Flüsse
Renaturieren statt vertiefen
Ob die Kritik an der Werraversalzung oder der Elbvertiefung: Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über die Positionen und Projekte des NABU Niedersachsen zum Thema "Flüsse". Mehr →
16. Oktober 2024- Gerade auch in Niedersachsen, dem an Gewässern reichen Bundesland zwischen Küste und Bergland müssen Fortschritte im Gewässerschutz erzielt werden, betont Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Zwar konnten in den vergangenen Jahren durch ein Umdenken in Teilen von Politik und Verwaltung sowie Wasser- und Bodenverbänden Fortschritte gemacht und durch den Niedersächsischen Weg einige Teilbereiche auf einen besseren Kurs gebracht werden. Dennoch sind viele Flüsse, Seen, Bäche und auch Kleingewässer wie Gräben weiterhin in einer schlechten Verfassung.“ Gerade einmal 3 Prozent der Gewässer in Niedersachsen befinden sich aktuell in einem guten Zustand.
Gewässer als Lebensadern unserer Ökosysteme
Gewässer dürften nicht allein nach chemisch-physikalischen Parametern beurteilt werden, auch wenn diese von hoher Bedeutung sind, so Buschmann. „Sie sind zuallererst auch Lebensräume, die es zu schützen gilt. In ihnen leben oft hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen, deren Fortbestand auch überlebenswichtig für uns Menschen ist, denn sie sind Teil ökologischer Komplexe. Sie sorgen für Gleichgewicht in den Gewässern und sind Bestandteile der Nahrungskette - alles ist mit allem verbunden.“ Jeder Eingriff in Gewässer hat daher Folgen. Noch sind die Sünden der Vergangenheit an vielen Orten in Niedersachsen nicht getilgt: Immer noch sind viel zu viele Flüsse und Bäche begradigt, ausgebaut zu reinen Wasserrinnen mit hoher Fließgeschwindigkeit und ohne höhere Begleitvegetation von Bäumen und Sträuchern, oftmals sogar zu Rinnen aus Beton degradiert. Andere sind in Rohre gefasst worden, ihrer natürlichen Schleifen beraubt und damit zu toten Wasserleitungen geworden. Die einstige Artenfülle aus Kleinfischen, die in Niedersachsen besonders stark bedroht sind, Amphibien, Insekten und anderen Tieren ist dem reinen Wasserabfluss gewichen. „Dies hat den zerstörerischen Nebeneffekt, dass sie anliegende ehemals feuchte Bereiche entwässern und ebenfalls für die Natur entwerten“, mahnt der NABU-Landesvorsitzende.
Gewässerschutz durch Renaturierung: NABU Niedersachsen setzt auf Kooperationen
Gleichzeitig begrüßt Buschmann, dass es in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Wasser- und Bodenverbänden, Anglern, Behörden und Landwirten Hoffnung stiftende Projekte gegeben habe, die Gewässer durch Renaturierungsmaßnahmen wieder zu Lebensräumen gemacht hätten. Diesen Weg der Kooperationen will der NABU Niedersachsen weitergehen.
Der NABU-Landesvorsitzende hofft, dass der Fokus der Anstrengungen zum Gewässerschutz, gerade auch im Hinblick auf die Sicherung der Artenvielfalt, nicht zu sehr auf Großgewässer gerichtet werde. Insbesondere den Kleingewässern sollte Beachtung geschenkt werden, darunter auch temporären, also nicht ganzjährig existierenden Gewässern, die für manche Amphibien und Insekten von ungeheurer Bedeutung seien. Außerdem seien viele Gräben verrohrt oder zugeschüttet worden. „Hier kann und muss ebenfalls angesetzt werden, denn davon profitiert auch der Siedlungsraum, z.B. als Hochwasserschutz bei Starkregenereignissen“, so Buschmann.
Er wünscht sich für die Zukunft, „dass wieder viel mehr Kinder Stichling und Elritze, Kaulquappe und Libelle am klaren Bach im Dorf und in der Stadt beobachten können und sich damit für die Natur im ihrem weiteren Leben begeistern können.“ Denn als Kind habe er selbst die Empathie zur Natur in seiner Heimat im Weserbergland auch an den Gräben und Bächen entdeckt.
>> Zum Europäischen Wasserzustandsbericht 2024
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