben wesentlich dazu beigetragen, dass das Gebiet aktuell eine der größten Laubfrosch-Populationen in Niedersachsen beherbergt. Zudem führt der NABU Niedersachsen hier das Projekt zur Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte durch.
Zweites Exkursionsziel war der ehemalige Steinbruch Liekwegen im Landkreis Schaumburg. Umfangreiche Maßnahmen zur Schaffung von Kleinstgewässern sowie die Etablierung einer extensiven Beweidung haben hier zu einem deutlichen Bestandsanstieg bei der Kreuzkröte geführt. Auch die in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke hat von den Maßnahmen profitiert. Sie besitzt hier ihr größtes Vorkommen in Niedersachsen.
Seltener Fund am Rottbachgewässer
Projekt LIFE AMPHIKULT schafft Lebensraum für Braunes Zyperngras
04. September 2018 - An den Ufern der sechs angelegten Laichgewässer am Rottbach im Landkreis Nienburg wurde das heimische und seltene Braune Zyperngras entdeckt. Der im Projekt geschaffene Lebensraum kommt somit nicht nur den Amphibien zugute, sondern auch besonderen Pflanzen. Auf ungefähr zwei Quadratmetern hat sich die seltene Art ausgebreitet. Sie ist in der Kategorie 3 der Roten Liste Niedersachsens aufgeführt und gilt als gefährdet. Der Projektmanager Dr. Markus Richter erläutert: „Das einjährige Braune Zyperngras gehört zu den Arten der Teichbodenfluren. Die Art ist in Nordrhein-Westfalen bekannt, in Niedersachsen aber relativ selten vorzufinden. Vermutlich wuchs die Pflanze letztes Jahr auch schon dort, ohne Blüte ist das Zyperngras aber nur schwer bestimmbar.“
Cyperus fuscus lautet der wissenschaftliche Name der Pflanze. Sie gehört zu den Sauergrasgewächsen. Zyperngras wird gerne als Zimmerpflanze verwendet. Das Gras kann bis zu 40 Zentimeter groß werden, erreicht allerdings meistens nicht mehr als 25 Zentimeter und bildet kleine Horste. Der Stängel ist scharf dreikantig und glatt und die Blätter werden meistens ebenso lang wie der Stängel.
Das Verbreitungsgebiet des Braunen Zyperngrases erstreckt sich von Europa bis China, schwerpunktmäßig in tropisch bis subtropischen Regionen. Die Pflanze bevorzugt sumpfiges Terrain und widersteht auch großer Hitze. Der feuchte Untergrund an Ufern, wie bei den Rottbachgewässer, sind ideale Standorte für die Pflanze.
„Tatsächlich sind die Laichgewässer am Rottbach in diesem warmen Sommer nicht ausgetrocknet, der Wasserstand ist zwar geringer als im Vorjahr, liegt aber immer noch bei zehn bis zwanzig Zentimetern. Das könnte an den Grundwasserzustrom der Talkanten liegen“, so Dr. Markus Richter. „Eines der Gewässer hatte in den letzten Jahren stark mit Fadenalgen zu kämpfen, welche teilweise das gesamte Gewässer eingenommen haben. Im letzten Sommer ging es stark zurück und es haben sich mittlerweile verschiedene Kamm-Laichkräuter angesiedelt.“ Nun gesellt sich also auch das Braune Zyperngras an den Ufern der Amphibienteiche dazu.
Projekt LIFE AMPHIKULT gestartet
02. März 2010 - Pünktlich zum Tag des Artenschutzes am 3. März hat der NABU Niedersachsen sein großangelegtes Schutzprojekt für Amphibien „AMPHIKULT“ gestartet. Gemeinsam mit mehreren Partnern wird sich der NABU für den Schutz von seltenen Amphibien engagieren, deren Lebensräume verbessern und weiterentwickeln. Zwei Jahre hat die Antragsphase bis zu einem positiven Projektbescheid gedauert, für das Projektkonzept zeichnen der ehemalige Sprecher des NABU-Landesfachausschusses Frosch und Co. und jetzige NABU-Landesvorsitzende, Dr. Holger Buschmann, sowie ehrenamtlich tätige Amphibienschützer verantwortlich. Nun werden im Rahmen von LIFE-AMPHIKULT in 15 Projektgebieten 300 Teiche für Kröten und Co in Niedersachen geschaffen. Die Laufzeit des LIFE+NATURE-Projektes beträgt fünf Jahre.
Der NABU Niedersachsen engagiert sich seit März 2010 gemeinsam mit mehreren Partnern für den Schutz von seltenen Amphibien, wie Laub- und Moorfrosch, Kreuz- und Knoblauchkröte sowie für den Kleinen Wasserfrosch und kann deren Lebensräume verbessern und weiterentwickeln.
Finanziert wird das Projekt LIFE AMPHIKULT von der Europäischen Union, dem Niedersächsischen Umweltministerium, den Landkreisen Diepholz, Schaumburg und Vechta sowie der Region Hannover und dem NABU. LIFE ist ein Umweltschutz-Förderprogramm der EU im Rahmen der LIFE+NATURE-Förderkulisse, AMPHIKULT steht für „Vernetzung und Management von AMPHIbien in der KULTurlandschaft.“
„Artenschutz und der Erhalt der Biologischen Vielfalt ist nicht nur am Tag des Artenschutzes im Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt in aller Munde“, erklärte Projektmanager Dr. Markus Richter. „Entscheidend ist gerade, konkrete Maßnahmen für die gefährdeten Arten zu ergreifen. Nur über die Sicherung und Wiederherstellung ihrer Lebensräume lässt sich der Rückgang der Arten aufhalten. Die von der Europäischen Union besonders geschützten Arten weisen nämlich einen besonders schlechten Erhaltungszustand auf.“
Eine Besonderheit des Projektes ist, dass von der EU erstmals auch Maßnahmen außerhalb der Europäischen Schutzgebiete (Natura 2000) gefördert werden. So können isolierte Vorkommen der Amphibienarten, wie zum Beispiel Laub- und Moorfrosch, Kreuz- und Knoblauchkröte sowie für den Kleinen Wasserfrosch, wieder mit einander vernetzt oder auch eine Ausbreitung von einem Schutzgebiet in ein anderes ermöglicht werden.
„Gerade die Vernetzung isolierter Vorkommen ist eine wichtiger Aspekt für einen erfolgreichen Artenschutz“, sagt Projektleiter Dr. Markus Richter. „Neben der Anlage von Amphibiengewässern werden Landlebensräume aufgewertet, so zum Beispiel Heckenanlagen für den Laubfrosch und Rohbodenschaffung für die Kreuzkröte. Diese werden anschließend durch eine extensive Beweidung gepflegt.“ Die Amphibien und neben ihnen natürlich eine Vielzahl weiterer seltener Tier- und Pflanzenarten, die die gleichen Lebensräume besiedeln, werden von dem Projekt in jedem Falle profitieren.
Dank an die Projektpartner
Dr. Holger Buschmann betonte: „Schon länger setzen wir mit unseren regionalen Partnern innerhalb unseres NABU-Projektes ‚Ein König sucht sein Reich’ Maßnahmen für diese und weitere Arten mit Erfolg um. Jetzt bekommt das Ganze aber eine ganz neue Dimension, erstrecken sich doch die 15 Projektgebiete von den nördlichen Ausläufern des Weserberglandes im Landkreis Schaumburg bis in die Goldenstedter Heide und ins Artland in den Landkreises Vechta und Osnabrück. Mit dem Steinhuder Meer und dem Dümmer sind die beiden größten niedersächsischen Binnenseen in die Gebietskulisse integriert. Ganze sechs Untere Naturschutzbehörden und 11 regionale Naturschutzverbände, wie beispielsweise der Naturschutzring Dümmer inklusive mehrerer NABU-Gruppen sowie zwei Stiftungen sind in das Projekt involviert. Weitere sollen eingebunden werden.“
Dr. Holger Buschmann dankte den Vertretern der Landkreise Nienburg, Schaumburg und der Region Hannover für ihre unbürokratische Unterstützung, die hervorragende Zusammenarbeit bei der Antragstellung und die Bereitschaft, sich finanziell an den Maßnahmen zu beteiligen sowie Flächen zur Verfügung zu stellen. „Gemeinsam werden wir nun 165 Teiche allein in den sieben Projektgebieten der beiden Landkreise und der Region Hannover mit ‚AMPHIKULT’ entstehen lassen.
Der wissenschaftliche Leiter der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM), Thomas Brandt, der ebenfalls in das Projekt involviert ist, betonte: „Gerade die Steinhuder Meer-Niederung und angrenzende Gebiete beinhalten fast alle in Niedersachsen heimischen Amphibienarten. Von hier aus können sich die Arten in das Umland ausbreiten und so wieder Gebiete besiedeln, die mittlerweile verwaist sind.“
Dr. Stefan Birkner,Staatssekretär im Umweltministerium, freut sich darüber, dass es gelungen ist, wieder ein großes LIFE-Projekt nach Niedersachsen zu holen: „LIFE-Projekte sind nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung unserer Natur, sondern auch eine Förderung der regionalen Wirtschaft, werden doch die Maßnahmen dieser Projekte fast ausnahmslos von regionalen Anbietern durchgeführt.“
Nicht nur deshalb habe das Umweltministerium den Antrag von Beginn an unterstützt, das Besondere an diesem LIFE-Projekt sei, so Birkner, dass es erstmals möglich gemacht wurde, nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Gebietskulisse von NATURA 2000 für die Amphibienarten etwas zu tun. Der NABU Niedersachsen habe damit auf jeden Fall Maßstäbe für andere Antragsteller aus ganz Europa geschaffen. Darauf könnten wir Niedersachsen sehr stolz sein.
Die Amphibien und neben ihnen eine Vielzahl weiterer seltener Tier- und Pflanzenarten, die die gleichen Lebensräume besiedeln, werden von dem Projekt in jedem Falle profitieren.