Neozoen
Die tierischen Einwanderer
Die Problematik mit Neozoen, den tierischen Invasoren, ist ähnlich der mit Neophyten – auch wenn die Tierwelt ungleich mobiler ist. Viele Tiere entziehen sich zudem durch ihre heimliche und nachtaktive Lebensweise unserer Beobachtung. Schon im ausgehenden Mittelalter wurde für König und Adel gerne jagdbares Wild wie Mufflon, Damwild oder (Jagd-)Fasan ausgesetzt, das sich aber relativ problemlos in unsere Landschaft integriert hat.
Pelztiere, die im 19. Jahrhundert ausgesetzt wurden, oder aus Zuchtfarmen ausgebüchst sind, haben ein deutlich größeres Schädigungspotential:
- Der Waschbär ist auf dem Vormarsch. Gefürchtet u.a. als Nest- und Eierräuber stellt er eine ernsthafte Bedrohung unserer einheimischen Vogelwelt dar.
- Der Bisam ist in fast ganz Europa verbreitet und verursacht durch seine Wühltätigkeit in Dämmen und Deichen einen wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe und schädigt bedrohte heimische Großmuscheln.
- Der amerikanische Mink, u.a. von militanten Tierschützern aus Pelztierfarmen "befreit', verdrängt seinen einheimischen Verwandten, den Nerz und vernichtet die Bruten von seltenen Wasservogelarten wie Rohr- und Zwergdommel.
- Der Nutria ist vermutlich der Harmloseste unter den eingeführten Pelztieren. Nur gelegentlich werden Schäden von Landwirten gemeldet und ist in seiner Ausbreitungstendenz eher zurückhaltend.
Sogenannte Neozoen wie Marderhund, Mink und Waschbär sind aus NABU-Sicht aufgrund der nicht vorhandenen Verwertung keine jagdbaren Arten. Weiteres dazu und die verabschiedete NABU-Jagdposition finden Sie hier.
Heute haben wir auch ein großes Problem mit "ausrangierten Haustieren": Nahezu alles, was es in Zoo- und Aquarienhandlungen zu kaufen gibt, wird irgendwann in der Natur entsorgt. Die meisten Tiere überleben ihre neue Freiheit zwar nicht lange, doch auch hier gilt die 10er Regel: von 1000 Arten, die in die Natur entlassen werden, gelingt es einer Art sich zu behaupten, zu vermehren und unangenehm aufzufallen. Im Prinzip ist es nur eine Frage der Statistik bzw. statistisch gesehen ist es nur eine Frage der Zeit.
Viele Schädlinge werden zusammen mit der Wirtspflanze importiert, wie der Kartoffelkäfer, oder folgen ihr früher oder später, wie die Kastanien-Miniermotte.