Jeder Bürger wohl mit Glyphosat belastet
Glyphosat-Selbsttest gibt Anlass zur Sorge
29. Dezember 2016 - Das Wildkrautvernichtungsmittel wird seit dem Jahr 1974 auf landwirtschaftlichen, öffentlichen und privaten Flächen eingesetzt. Fünftausend Tonnen (2015 waren es 5.330 Tonnen) des Mittels werden auch im Jahr 2017 erneut ausgebracht werden. Von diesen 5.000 Tonnen werden Privatpersonen wieder mit rund 95 Tonnen Boden, Pflanzen, Tiere und Menschen gefährden. Das NABU Niedersachsen-Vorstandsmitglied Uwe Baumert hat den Selbsttest gemacht, um den Glyphosatgehalt in seinem Körper über Urinproben in einem unabhängigen Labor in Leipzig testen zu lassen.
Die Ergebnisse sind alarmierend, denn sie ergaben für September 2015 einen Glyphosatgehalt von 0,68 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml), im September 2016 sogar einen Gehalt von 1,28 ng/ml. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat den Grenzwert für Ackergifte im Trinkwasser auf 0,1 Nanogramm pro Milliliter (0,1 ng/ml) festgelegt. Die Werte im Selbsttest sind also 7-fach und sogar fast 13-fach höher als die verträgliche Dosis. Deshalb wurde sowohl an den zuständigen Landkreis Rotenburg (Wümme) (LK ROW) als auch an das BfR die Frage gestellt, ob unspezifisch vorliegende Symptome wie Infektanfälligkeit, Herzbeschwerden und Abgeschlagenheit mit der hohen Glyphosatbelastung zusammenhängen könnten?
Dazu Antwort durch den LK ROW: An der Trinkwasserversorgung kann es nicht liegen und es gebe ansonsten auch zu wenige Hinweise. Darüber hinaus wurde die Anfrage am 12. Oktober 2016 an das BfR weitergegeben. Nach mehr als zwei Monaten steht die Antwort des BfR noch immer aus.
„Ernährung gefährdet Ihre Gesundheit“
Idealerweise sollten im menschlichen Körper keinerlei Rückstände von Ackergiften nachweisbar sein. Das Trinkwasser scheidet – noch – als Ursache aus, denn nach schriftlicher Auskunft des leitenden Medizinaldirektors beim Landkreis Rotenburg (Wümme) liegt der Glyphosatwert des Trinkwassers bei 0,025 ng/ml. Dies stelle einen hervorragenden Wert dar.
„Wenn nicht das Wasser, gefährdet dann die Ernährung unsere Gesundheit?“, fragt Uwe Baumert. Glyphosat tötet alle grünen Pflanzen ab, sorgt für gleichmäßige Kornreife und landet anschließend in Brotgetreide und Backwaren. „Es erleichtert die Bodenbearbeitung, tötet Froschlaich im Gewässer, lagert sich im menschlichen Körper ab und ist in den gesundheitsschädlichen Auswirkungen gefährlich unerforscht“, kritisiert Uwe Baumert. Die Gefährlichkeit beziehungsweise das Risiko wird noch erhöht, weil Beistoffe als Netzmittel (zum Beispiel Tallowawine: sie können Keimzellen schädigen) beigefügt werden.
Sie sind skeptisch? Lassen Sie sich testen
Allen Befürwortern von Glyphosat empfiehlt der NABU-Experte Uwe Baumert einen Urincheck. Dafür gibt es zertifizierte Labore und der NABU hilft gerne weiter. Auch der Bundeskanzlerin Angela Merkel sei ein Check empfohlen - nach ihrer verniedlichenden Aussage: „Studien belegen, dass die Risiken nicht sehr groß sind.“ (Boldekow, Mecklenburg-Vorpommern, 18. August 2016). Glyphosat wird nicht gebraucht, da es erhebliche Forschungsdefizite sowie Risiken gibt und alternative Methoden der Bodenbearbeitung zur Verfügung stehen. Höchstes Ziel darf nicht die schnelle und kurzfristige Wildkrautvernichtung sein, sondern muss die langfristige Gesunderhaltung aller Lebewesen, Böden und Pflanzen sein.
In einer privat finanzierten Feldstudie zur Glyphosatbelastung der Bevölkerung von Oktober 2015 bis Januar 2016 wurden 2.009 Proben ausgewertet. In 99,6 Prozent (2.001) Proben war Glyphosat nachweisbar. Uwe Baumert dazu: „Eine solche Studie muss zwingend in größerem Rahmen durchgeführt werden und nicht wie die zitierte. Diese Studie litt darunter, dass jeder Teilnehmer annähernd 100 Euro bezahlen musste.“
Der NABU begrüßt, dass die EU-Staaten – zumindest vorerst – die Zulassung des umstrittenen Pflanzenvernichters Glyphosat nicht verlängert haben. Mehr →