Farbberingter, flügger Sandregenpfeifer am Dollart - Foto: Winfried Daunicht
Sandregenpfeifer an der Krummhörn
24. August 2015 - Der Bestand der Sandregenpfeifer, eine in Deutschland vom Aussterben bedrohten Vogelart, konnte im Emsmündungsbereich in den letzten Jahren konstant bei 41 besetzten Revieren gehalten werden. Das allein ist schon ein großer Erfolg.
Am Dollart hat sich danach der Bestand von acht besetzten Revieren aus dem Jahre 2012, das dort das erste Erfassungsjahr war, auf mittlerweile 16 Reviere sogar verdoppelt. Das zeigt sowohl die immense Bedeutung dieses Brutgebietes für diese Vogelart für ganz Niedersachsen auf, als es auch den besonderen Erfolg verdeutlicht, den der NABU Niedersachsen durch diese Artenschutzmaßnahme erlangen konnte.
„Dank der Schutzkörbe schlüpften über 74 Jungvögel, von denen mindestens 36 auch flügge wurden,“ freut sich NABU-Projektleiter Dr. Winfried Daunicht. Damit wurde ein bestandstragender Bruterfolg erreicht. Wieder einmal erwies sich der Küstenabschnitt um die Bohrinsel am Dollart als das beste Brutgebiet. „Hier konnten fast zwei Jungvögel pro festgestelltes Brutpaar flügge werden. Davon zehrt der gesamte Brutbestand an der Emsmündung“ stellt Dr. Daunicht fest. „Es gelang erstmalig sogar einem Paar nacheinander zwei Bruten erfolgreich aufzuziehen.“
Dieses langjährige Projekt zeigt beispielhaft, dass es in regional begünstigten Brutgebieten mithilfe des Gelegeschutzes tatsächlich gelingen kann, eine bedrohte Vogelart nicht nur nachhaltig zu stützen, sondern auch in ihrem Bestand wieder anwachsen zu lassen.
Da die weitere Finanzierung des bisher vom Land geförderten Projekts in den Sternen steht, muss zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Sandregenpfeifer eine möglichst dauerhafte Lösung gesucht werden, die den Gelegeschutz insbesondere am Dollart fortführt. Ansonsten droht dort – und damit in ganz Niedersachsen – bereits in wenigen Jahren wieder ein Bestandsrückgang, da einer der Hauptfaktoren für einen ausreichenden Schlupferfolg bei dieser Vogelart die Eiräuber darstellen. Sie konnten mit Schutzkörben erfolgreich am Zugriff auf die Gelege gehindert werden. Ein solcher erfolgte am Dollart im gleichen Zeitraum bei anderen, ungeschützten Gelegen von Bodenbrütern wie z.B. Austernfischer und Säbelschnäblern in weitaus höherem Maße, wie der weitgehend fehlende Schlupferfolg bei diesen Arten belegt.
Brüten die Vögel 2014 so früh wie nie?
27. März 2014 - Am 15. März kam es zu einer ersten Sandregenpfeifer-Paarung an der Krummhörn. Die ersten Sandregenpfeifer waren schon im Februar in ihr Brutgebiet an der Emsmündung zurückgekehrt. Am 21. Februar konnten einige der im letzten Jahr farbmarkierten Brutvögel an der Krummhörn wieder beobachtet werden. Auch am Dollart begannen die Paare ihre Reviergrenzen festzulegen und zu balzen. Sogar erstes Nestbauverhalten ließ sich beobachten.
„Nun dürfte es eigentlich nicht mehr lange dauern bis das erste Ei eines Sandregenpfeifers in der Nestmulde liegt. Dies wäre für den Sandregenpfeifer ein äußerst ungewöhnlich früher Beginn der Brutsaison, die normalerweise erst einen Monat später startet“, erklärte Dr. Winfried Daunicht, NABU-Projektleiter Vogelartenschutzprojekte für Küstenvögel.
Der früheste Gelegefund gelang bisher in Mitteleuropa erst am 29. März in den Niederlanden (VAN PELT LECHNER, 1912). Von den 24 farbberingten Brutvögeln des letzten Jahres konnten bis zum 15. März schon mehr als die Hälfte im Brutgebiet angetroffen werden. Das Weibchen AAP konnte dabei überraschenderweise vier Kilometer vom vorjährigen Brutplatz entfernt entdeckt werden. Solche Umsiedlungen sind möglich, finden aber selten statt. Für den frühen Beginn der Brutsaison dürfte die vergleichsweise vorzeitige Rückkehr ins Brutgebiet verantwortlich sein. Ob diese möglicherweise mit einer deutlich milderen Witterung als in „normalen“ Jahren im Überwinterungsgebiet zusammenhängt, wäre noch zu überprüfen, betonte Dr. Winfried Daunicht.
Beringte Sandregenpfeifer zurück an der Emsmündung
24. Februar 2014 - Die farbberingten Sandregenpfeifer von der Emsmündung überwintern vermutlich rund um den Golf der Biscaya. Einer der farbberingten Vögel mit der Buchstabenkennung ACX wurde insgesamt fünfmal in der Zeit vom 28. November bis zum 11. Januar an der spanischen Nordküste abgelesen. Weitere Ringablesungen aus der Herbstzugzeit kamen aus Südostengland und aus der Bretagne. Eine etwas unsichere Ablesung dieses spanischen Überwinterers erfolgte am 2. Februar an der Westküste Frankreichs bei La Perrotine, St.-Pierre d'Oleron. Das nährte die Vermutung, dass die Sandregenpfeifer möglicherweise schon im Februar ins Brutgebiet zurückkehren. Normalerweise kommen die heimischen Brutvögel dieser Art erst frühestens Anfang März zurück.
Die erste Kontrolle der Sandregenpfeifer-Vorkommen an der Emsmündung am Ende der letzten Woche durch den NABU-Projektleiter der Artenschutzmaßnahme „Küstenvögel“, Dr. Winfried Daunicht, erbrachte dann den Beweis. An der Krummhörn waren schon vier der farbberingten Vögel anwesend. Das Weibchen mit der schwarzen Buchstabenkennung AAV auf dem gelben Ring konnte zweifelsfrei abgelesen und fotografiert werden.
Auch am Dollart waren Sandregenpfeifer-Reviere besetzt. Von der frei zugänglichen Bohrinsel aus konnten vier besetzte Territorien ermittelt werden. Die Vögel zeigten ausgeprägtes Imponier- und Balzverhalten. Aufgrund der großen Entfernung ließen sich aber keine gelben Ringe an den gelborangen Beinen erkennen. Möglicherweise könnte durch das warme Klima nicht nur der Heimzug früher als üblich durchgeführt werden, sondern auch die Brutzeit vorzeitig beginnen. Die nächsten Erfassungen werden es zeigen.
Beringte Sandregenpfeifer in England, Frankreich und Spanien gesichtet
11. Dezember 2013 - Ein farbberingter Sandregenpfeifer aus der Emsmündung wurde aktuell in Nordspanien beobachtet. Damit ist belegt, dass Sandregenpfeifer von der Emsmündung dort überwintern. Die Herren Luis Jose Salaverri Leiras und Pablo Miki Garcia lasen die schwarze Buchstabenkombination ACX auf gelbem Grund des ausgewachsenen Männchens Ende November und Anfang Dezember wiederholt an der Atlantikküste bei Ria de Foz an der Masma-Mündung in der Provinz Lugo ab. Pablo Miki Garcia schaffte es, Belegfotos von dem Vogel zu machen. Der im Artenschutz-Projekt des NABU Niedersachsen betreute Vogel hatte 2013 am Dollart erfolgreich Küken erbrütet.
Insgesamt wurde seit dem Beginn des Projektes im Jahre 2010 an der Emsmündung der zweitbeste Schlupf- und Bruterfolg erzielt. 2013 schlüpften über 50 Küken. Die zunehmenden Sommerfluten und Fressfeinde forderten aber auch in diesem Jahr wieder ihren Tribut an Gelegen und Jungen. Erstmalig wurden im küstennahen Binnenland auch vier Ackerbruten genauer beobachtet. Alle schafften es, Junge bis zum Flüggewerden aufzuziehen.
Bereits vom Zugweg ins Winterquartier gab es auch schon zwei Ringablesungen. Ein Brutvogel vom Dollart wurde am 2. Oktober von Simon Buckell am Canvey Point auf der der Halbinsel Canvey Island in der Themse Mündung in England gesichtet und ebenso fotografisch belegt. Am 1. September entdeckte Olivier Normant aus Frankreich einen Jungvogel von der Krummhörn am Strand von Kersiny in der Gemeinde Plouhinec in der Bretagne. Eine in diesem Jahr in größerem Umfang gestartete Beringungsaktion zeigte somit erste Erfolge. Über vierzig Sandregenpfeifer waren mit den kodierten, gelben Ringen und einem roten Projektring versehen worden.
„Dass es bis jetzt schon drei Ablesungen vom Zugweg oder aus dem Winterquartier gibt, ist besonders schön“ freut sich Projektleiter Dr. Winfried Daunicht über die Rückmeldungen. „Das bestätigt bisherige Kenntnisse über die Wanderungen bei dieser Art. So schnelle und individuelle Ergebnisse von lebenden Vögeln gelingen nur mit Farbringen, die von besonders aufmerksamen Beobachtern entdeckt werden können.“
Im nächsten Jahr wird die Beringung der Brutvögel aus der Emsmündung fortgesetzt. So wird die Abgrenzung der Reviervögel untereinander leichter und damit auch die Suche nach den zu schützenden Gelegen. Es können auf diese Weise außerdem Umsiedlungen von Brutvögeln während einer laufenden Brutsaison belegt werden, die nach Indizien bisher nur vermutet werden können.