NABU-Studie zu Schutzgebieten
Niedersachsens Schutzgebiete finanziell und personell stärken!
31. Oktober 2024- Niedersachsen, einst reich an vielfältigen Lebensräumen, sieht sich heute einer stillen Krise gegenüber: Seine Schutzgebiete, die wichtigen Rückzugsorte für bedrohte Arten, stehen unter Druck. Vor dem Hintergrund der Weltnaturkonferenz COP16 in Cali zeigt eine neue Studie im Auftrag des NABU zu den organisatorischen Rahmenbedingungen in deutschen Schutzgebieten eine alarmierende Realität: Vielen dieser Rückzugsorte fehlt es an den Grundlagen für wirksamen Schutz.
Ohne klare Zielsetzungen, ausreichende rechtliche Sicherung, Maßnahmenpläne und Monitoring bleibt der Schutzstatus oft nur auf dem Papier bestehen. Deutschland und Niedersachsen sind damit weit entfernt, die Verpflichtungen des Biodiversitätsabkommens von Montreal zu erfüllen, das vorsieht, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Landesfläche effektiv zu schützen.
Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, betont: „Unsere Schutzgebiete müssen endlich den Schutz bieten, den sie versprechen. Die Studie zeigt klar, dass viele Gebiete in Niedersachsen organisatorisch und finanziell vernachlässigt werden. Solange wichtige Lebensräume ohne klare Schutzziele, Maßnahmenpläne und Monitoring bestehen, sind sie nicht mehr als eine Illusion von Schutz.“ Es brauche verbindliche Strukturen, mehr Ressourcen und eine engagierte Umsetzung, so der Landesvorsitzende. Die Politik sei nun gefordert, den Schutzgebieten Priorität einzuräumen, sonst drohe eine einzigartige Artenvielfalt verloren zu gehen.
Handlungsbedarf in Niedersachsens Schutzgebieten
Die Studie zeigt zudem, dass erhebliche regionale Unterschiede bestehen. In Niedersachsen erfüllen viele Schutzgebiete nur minimale Voraussetzungen. Während einige Vorzeigebeispiele wie das in der Hand des NABU befindliche Naturschutzgebiet Theikenmeer verdeutlichen, dass wirksamer Schutz möglich ist, fehlt es vielerorts an den nötigen organisatorischen Grundlagen. In Naturschutzgebieten werden Schutzmaßnahmen oft nicht vollständig umgesetzt, in Nationalparken und Biosphärenreservaten bestehen in weiten Teilen Lücken in der Sicherstellung von Zuständigkeiten und Monitoring.
Die Ergebnisse der NABU-Studie verdeutlichen, dass in Niedersachsen nur sieben Prozent der ausgewiesenen Schutzflächen die organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen für wirksamen Schutz erfüllen. „Es reicht nicht aus, nur Flächen als Schutzgebiete auszuweisen“, so Dr. Buschmann. „Wirklicher Schutz entsteht nur durch konsequente Umsetzung. Dafür brauchen wir eine bessere Ausstattung der Naturschutzverwaltungen, klare Managementpläne und regelmäßige Überprüfungen.“
Ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist mit der Erweiterung der Finanzierung der Ökologischen Stationen zur intensiveren Betreuung der Schutzgebiete zwar getan, aber insbesondere mangelt es an der Durchsetzung der Schutzgebietsverordnungen durch die öffentliche Hand. Auch sind die Schutzverordnungen zu weich formuliert und mit zu weitreichenden Ausnahmemöglichkeiten versehen und es fehlen den Landkreisen erhebliche Mittel zur Pflege- und Entwicklung der Gebiete.
Der NABU Niedersachsen appelliert an die Landesregierung, die Ergebnisse der Studie im Rahmen des „Niedersächsischen Wegs“ in konkrete Maßnahmen zu übersetzen und zusätzliche personelle sowie finanzielle Ressourcen bereitzustellen. Denn Niedersachsens Schutzgebiete sind das Rückgrat des Naturschutzes. Sie müssen gestärkt werden, um den Verlust der Artenvielfalt effektiv aufzuhalten.
Ein Zukunftsplan für Niedersachsens Natur
Die Studie macht deutlich, dass ein Umdenken erforderlich ist, wenn das Ziel eines effektiven Naturschutzes erreicht werden soll. Der NABU Niedersachsen fordert, den Schutzgebieten in Einklang mit der EU-Wiederherstellungsverordnung Priorität zu geben. Hier lassen sich auch viele Synergien mit dem natürlichen Klimaschutz finden, da unsere Ökosysteme die besten CO2-Speicher sind. Die Landesregierung wird aufgefordert, die Anforderungen an organisatorische und finanzielle Kapazitäten zur Umsetzung des Naturschutzes deutlich zu erhöhen. Leider reichen die bisherigen Bemühungen des Niedersächsischen Weges hie nicht aus, um die Ökosysteme zu retten und den internationalen Verpflichtungen gerecht zu werden.
Weitere Details zur Studie sowie die spezifischen Ergebnisse für Niedersachsen finden sich unter: www.NABU.de/studie-schutzgebiete