Die Vogelwelt des Wattenmeers: Möwen
Wir stellen Ihnen die fünf häufigsten Arten vor
Wir stellen Ihnen die fünf häufigsten Möwenarten im Niedersächsischen Wattenmeer vor. Die aufgeführten Möwenarten sind in ihrem Bestand nicht gefährdet und deshalb nicht besonders geschützt. Jedoch nicht alle Möwen lassen sich ganzjährig im Niedersächsischen Wattenmeer beobachten, denn einige Arten sind Zugvögel. Doch der Sommer ist ein guter Zeitpunkt, mit dem Fernglas im Wattenmeer auf Vogelpirsch zu gehen. Unser Tipp: Am Spülsaum der Strände und im Watt lassen sich die Tiere gut bei der Nahrungssuche beobachten.
Als Allesfresser haben Möwen ein weites Nahrungsspektrum: Fische, Muscheln und Würmer stehen ebenso auf den Speisezettel wie Schnecken und Krabben und Krebse. Manche Möwen plündern auch die Nester anderer Vogelarten und erbeuten kleiner Vögel. Die Mantelmöwe jagt gelegentlich sogar ausgewachsene Enten und Silbermöwen.
Für die Bestimmung der Möwen ist es wichtig zu wissen, dass Jungvögel in der Regel braun oder gescheckt gefärbt sind. Nach und nach und erst über einen Zeitraum von mehreren Jahren erhalten die Tiere ihr Alterskleid. Auch für erfahrenere Vogelbeobachter ist die Bestimmung der verschieden Arten in ihren Altersstadien deshalb durchaus eine Herausforderung. Die unten stehenden Beschreibungen beziehen sich auf alte Brutvögel im Sommerkleid, denn diese sind gut voneinander zu unterscheiden. Für die eindeutige Bestimmung von Jungvögeln muss speziellere Literatur zu Rate gezogen werden. Oder Sie nehmen an einer NABU-Exkursion mit erfahrenen Ornithologen teil!
Der NABU weiß Rat: Darf man Möwen füttern?
Zur Unterhaltung und aus Freude über die geschickten Flugmanöver hat wohl jeder von uns schon einmal den Möwen Brot zugeworfen. Davon abgesehen, dass Fast Food, Kekse oder Brot kein geeignetes Futter sind: Möwen lernen schnell, dass Menschen Fressbares bereithalten. Mit der Folge, dass Möwen gern mal frech etwas nachhelfen, wenn aus ihrer Sicht das Futter nicht schnell genug gereicht wird. Die Schwierigkeit besteht für Möwen nun schlicht darin zu erkennen, wann der Mensch in Fütterungslaune ist und wann er das Eis doch lieber selbst behalten möchte... Der NABU bittet deshalb darum, auf das Füttern der Vögel zu verzichten - auch wenn's schwerfällt.
Die fünf häufigsten Möwenarten
Lachmöwe
Aussehen: Die Lachmöwe gehört zu den kleinen Möwenarten. Sie ist mit ihrer dunkelbraunen Kopfzeichnung, die an eine Kapuze erinnert, dem roten Schnabel und den roten Füßen sowie den hellgrauen Schwingen kaum mit einer anderen Art zu verwechseln. Die Kapuze "trägt" die Möwe allerdings nur von April bis Juli. Das Schlichtkleid der Lachmöwe kennzeichnet ein deutlicher schwarzer Ohrenfleck. Ihre Körperlänge beträgt 34-37cm, das heißt, sie ist in etwa so groß wie ein Eichelhäher.
Vorkommen: Die Lachmöwe brütet in Kolonien. Diese liegen meist auf geschützten Inseln. Die bei anderen Arten zu beobachtende Anpassung an den Menschen, bspw. durch die Nutzung von Gebäuden als Brutplatz, ist von Lachmöwen nicht bekannt. Bis zu 200.000 rastende Lachmöwen gibt es in Niedersachsen. Im Winter weichen die hiesigen Vögel nach Südwesten aus, doch 40.000 Lachmöwen aus dem Ostseeraum überwintern bei uns, so dass man Lachmöwen ganzjährig beobachten kann.
Sturmmöwe
Aussehen: Die Sturmmöwe ähnelt in ihrem Gefiedermuster der Silbermöwe, ist jedoch deutlich kleiner. Außerdem lässt sie sich von der Silbermöwe durch den fehlenden roten Fleck am Schnabel und die dunklen Augen unterscheiden. Ihre Körperlänge beträgt 38-44cm, ihre Flügelspannweite 1-1,25m.
Vorkommen: In den letzten Jahren haben Sturmmöwen in Küstennähe die Flachdächer von Gebäuden als Brutplatz entdeckt, wo sie vor Nesträubern sicher sind. Die meisten Paare brüten aber nach wie vor in größeren Kolonien an der Nordseeküste und auch an der Ostseeküste. Im Wattenmeer brüten derzeit ca. 6000 Paare, die größte Brutkolonie gibt es auf Amrum. Anfang Oktober ziehen die Möwen in ihre Winterquartiere an der mitteleuropäischen Atlantikküste oder im Binnenland.
Silbermöwe
Aussehen: Die Silbermöwe ist DIE klassische Möwe des Wattenmeers. Sie kommt in den Küstengebieten am häufigsten vor. Mit einer Körperlänge von 55-67 cm und einer Flügelspannweite von 1,2 - 1,5m ist sie etwa so groß wie die Heringsmöwe und damit deutlich größer als die Sturmmöwe. Sie wirkt mit ihrem hellgrauen Rücken aber insgesamt heller als Mantel- oder Heringsmöwe. Aufällig sind der kräftige gelbe Schnabel mit einem roten Fleck in der Nähe der Spitze und die rosa Beine und Füße. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu den anderen Möwen sind die gelben "Greifvogelaugen".
Vorkommen: Die Silbermöwe kann neben der Marschlandschaft auch das Landesinnere bewohnen. Sie ist ein Koloniebrüter und bevorzugt dazu die Küstendünen. Sie brütet zunehmend auch auf Dächern, weil sie dort vor ihren Feinden, v.a. Füchse und Marder, geschützt ist. Silbermöwen kann man ganzjährig an der Küste beobachten, vor allem an den Stränden.
Heringsmöwe
Aussehen: Die Heringsmöwe ist etwa so groß wie die Silbermöwe, hat aber leuchtend gelbe Beine und schieferschwarze Flügeldecken, die wie ein Frack wirken.
Vorkommen: In Mitteleuropa brüten inzwischen rund 100.000 Heringsmöwenpaare, ein Viertel davon in Niedersachsen. Bereits ab Ende Juni machen sich die ersten Heringsmöwen auf den Weg in ihr Winterquartier nach Frankreich, in den westlichen Mittelmeerraum und an die westafrikanische Küste. Anders als andere Möwenarten brütet sie fast ausschließlich direkt an der Küste, vor allem in den Dünentälern auf den Inseln. Die Heringsmöwe ist eine gute und ausdauernde Fliegerin, die beispielsweise zur Nahrungssuche größere Strecken zurücklegt. Ihre Nahrung sucht sie sich oft viele Kilometer von der Küste entfernt im Meer.
Mantelmöwe
Aussehen: Die Mantelmöwe ist die größte Vogelart innerhalb der Möwen in Europa. Ihre Flügelspannweite beträgt bis zu 1,7m. Sie lässt sich anhand der fast schwarz wirkenden Deckflügeln gut identifizieren. Sie hat Ähnlichkeit mit der Heringsmöwe, hat jedoch rosa Beine und ist größer als die Heringsmöwe.
Vorkommen: Verglichen mit den Silber-, Sturm- und Heringsmöwen, die sich oft in der Nähe des Menschen aufhalten, bleibt die Mantelmöwe eher auf Distanz. Mit dem Fernglas lässt sie sich auf abgelegenen Sandbänken beobachten. Sie brütet nicht an der Wattenmeerküste, sondern an den Küsten in Nord- und Nordwesteuropa, in Grönland und im nordöstlichen Nordamerika und trifft erst ab Juli im Wattenmeer ein. Dort bleibt sie bis im Februar.