Weißstorch-Bestandszahlen 2024
Anhaltender Aufwärtstrend in Niedersachsen
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Weißstorchpaar - Foto: Frank Derer
25. Oktober 2024- Für etwa 85 Prozent der bekannten Brutplätze liegen Daten vor, auf deren Basis die LAG Weißstorchschutz den Bestand auf 2.350 bis 2.400 Brutpaare beziffert. Vor allem im westlichen Niedersachsen, wo jahrzehntelang ganze Landstriche „storchenfrei“ waren, siedeln sich allmählich wieder mehr Störche an – beispielsweise in Ostfriesland und Emden.
„Unter Berücksichtigung der insgesamt ungünstigen Wetterverhältnisse war der Bruterfolg in diesem Jahr in vielen Regionen durchschnittlich bis gut“, sagt Jens Bardenhagen, Sprecher der LAG Weißstorchschutz. Vor allem in den nordwestlichen Landesteilen hätten viele Störche durch Starkregenereignisse ihre Jungen verloren, so Bardenhagen. Zudem dezimierten die starken Niederschläge und Hochwasserlagen im Winter auch wichtige Nahrungsquellen für die Störche, insbesondere die Feldmaus-Bestände. Gleichzeitig erleichterte die feuchte Witterung aber den Fang von Regenwürmern, welche insbesondere für die Storchenküken eine wichtige Nahrungsgrundlage darstellen. Denn bei trockener Witterung ziehen sich die Regenwürmer tief in die Erde zurück und sind damit für die Störche kaum erreichbar.
Landesweit flogen etwa 4.300 Jungstörche aus, im Vorjahr 2023 waren es über 4.100. Die LAG Weißstorchschutz sichtete über 200 zusätzliche Storchenelternpaare. Der durchschnittliche Bruterfolg lag somit zwar etwas niedriger als 2023. Mit etwa 1,8 Jungen pro Paar befindet er sich aber dennoch oberhalb des für den Bestandserhalt notwendigen Wertes. Früher lag das Ziel bei etwa 2,0 Jungen pro Paar. Durch das veränderte Zugverhalten und das frühere durchschnittliche Erstbrutalter liegt dieser Wert heute aber deutlich niedriger, bei höchstens 1,6 Jungen pro Paar.
Mehr über die LAG Weißstorchschutz:
Seit 1970 werden die Weißstörche in Niedersachsen und Bremen flächendeckend ehrenamtlich in zwanzig Bezirken betreut. Mehr →
Rückblick Weißstorchbestandszahlen 2023-2020
Bei der ersten Zählung der Weißstörche in Niedersachsen im Jahr 1907 waren es noch 4.500 Paare. Der historische Tiefstand mit nur noch 217 Paaren wurde im Jahr 1988 erreicht. Anschließend begann ein Aufwärtstrend, der sich bis heute fortsetzt. 2017 waren es dann wieder rund 1000 Paare, 2023 wurde erstmalig wieder die 2000er-Grenze überwunden. Niedersachsen liegt dabei voll im bundesweiten Trend und zählt mit Baden-Württemberg zu den beiden Bundesländern mit den meisten Storchenpaaren.
Seit 1970 kümmern sich Weißstorchbetreuer und -betreuerinnen flächendeckend um den Weißstorch in Niedersachsen und Bremen. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit üben sie seit dem Jahr 2011 in der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz des NABU Niedersachsen aus.
2023
In Niedersachsen/Bremen konnten 2023 insgesamt 2.090 Weißstorchpaare gezählt werden. Die 2090 Storchenpaare in Niedersachsen/Bremen brachten 4130 Junge zum Ausfliegen. Das entspricht einem Jungenschnitt von 1,98 pro Paar. Das storchenreichste Gebiet war dabei der Landkreis Cuxhaven mit 265 Paaren.
2022
In Niedersachsen/Bremen ließen sich 2022 rund 1.700 Weißstorchpaare nieder. Darunter waren auch viele Neuansiedlungen. Diese Storchenpaare brachten rund 2.700 Jungstörche zum Ausfliegen. Noch nicht mitgezählt sind dabei die annähernd 270 fütterungsabhängigen Paare im Bereich von Zoos und Vogelpflegestationen mit ihrem Nachwuchs.
2021
In Niedersachsen/Bremen ließen sich 2021 etwa 1.550 Weißstorchpaare nieder. Darunter waren wieder auch viele Neuansiedlungen. Diese Storchenpaare brachten gut 2.300 Jungstörche zum Ausfliegen. Noch nicht mitgezählt sind dabei die annähernd 250 fütterungsabhängigen Paare im Bereich von Zoos und Vogelpflegestationen mit ihrem Nachwuchs.
2020
In Niedersachsen/Bremen ließen sich 2020 insgesamt 1.306 Weißstorchpaare nieder. Darunter waren auch viele Neuansiedlungen. Die Storchenpaare brachten 2.291 Jungstörche zum Ausfliegen. Noch nicht mitgezählt sind dabei die annähernd 230 fütterungsabhängigen Paare im Bereich von Zoos und Vogelpflegestationen mit ihrem Nachwuchs. Damit wurde das gute Ergebnis aus dem Jahr 2019 (1.133 Paare mit 2.463 flüggen Jungen) bei den Paaren erneut um 15 Prozent übertroffen.
Aus der Verbindung von Schwarzstörchin Isis mit Weißstorch Heinrich auf dem Storchennest in Lüder sind zwei gesunde Jungstörche hervorgegangen. Mehr über die außergewöhnliche Storchenliebe weiß Waldemar Golnik vom NABU Uelzen. Mehr →
Grund für positive Entwicklung: Verändertes Zugverhalten
Die Hauptursache für den Zuwachs an Storchenpaaren ist das veränderte Zugverhalten der gen Westen in ihre Winterquartiere fliegenden Störche. Sie fliegen nicht mehr nach Afrika, sondern überwintern bereits in Spanien, Portugal, Frankreich, wo sie genügend Nahrung in Feuchtbiotopen, Reisfeldern und vor allem auf Mülldeponien finden. Außerdem nehmen Überwinterungen bereits in Deutschland insbesondere im süddeutschen Raum weiter zu.
Diese Störche kehren dann früher, in größerer Anzahl und in meist guter Verfassung zurück. Die Mehrzahl der Brutstörche trifft bereits Ende Februar wieder auf ihren Horsten ein. Dadurch steigt die Population. Ein wesentlicher Faktor ist außerdem, dass nun die geburtenstarken Jahrgänge der letzten Jahre brutreif werden.
Die gen Osten ziehenden Störche brüten vor allem in den östlicheren Regionen Niedersachsens. Sie müssen weitaus längere und gefahrvollere Strecken auf dem Flug nach Afrika bewältigen und erleiden so auch größere Verluste. Die ersten Ostzieher treffen ab Mitte März ein.
Der NABU mahnt für die Störche und ihren Nachwuchs weiter ausreichend Feuchtgrünland mit entsprechenden Biotopen zu erhalten und auch neu zu schaffen.