Forderungen zum Weltwassertag
Gewässer endlich als Überlebensgrundlage sichern
Niedersachsen verfügt über eine große Vielfalt an Gewässern: Es gibt zahlreiche Stillgewässer, von kleinen Tümpeln über Kiesteiche bis hin zu großen Seen wie dem Steinhuder Meer. Die großen Flüsse Elbe, Weser und Ems mit ihren zahlreichen Nebenflüssen erweitern die niedersächsischen Wasserflächen. Und schließlich erstreckt sich die niedersächsische Nordseeküste mit dem Wattenmeer über eine Deichlänge von mehr als 610 Kilometern. Alle diese Lebensräume stehen unter starkem Druck.
Intakte Gewässer: unsere Lebensgrundlage
Fließgewässer sind in der Regel natürlich vernetzt und sorgen für ein ökologisches Gleichgewicht. Sie sind Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Natürlich sind intakte Gewässerökosysteme auch für uns Menschen von großer Bedeutung. Sie liefern Trinkwasser, schützen vor Hochwasser, filtern Sedimente und gelöste Schadstoffe und dienen als Erholungsgebiet. Naturschutzreferent Frederik Eggers vom NABU Niedersachsen mahnt: „Der immer schlechter werdende Zustand der niedersächsischen Gewässer gefährdet zunehmend unsere Lebensgrundlage Wasser. Begradigte, verbaute und aufgestaute Flüsse, Pestizid- und Nitrateinträge aus der Landwirtschaft und Sauerstoffmangel belasten das Wasser, das über Pumpen zu unserem Trinkwasser wird, denn einen Teil unseres Trinkwassers gewinnen wir aus Uferfiltrat von Flüssen. Nicht nur der Mensch gerät dadurch zunehmend in Versorgungsnot. Ganze Lebensräume werden zerstört und damit die biologische Vielfalt weiter beeinträchtigt.“
Pestizidreduktion ist dringend notwendig
Niedersachsen steht vor zahlreichen umweltpolitischen Herausforderungen, insbesondere beim Gewässerschutz. Die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln ist eine dringende Aufgabe, die sofortiges Handeln erfordert. „Pestizide können sich weiträumig in Böden und Gewässern verteilen, sich dort anreichern und über die Luft weit weg von ihrem ursprünglichen Einsatzort transportiert werden. Auf diesem Weg können sie sogar in Schutzgebiete gelangen, wenn diese in der Nähe von konventionell bewirtschafteten Ackerflächen liegen“, sagt Naturschutzreferent Eggers. Der übermäßige Einsatz von Pestiziden gefährdet nicht nur die Wasserqualität und damit unweigerlich auch die menschliche Gesundheit, sondern auch die Artenvielfalt. Die im Niedersächsischen Weg vereinbarte Strategie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber nur durch entschlossenes Handeln und ehrgeizige Maßnahmen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes kann der durch zahlreiche Studien belegte extreme Artenrückgang gestoppt werden.
Flussvertiefungen verhindern und Wasserressourcen schützen
Um der Klimakrise zu begegnen, müssen die Anstrengungen zur Renaturierung von Flüssen und Feuchtgebieten verstärkt werden. Diese Ökosysteme spielen eine entscheidende Rolle für die Wasserspeicherung, den Hochwasserschutz und den Erhalt der Artenvielfalt. Eggers: „Weitere Flussvertiefungen an Weser, Elbe und Ems werden massive ökologische Folgeschäden zur Folge haben, die bereits heute an den betroffenen Gewässern gravierend sind. Beispielsweise würden der Weser und der Wesermarsch durch eine weitere Vertiefung zusätzliches Brackwasser mit hohem Salzgehalt zugeführt. Durch die veränderte Tidedynamik würde sich die Hochwassergefahr weiter erhöhen.
Hinzu kommen die noch nicht absehbaren Folgen der Klimakrise mit einem sich beschleunigenden Anstieg des Meeresspiegels. Um unsere Ressourcen und Lebensgrundlagen für die Zukunft zu sichern, muss die jahrzehntelange Spirale immer neuer Flussvertiefungen mit katastrophalen ökologischen Folgen durchbrochen werden.“
Die ökologische Integrität des Wattenmeeres erhalten
Auch mit dem Schutz des Nationalparks und UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer sind weitere Vertiefungen nicht mehr vereinbar. In engem Zusammenhang mit den Aktivitäten in den Flüssen steht der Zustand des Wattenmeeres als einzigartige und sensible Ökoregion, die für das ökologische Gleichgewicht und den Tourismus in Niedersachsen von unschätzbarem Wert ist. Eggers ergänzt: „Auch die Nordsee und das Weltnaturerbe Wattenmeer sind betroffen, wenn beispielsweise die Elbe vertieft oder mit Schwermetallen belastetes Grubenwasser aus dem Erzgebirge eingeleitet wird. Werden hier falsche Entscheidungen getroffen, droht das ganze Ökosystem zu kippen. Der Nutzungsdruck auf die Küste und das Wattenmeer steigt stetig: Tourismus, Schifffahrt, Küstenschutz und in jüngster Zeit auch neue Formen der Rohstoffgewinnung, wie z. B. die Erdgasförderung vor Borkum und die Schaffung von Offshore-Windenergie und LNG-Terminals, belasten dieses so wichtige und einzigartige Ökosystem.“
Der NABU Niedersachsen fordert von der Landesregierung:
- Weitere Reduktion des Pestizideinsatzes und die Förderung umweltverträglicher Alternativen
- Investitionen in Renaturierungsprojekte und den Schutz natürlicher Überschwemmungsgebiete
- Starkes Engagement für den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung des Wattenmeeres
- Konsequente und umgehende Umsetzung sowohl der EU-Wasserrahmenrichtlinie als auch der EU-Meeresstrategierahmenrichtlinie
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